Dr. Andreas Nagel
Notieren Sie zunächst alle Dinge und Aktivitäten, die Ihnen in der Advents- und Weihnachtszeit besonders wichtig sind, z.B. dass die ganze Familie zusammenkommt, dass Sie ausreichend Zeit zur Entspannung haben, dass Sie den Weihnachtsgottesdienst besuchen oder dass weniger Aufwand bei den Geschenken betrieben wird. Arbeiten Sie dann gezielt auf diese persönliche Wunschvorstellung hin. Laden Sie also nicht voreilig Verwandte für den ersten Feiertag ein, wenn Sie an diesem Tag gerne eine bestimmte Veranstaltung besuchen möchten.
Entscheiden Sie auch, auf welche bisherigen Aktivitäten Sie in diesem Jahr bewusst verzichten möchten. Wenn Sie auf viele Weihnachtsfeiern eingeladen werden, besuchen Sie in diesem Jahr vielleicht nur ausgewählte Veranstaltungen. Begrenzen Sie Ihre Anwesenheit außerdem auf ein zeitliches Minimum. So haben Sie anschließend noch etwas Zeit für die Familie.
Termine rechtzeitig planen
Schauen Sie sich spätestens Anfang Dezember Ihren Kalender an und notieren Sie, welche Tätigkeiten bis zu welchem Zeitpunkt erledigt werden müssen. Ein schriftlicher Zeitplan entlastet das Gedächtnis und sorgt dafür, dass nichts Wichtiges vergessen wird. Planen Sie dabei auch Erholungs- und Entspannungszeiten fest ein. Überlegen Sie, ob es berufliche Aufgaben oder Projekte gibt, die im laufenden Jahr in Vergessenheit geraten sind, die aber vor dem Jahreswechsel noch unbedingt erledigt werden müssen. Wenn Sie unerledigte Aufgaben bereits Anfang Dezember erkennen, bleibt meist noch genügend Zeit, um sie in Ruhe abzuschließen.
Tätigkeiten verteilen
Weihnachten ist ein Familienfest. Daher sollte auch die gesamte Familie bei der Planung und Gestaltung mitwirken. Besprechen Sie, welches Familienmitglied in der Advents- und Weihnachtszeit für welche Aufgaben zuständig ist: Wer kauft und schreibt die Weihnachtskarten? Wer kauft und schmückt den Baum? Wer holt Gäste vom Bahnhof ab? Wer kümmert sich um die Speisen und Getränke?
Die Aufgaben lassen sich je nach Alter verteilen: Das Tisch-Decken oder das Wohnzimmer-Dekorieren sind Tätigkeiten, die z.B. auch jüngere Kinder übernehmen können. Ein schöner Nebeneffekt: Viele Kinder freuen sich, wenn sie bei den Vorbereitungen mithelfen dürfen und anschließend ein Lob erhalten.
Abläufe gemeinsam festlegen
Legen Sie für die Advents- und Weihnachtstage mit Ihrer Familie gemeinsame Aktivitäten und Abläufe fest, auf die sich jeder einstellen kann. In der Adventszeit kann das der gemeinsame Besuch des Weihnachtsmarktes sein, am Heiligabend der Besuch der Nachmittagschristmesse. Wenn Kinder diese Abläufe vorab kennen oder mitgestalten können, unterbleibt meist auch die wiederholte Frage, wann endlich die Bescherung stattfindet.
Ältere Kinder möchten am Heiligabend vielleicht gerne noch etwas mit Freunden unternehmen. Akzeptieren Sie, dass ab einem bestimmten Alter die Freunde wichtiger werden als die Familie, und vereinbaren Sie einen Kompromiss: Die gesamte Familie trifft sich zur Bescherung und zum Essen. Danach können die Kinder mit ihren Freunden feiern gehen.
