Doris Zur Mühlen
Bei Investitionen, die bekanntermaßen über mehrere Jahre in der Apotheke genutzt werden, muss man hinsichtlich der Liquiditäts- und der Gewinnebene unterscheiden. Im Zeitpunkt des Kaufs fließt der gesamte Kaufpreis liquiditätsmäßig ab. Im Jahr der Anschaffung wird jedoch nur ein Teil der Anschaffungskosten zu Betriebsausgaben. Grund ist das Prinzip der periodengerechten Aufwands- und Ertragsermittlung. Dieses schreibt vor, dass die Anschaffungskosten einer Investition über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts zu verteilen sind. Zu beachten ist, dass bei unterjährigen Investitionen im Anschaffungsjahr nur eine zeitanteilige Abschreibung erfolgt.
Vergleichsrechnung anstellen
Zur Beurteilung des Steuerspareffekts einer Investition sollte eine Vergleichsrechnung durchgeführt werden. Hierbei ist nicht die erzielte Steuerentlastung das wichtigste Entscheidungskriterium, sondern die Liquidität des Apothekers. Ob sich die Investition für ihn finanziell überhaupt darstellen lässt, zeigt der verbleibende Verfügungsbetrag.
Nehmen wir folgenden Sachverhalt an: Apotheker A hat von seinem Berater die Empfehlung erhalten, eine Investition zu tätigen, um von den zusätzlichen Abschreibungen zu profitieren und die Steuerlast am Ende des Jahres zu senken. Nun steht er vor der Entscheidung, in eine neue Apothekeneinrichtung zu investieren. Die aktuelle Einrichtung ist bereits komplett abgeschrieben, könnte jedoch noch einige Jahre genutzt werden.
Für die neue Einrichtung müsste A 80.000 € investieren, die über ein Darlehen finanziert werden sollen. Bei einem Zinssatz von 3 % ergeben sich, wenn man mittlere Finanzierungskosten ansetzt, Zinsaufwendungen in Höhe von 1.200 € pro Jahr (80.000 €/2 x 3 %). Die Darlehenslaufzeit wird mit 8 Jahren vereinbart und entspricht insofern der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer der Einrichtung. Durch die identischen Laufzeiten wird sichergestellt, dass die Tilgungsraten des Darlehens aus den Abschreibungen refinanziert werden können. Der Gewerbesteuerhebesatz soll 380 % betragen, wodurch faktisch keine effektive Gewerbesteuerbelastung entsteht.
Zur Überprüfung des Steuerspareffekts und der Änderung seiner Liquidität erstellt A eine Vergleichsrechnung mit und ohne Durchführung der möglichen Investition zum Beginn des Geschäftsjahres.
Dem Steuerspareffekt aus Abschreibungen und Zinsen von 4.000 € p.a. (33.300 € ./. 29.300 €) steht eine erhöhte Liquiditätsbelastung von 7.200 € p.a. (59.700 € ./. 52.500 €) gegenüber, durch die Mehrbelastung in Form der Tilgungs- und Zinszahlungen.
Diese Vergleichsrechnung zeigt, dass A durch die Investition in eine neue Einrichtung zwar Steuern in Höhe von 4.000 € p.a. über einen Zeitraum von 8 Jahren sparen kann, jedoch kann er sich die Investition wirtschaftlich und liquiditätsmäßig nicht leisten, denn ihm fehlen 5.500 € p.a.
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Investitionen sind unabdingbar, um im Apothekenmarkt der Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Rahmen der strategischen Planung der Apotheke sollte die Möglichkeit einer Steuerentlastung immer geprüft werden, aber nicht allein Motivation einer Investition sein. Diese muss notwendig und wirtschaftlich sinnvoll für das Unternehmen sein. Anschaffungen aus rein steuerlichen Gründen sind nicht zu empfehlen und dürfen nicht zu finanziellen Engpässen führen.
Es gibt allerdings Gestaltungsmöglichkeiten zur Erhöhung der steuerlichen Effekte bei Investitionen. Beispielsweise gewährt die Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags gemäß §7g EStG die gewinnmindernde Berücksichtigung einer innerhalb der nächsten drei Jahre beabsichtigten Investition. Begünstigt ist die Anschaffung von beweglichen neuen oder gebrauchten Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens. Regale und Regalwände sind bei Apotheken den beweglichen Wirtschaftsgütern zuzuordnen, wenn sie der Warenpräsentation dienen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags ist ein steuerliches Betriebsvermögen von nicht mehr als 235.000 € am Schluss des Wirtschaftsjahres der Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags. Kommt es nicht zu der beabsichtigten Investition, erfolgt eine Steuernachzahlung mit einer Verzinsung von 6 % p.a. (§233a AO).
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Bleiben wir beim Beispielfall von Apotheker A, nur mit der Änderung, dass er im Jahr 1 die Investition plant und diese erst in Jahr 2 tätigt. Somit kann er im Jahr 1 seinen steuerlichen Gewinn durch den Investitionsabzugsbetrag (maximal 40 % der Anschaffungskosten) um 32.000 € mindern. Der Investitionsabzugsbetrag ist aufgrund einer komplizierten Regelung gemäß § 7g Absatz 2 Satz 1 und 2 einmal hinzuzurechnen und gleichzeitig wieder abzuziehen. Im Jahr der Anschaffung und in den vier Folgejahren besteht zusätzlich die Möglichkeit von Sonderabschreibungen gemäß § 7g Absatz 5 EStG von bis zu 20 %. Nach Ablauf dieses Zeitraums wird der Restbuchwert auf die verbleibende Abschreibungsdauer verteilt. Im Beispielfall nimmt A im Jahr 2 den maximalen Herabsetzungsbetrag und die maximale Sonderabschreibung in Anspruch. Durch die Herabsetzung wird jedoch die Bemessungsgrundlage der Abschreibungen in der Folgezeit um 32.000 € auf 48.000 € reduziert. Im Zeitraum von Jahr 3 bis Jahr 6 erfolgt eine Normalabschreibung auf die Bemessungsgrundlage von 48.000 € und von Jahr 7 bis Jahr 9 eine Restwertabschreibung auf den Restbuchwert von 8.400 €. Die Entwicklung von Abschreibungen und Steuerentlastungen, ohne Berücksichtigung der Finanzierungskosten, zeigt die nachfolgende Tabelle.
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In Summe erzielt A, bei einem konstanten Steuersatz von 35%, eine Steuerentlastung in Höhe von 28.000 €. Dies entspricht exakt der Steuerentlastung, die er auch linear verteilt über 8 Jahre durch die normale Abschreibung erzielt hätte. Ein Vorteil wird nur durch das Vorziehen der Steuerentlastung und die somit freigewordene Liquidität geschaffen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(06):13-13