Auch für Führungskräfte gilt

Bleiben Sie gesund!


Ute Jürgens

Was brauchen Führungskräfte, um gesund zu bleiben? Wenn überhaupt, achten viele Apothekenleiter zuerst auf die Gesundheit der Angestellten. Die eigenen Bedürfnisse werden oft gar nicht wahr- oder ernst genommen. Doch zum Führen gehört mehr als eine gute Konstitution.

Das eigene Wohlergehen hintanzustellen, ist das Los der Selbstständigen – so eine landläufige Meinung. Sicher sind die Gedanken auch in der Freizeit häufig in der Apotheke, doch dieser „Dauerbetrieb“ im Gehirn ist schädlich. Warum sind Sie selbstständig? Was daran gefällt Ihnen? War es vorprogrammiert, da der elterliche Betrieb übernommen werden konnte? Was haben Sie sich davon versprochen und ist das eingetreten, sind Sie froh und zufrieden?

Wie die Antworten auch ausfallen mögen, eine Fürsorgepflicht sich selbst gegenüber haben Sie allemal – hängt doch von Ihrem „guten Zustand“ auch das Wohl und Wehe der Belegschaft ab. Aus Untersuchungen weiß man, dass fröhliche Führungskräfte ihre Mitarbeiter stärker inspirieren und begeistern können, die Arbeitsleistung steigt.

Diese Fröhlichkeit – wo kommt die her? Natürlich sind Sie nicht immer gleich gut aufgelegt, Sie brauchen auch nicht den Kasper zu spielen, es ist vollkommen normal, dass es auch mal Unlust und Müdigkeit gibt. Aber nur wenn die Arbeit Spaß macht, können Sie Ihr Team und sich auf lange Zeit motivieren. Das gelingt, wenn es in Ihrem Leben genug Freiraum für anderes als die Pharmazie in allen Schattierungen gibt. Um gut führen zu können, sollte man in sich ruhen.

Räumen Sie daher unnötige Störungen aus dem Weg: Ablenkungen, Kränkungen, fehlende oder zu viele Informationen, Selbstzweifel oder Arbeitsmaterial, was beschädigt ist und über das man sich immer wieder ärgert.

Welche Einstellung haben Sie gegenüber Ihren Mitarbeitern? Glauben Sie, dass diese nur zum Geldverdienen zur Arbeit kommen und nicht, um sich und ihre Fähigkeiten einzubringen, dazuzulernen und sich weiter zu entwickeln? Trauen Sie ihnen wenig zu und haben kein persönliches Interesse? Mit dieser inneren Haltung machen Sie es auch sich schwer und blockieren die Leistung des Teams. Gerade die Apotheke mit vielen Mitarbeitern auf engem Raum ist ein soziales Gefüge mit feinen Antennen, Ihre Einstellung wird nur allzu deutlich. Natürlich können Sie nicht einfach beschließen, besser von Ihren Angestellten zu denken; was hilft, ist zum Beispiel die Überlegung, was Sie ihnen alles verdanken, oder die Beobachtung, wie sie sich kontinuierlich engagieren – das ist längst nicht in allen Firmen so verlässlich. Was wären Sie ohne Ihr Team?

Wie schützen Sie sich?

Das Thema Stress haben wir an dieser Stelle schon häufiger eingehend behandelt, auch die Wichtigkeit von Ernährung, regelmäßiger Bewegung und dergleichen, daher gehe ich hier nicht weiter darauf ein.

Wenn Sie als Chef Fürsorgepflicht den Mitarbeitern gegenüber haben, heißt das nicht, dass Sie alles selbst lösen müssen, was an Problemen auftaucht. Größere Konflikte im Team, schwierige psychische Phasen Einzelner, Depressionen: Grenzen Sie sich ab und holen Sie die Hilfe von Profis. Ziehen Sie bei Teamangelegenheiten z.B. Konflikttrainer hinzu oder fordern Sie Mitarbeiter mit Wissenslücken dazu auf, diese durch entsprechende Fortbildungen zu schließen. Was auf jeden Fall nicht hilft, ist das Wegschauen, eine „Begabung“ nicht weniger Apothekenleiter. Wenn diese sich äußern, dann gerne mit einem „Das ist nicht mein Problem“ oder „Macht das unter euch aus!“. Viele Mitarbeiter fassen das als Gleichgültigkeit, Desinteresse und Missachtung auf.

Die Psychotherapeutin Anne Katrin Matyssek empfiehlt eine recht effektive Grundhaltung, wenn es im Getriebe knirscht: „Das, was die Psyche zeigt, ist immer die für sie bestmögliche Lösung. Auffälliges Verhalten ist ein Lösungsversuch zur Stillung eines Bedürfnisses. Fragen Sie nach dem Bedürfnis dahinter!“ Letzteres überlassen Sie natürlich dem Therapeuten, wenn es um stärkere Schieflagen geht.

