Helmut Lehr
Durch einen Freistellungsauftrag können Sparer in gewissem Umfang den Kapitalertragsteuerabzug auf Zinsen und sonstige Kapitalerträge vermeiden. Das sogenannte Freistellungsvolumen (=maximale Höhe des Freistellungsauftrags) richtet sich nach dem jeweils aktuellen Sparer-Pauschbetrag, der zurzeit 801 €/Jahr beträgt und im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung berücksichtigt wird.
Hinweis: Eheleute, die zusammen veranlagt werden, können einen gemeinsamen Sparer-Pauschbetrag von 1.602 € beanspruchen.
Persönliche Identifikationsnummer notwendig
Seit dem 1. Januar 2016 ist ein Freistellungsauftrag nur wirksam, wenn dem jeweiligen Kreditinstitut die steuerliche Identifikationsnummer des Gläubigers der Kapitalerträge vorliegt. Bei gemeinsamen Freistellungsaufträgen muss der Bank auch die Identifikationsnummer des Ehegatten bekannt sein1).
Hinweis: Sollte sich nach dem 1. Januar 2016 herausstellen, dass die mitgeteilte steuerliche Identifikationsnummer nicht korrekt ist (z. B. Übermittlungsfehler), bleibt der Freistellungsauftrag dennoch wirksam, sofern die Bank im Laufe des Jahres die richtige Identifikationsnummer ermitteln kann2). Für gewöhnlich sollte dies in einem ersten Schritt durch direkte Nachfrage beim Kunden geschehen.
Wirkung von Verlusten
Ehegatten haben die Möglichkeit, einen gemeinsamen Freistellungsauftrag oder jeweils Einzel-Freistellungsaufträge zu erteilen. Der gemeinsame Freistellungsauftrag gilt sowohl für Gemeinschaftskonten als auch für Konten oder Depots, die auf den Namen nur eines Ehegatten lauten.
Haben Ehegatten Einzel-Freistellungsaufträge erteilt und hat einer der Partner Verluste aus Kapitalvermögen erzielt, besteht zunächst die Gefahr, dass sich der entsprechende Teil des gemeinsamen Freistellungsvolumens der Ehegatten, der auf den „Verlust-Partner“ entfällt, steuerlich gar nicht auswirkt.
Beispiel: Apotheker Nass erzielte 2015 Einnahmen aus Kapitalvermögen von 10.000 €. Seine Frau erzielte mit ihren Wertpapieren Verluste von 10.000 €. Der Bank gegenüber wurden Einzel-Freistellungsaufträge in Höhe von jeweils 801 € erteilt. Eine Verlustbescheinigung hat Frau Nass bei ihrem Kreditinstitut nicht beantragt.
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Der Freistellungsauftrag von Frau Nass hat sich steuerlich nicht ausgewirkt, weil sie keine positiven Einkünfte erzielt hat. Jedoch kann der insoweit nicht ausgeschöpfte Sparer-Pauschbetrag im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung der Eheleute bei den Kapitaleinkünften des Ehemanns berücksichtigt werden3).
Der gesamte von Frau Nass erzielte Verlust wird von der Bank in einen sogenannten Verlusttopf eingestellt und vorgetragen, sodass er für die Verrechnung mit künftigen Gewinnen bei dieser Bank zur Verfügung steht.
Hätte Frau Nass bis zum 15.Dezember 2015 (Ausschlussfrist!) bei ihrem Kreditinstitut eine Verlustbescheinigung beantragt, könnte der Verlust bereits im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung für 2015 mit den Gewinnen ihres Mannes verrechnet werden.
Hinweis: Sollte es zu einer Trennung der Ehepartner kommen, gilt das gemeinsame Freistellungsvolumen auch noch für das Jahr der Trennung. Deshalb könnte im Jahr der Trennung selbst noch für die Zeit nach der Trennung ein gemeinsamer Freistellungsauftrag erteilt werden. Allerdings müsste dieser dann für das Folgejahr in Einzelaufträge korrigiert werden.
1) Vgl. bereits AWA-Ausgabe Nr. 21 vom 1. November 2015, Seite 13 und 14.
2) Vgl. Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 18. Januar 2016, Aktenzeichen IV C 1 - S 2252/08/10004 :017.
3) Vgl. Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 18. Januar 2016, Aktenzeichen IV C 1 - S 2252/08/10004 :017.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(05):17-17