Prof. Dr. Reinhard Herzog
Was sich bereits abgezeichnet hat, ist nun mit den Wirtschaftstagen in Berlin und den betriebswirtschaftlichen Auswertungen (siehe Seite 7 ff.) bestätigt worden: 2015 war wirtschaftlich ein ganz ordentliches Jahr. Die statistische Durchschnittsapotheke kann sich im Einkommen durchaus knapp mit Allgemein- und Kinderärzten messen. Das Signal an die Politik könnte also lauten: Alles im grünen Bereich, kleine kosmetische Korrekturen (Rezepturpreise, BtM-Gebühr) reichen.
Leider ist bei uns nur noch wenig durchschnittlich. Der Bürokratie-Irrsinn und die Gängelei dürften sich am obersten Ende im Branchenvergleich abspielen. Aber auch hinsichtlich der Gewinne sagt der Durchschnitt nicht mehr viel. Zumal selbst die stark gespreizte Umsatzverteilung der Apotheken nur die halbe Wahrheit darstellt, landen doch mehrere Gewinne einzelner Apothekenbetriebsstätten in einem Topf der Filialisten. Von etlichen Familiendynastien teils über mehrere Generationen nicht zu reden ... Es kann also so gut verdient werden wie selten zuvor in unserer Branche – von immer weniger „Top-Playern“. Zwar ist die Erlangung dieser Top-Gewinne auch dort heute keinesfalls mehr „vergnügungssteuerpflichtig“, aber die Aussichten, weiter Marktanteile zu gewinnen, sind gut.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass wir zwei Hauptprobleme haben: die Überregulierung und die Einkommensgerechtigkeit innerhalb unseres Berufsstandes. Kaufmännisch sind die Ergebnisse konsequent, für einen „freien Beruf“ mit eigenen Spielregeln sind sie jedoch ein Alarmruf.
Es grüßt Sie herzlichst,
Dr. Reinhard Herzog
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(10):2-2