Die Autoren Anja Förster und Peter Kreuz raten zu klaren Entscheidungen, das entspannt. Lavieren Sie nicht hin und her, sondern übernehmen Sie Verantwortung für das, was für Sie richtig ist. Sagen Sie „Nein“ zu den Dingen, die Sie belasten. Delegieren Sie die Tätigkeiten, die Ihnen auch nach längerer Zeit noch schwerfallen, an das Team oder an externe Dienstleister. Es gibt auch genug zu tun, wenn Sie sich auf Ihre eigenen Fähigkeiten und Talente konzentrieren.

Wie stärken Sie sich?

Welche Antworten fallen Ihnen spontan auf diese Frage ein? Nehmen Sie öfter Ihre „Stärkungsmittel“ ein, mag es sich um Hobbys, soziale Kontakte, Kultur oder leckeres Essen handeln. Oder sind es bestimmte Gerüche, das Aufsuchen Ihrer persönlichen „Kraftorte“ in der Wohnung und Umgebung, Farben, die Sie auf sich wirken lassen, oder Bilder? Noch einen Tipp für Wohlbefinden zitiert die Trainerin Dr. Alexandra Bischoff aus der Glücksforschung: Überlegen Sie jeden Abend, wofür Sie dankbar sind. Die Freude, die Sie dadurch empfinden, stärkt. Eine weitere Frage von ihr: Wann verspüren Sie Lebenslust und Vitalität? Wie verhalten Sie sich dann?

Gelingt es Ihnen, Ihr Team erfolgreich zu leiten, wirkt das auch wieder auf Sie selbst zurück, es ist ein Kreislauf. Die so oft geforderte Wertschätzung bedeutet nicht nur ein angemessenes Gehalt oder Lob, sondern Sie zeigen sie auch, indem Sie zum Beispiel

  • stets freundlich sind,
  • Respekt erweisen,
  • die Angestellten als interne Berater befragen,
  • Ihre Mitarbeiter bei Entscheidungen beteiligen,
  • Verständnis und öfter mal Interesse zeigen,
  • verlässlich sind,
  • das Selbstvertrauen des Teams stärken,
  • Vertrauen haben und
  • sich bedanken.

Wenn Veränderungen anstehen, reagieren wir aus Nichtwissen oft mit Unsicherheit und Widerstand. Kaum jemand hat Lust auf Neues, wenn er nicht genau weiß, was da auf ihn zukommt. Daher ist es besser, Offenheit und Transparenz zu zeigen, das Team frühzeitig zu informieren und Fragen nicht zu blockieren, sondern gemeinsam zu eruieren. Erkundigen Sie sich nach den Befürchtungen, die immer automatisch entstehen, und besprechen Sie diese: Wie wahrscheinlich ist das Eintreten des schlimmsten Falles und wie reagieren WIR dann? Bleiben Sie im gemeinsamen Boot, anstatt – mit dem Ruder in der Hand – am Ufer zu verharren und das Team alleine loszuschicken.

Sie verbringen einen großen Teil Ihres Lebens bei der Arbeit. Erlauben Sie sich, dabei Spaß und Freude zu empfinden! Wenn Sie umständehalber weit davon entfernt sind, bewegen Sie sich gezielt, geplant und bewusst in kleinen Schritten darauf zu. Oder haben Sie keine Hoffnung mehr? Dann steigen Sie rechtzeitig aus, anstatt sich noch jahrzehntelang zu quälen und dabei möglicherweise auch Ihren Kollegen und Ihren Kunden zu schaden.

Ute Jürgens, Kommunikationstrainerin und Einzelcoach, KomMed, 28865 Lilienthal, E-Mail: KomMed@freenet.de

Buch-Tipps

Alexandra Bischoff: Mein Weg zu mehr Gelassenheit – Ein Impuls- und Notizbuch für innere Stärke und Balance. Ellert & Richter (2016) 12,95€

Anja Förster, Peter Kreuz: NEIN – Was vier mutige Buchstaben im Leben bewirken können. Pantheon (2016) 14,99€

Anne Katrin Matyssek: Mehr als nur Gesundheit: Was Führungskräfte brauchen. Damit Sie mit Ihrem Team erfolgreich bleiben. BoD (2016) 14,80€

gern zu bestellen beim Deutschen Apotheker Verlag Telefon: 0711/2582 341, Telefax: 0711/2582 290, E‑Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(06):11-11