Klären Sie auch die Erwartungen im Verwandtenkreis: Wer möchte von Ihnen eingeladen oder besucht werden? Wer erwartet, von Ihnen beschenkt zu werden, und wer möchte Sie beschenken? Auch wenn Sie zu wissen glauben, was Ihre Mitmenschen von Ihnen erwarten: Sprechen sie trotzdem einmal mit Ihren Lieben! Vielleicht geht es denen ähnlich wie Ihnen, und sie sind mit einem deutlich geringeren Zeit- und Geldeinsatz vollkommen zufrieden.
Bevor Sie zu Weihnachten die gesamte Verwandtschaft besuchen und dazu viele Kilometer fahren, ist oft die Frage sinnvoll: „Muss ich Menschen, die ich sonst das ganze Jahr nicht sehe, ausgerechnet an den Weihnachtstagen besuchen oder einladen?“ Schlagen Sie bei Bedarf einen zeitnahen Alternativtermin für ein gemeinsames Essen vor.
Stressfaktor Geschenke
Ein großer Zeitfresser in der Vorweihnachtszeit ist die Suche nach passenden Geschenken in überfüllten Kaufhäusern mit langen Warteschlangen. Überdenken Sie deshalb Ihren bisherigen Umgang mit Geschenken und prüfen Sie folgende Alternativen:
- Bei Kindern und Jugendlichen ist Geld ein sehr beliebtes Weihnachtsgeschenk, das Ihnen eine zeitraubende Suche erspart.
- Innerhalb der Familie können Sie „wichteln“: Jeder besorgt nur ein einziges Geschenk für eine bestimmte Person. Über die Zuteilung wird vorher per Los entschieden.
- Nur die Kinder bekommen Geschenke, die Erwachsenen genießen einfach das schöne Fest. Das eingesparte Geld können Sie gemeinsam für einen guten Zweck spenden.
Nur kein Perfektionismus
Das gesamte Weihnachtsfest soll natürlich möglichst perfekt und harmonisch ablaufen. Weihnachtskataloge präsentieren perfekte Dekorationen in strahlenden Wohnungen, und Nachbarn übertreffen sich gegenseitig mit Lichterketten und Außenbeleuchtungen. Auch die eigene Wohnung muss dann natürlich auf Hochglanz geputzt, das Essen perfekt zubereitet werden. Und der Baum sollte beeindruckend geschmückt sein. Mit solchen Idealvorstellungen im Kopf bestehen allerdings nur geringe Aussichten auf ein wirklich besinnliches Fest.
Akzeptieren Sie, dass auch zu Weihnachten nicht alles perfekt sein muss und dass es auch zum Fest kleine Missgeschicke oder Meinungsverschiedenheiten geben kann. Wenn der Weihnachtsbaum nicht ganz gerade ist, dann wird er eben besonders liebevoll geschmückt. Und auch ein misslungener Nachtisch ist nicht unbedingt gleich eine Katastrophe. Das Wichtigste ist doch, dass die gesamte Familie eine schöne Zeit miteinander verbringt.
Für den Fall, dass die persönliche Beziehung zwischen einzelnen Familienmitgliedern nicht besonders gut ist: Laden Sie zusätzlich Freunde oder Bekannte ein, in deren Gegenwart familiäre Streitthemen normalerweise nicht angesprochen werden. Und auch ein längerer, gemeinsamer Spaziergang nach dem Essen dient dazu, von Konfliktthemen abzulenken.
Zeit zur Besinnung
Die Advents- und Weihnachtszeit ist immer ein guter Anlass, um in Ruhe über das vergangene Jahr nachzudenken: „Was war gut? Was war nicht gut? Was soll sich ändern? Was soll das nächste Jahr bringen?“
Gönnen Sie sich bewusst Auszeiten: Bei einem Spaziergang, einem Termin im Kosmetik-/Massagestudio, einem Saunabesuch oder in einem Schaumbad können Sie innerlich zur Ruhe kommen und abschalten. Außerdem laden schöne Weihnachtsmärkte zu einem abendlichen Besuch oder einem entspannten Wochenend-Trip in eine andere Stadt ein.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(23):14-14