Prof. Dr. Reinhard Herzog
Der Verbraucherpreisindex, dessen Veränderung von einer Periode auf die andere die bekannte Inflationsrate bildet, macht sich nicht nur in steigenden Warenpreisen bemerkbar. Für Gewerbetreibende richtet sich oft der Mietzins, sofern er einer Dynamisierungsklausel (auch Wertsicherungsklausel genannt) unterliegt, nach eben diesem Verbraucherpreisindex. Überschreitet dieser gewisse Schwellenwerte oder verändert er sich um eine festgelegte Zahl an Prozentpunkten, wird die Miete entsprechend angepasst. Dies passiert typischerweise im Abstand von einigen Jahren, dann allerdings ist der Sprung beträchtlich. Manche Verträge sehen hingegen eine laufende, jährliche Anpassung vor – die Miete steigt laufend im Takt der Inflationsrate. Bisweilen schlägt der Index auch nicht eins zu eins, sondern nur zu einem gewissen Prozentsatz auf die Miete durch. Das ist durchaus verhandelbar und z.B. in Mietverträgen von Einzelhandelsketten gang und gäbe.
Der Verbraucherpreisindex wird vom statistischen Bundesamt ermittelt. Neben dem typischerweise verwendeten allgemeinen Index der Verbraucherpreise gibt es weitere Indizes, welche die Preisentwicklung in verschiedenen Untergruppen bzw. Warengruppen beschreiben, wie für Nahrungsmittel und Getränke, Bekleidung und Schuhe, Wohnung und Energie, Gesundheitspflege, Freizeit und Unterhaltung und noch andere mehr. Insgesamt zählt man 12 „Abteilungen“, sprich Sub-Indizes.
Die Basis der Preisermittlung bildet der bekannte „Warenkorb“, der die Konsumgewohnheiten der privaten Haushalte in Deutschland abbildet. Enthalten sind Waren und Dienstleistungen, die u.a. vor Ort durch Preiserheber(innen) erfasst werden. So kommen monatlich rund 300.000 Einzelpreise zu Brutto-Endverkaufspreisen zusammen.
Der Korb wird den Verbrauchsgewohnheiten angepasst, kaum mehr nachgefragte Artikel verschwinden, andere treten hinzu. Die Preise werden zudem mengen- und qualitätsbereinigt. Wird z.B. die Packungsgröße bei unverändertem Preis verringert, wird dies in eine entsprechende Preiserhöhung umgerechnet, analog, falls für den gleichen Preis eine andere Leistung geboten wird. Der Einfluss dieser rechnerisch aufwendigen Bereinigungen ist jedoch eher gering. Zurzeit ist der Bereich Wohnen mit 32% am stärksten im Warenkorb gewichtet, es folgen Verkehr mit 13%, Freizeit, Unterhaltung und Kultur mit 11%, Nahrungsmittel inklusive alkoholfreie Getränke mit überraschend geringen 10% (Lebensmittel sind hierzulande am Einkommen gemessen sehr günstig...), Möbel und Haushaltsgeräte sowie Bekleidung liegen mit jeweils rund 5% schon ein ganzes Stück niedriger. Die restlichen knapp 25% verteilen sich auf Gaststätten und Beherbergung, Gesundheitspflege, Alkoholisches und Tabakwaren, Bildung, Telekommunikation sowie Sonstiges.
Unter www.destatis.de – Suche nach „persönlicher Inflationsrechner“ – können Sie Ihre Verbrauchsgewohnheiten eingeben und Ihre „eigene“ Inflationsrate errechnen lassen. Die Abbildung unten zeigt die Entwicklung des allgemeinen Verbraucherpreisindex seit 1991 mit dem Basisjahr 2010 = 100.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(16):7-7