Prof. Dr. Reinhard Herzog
Der niederländische Versender DocMorris bleibt seiner Linie treu und setzt weiterhin auf medienwirksame Provokationen. So wurde am 19. April die lange angekündigte DocMorris-Pseudo-Apotheke, bestehend aus einem Videoterminal und einem Kommissionierer, in den Räumen der ehemaligen Brunnen-Apotheke im baden-württembergischen Hüffenhardt eröffnet. Deren Schließung hatte seinerzeit überhaupt erst dazu geführt, dass DocMorris die Lücke im nun apothekenlosen – aber mittlerweile von zwei auswärtigen Apotheken mit Rezeptsammelstellen versorgten – Hüffenhardt füllen wollte. Lange hielt die Freude des niederländischen Versenders über seinen neuesten Coup jedoch nicht vor: Schon am 21. April wurde die Abgabestelle vom Regierungspräsidium Karlsruhe wieder geschlossen.
Eigentlich war nach dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober zu erwarten, dass auch die deutschen Versender Rx-Boni gewähren und so per Gericht eine Gleichbehandlung mit den ausländischen Versendern anstreben würden. Doch die wollen offenbar – möglicherweise nicht zuletzt aus Furcht vor hohen Abmahnkosten – erst einmal abwarten. Das stellte Heinrich Meyer, leitender Apotheker von Sanicare und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA), gegenüber DAZ.online klar: „Lösungen suchen wir immer im gesetzlich zulässigen Rahmen. Eine gerichtliche Klärung streben wir derzeit nicht an.“
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(09):2-2