Dr. Hubert Ortner
Liebe Leserinnen und Leser,
gleiches Geld für gleiche Leistung. Was nach gewerkschaftlicher Plattitüde klingt, fasst in Wirklichkeit die Vergütung für Sie als Apotheker zusammen, so Sie denn demnächst zur Spritze greifen: Für jede Covid-19-Impfung winken werktags 28 Euro und an Wochenenden 36 Euro – exakt dasselbe (Brutto-)Honorar wie für Ärzte. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist tatsächlich ein Sieg des Pragmatismus über ärztliche Standesdünkel. Die entscheidende Frage lauet jedoch: Welche Halbwertszeit ist der neuen Corona-Impfverordnung beschieden? Das dürfte zugleich der Lackmustest für den neuen Bundesgesundheitsminister werden: Hält Karl Lauterbach auch dann noch an der paritätischen Vergütung von Ärzten und Apothekern fürs Impfen fest, wenn die Zahl der Impfwilligen sinkt und zugleich der standespolitische Druck vonseiten seiner "Berufskollegen" wächst? Oder tritt er dann in die Fußstapfen seines Vorgängers, dessen Honorar-Halbwertszeiten eher an Zerfallskurven hochradioaktiver Isotope als an seriöse Planungen erinnerten …?
Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn die Covid-19-Impfung in der Offizin nicht bis ins Detail geregelt wäre. Und die ABDA wäre nicht die ABDA, wenn sie ihre Bedenken, was doch alles schief laufen könnte, nicht deutlich stärker betonen würde als die einmalige Chance für unsere Branche. Ganz zu schweigen von der Sorge, den armen Ärzten womöglich den Impfstoff wegzunehmen. Als ob das Corona-Virus unterscheiden würde, wer das Vakzin verabreicht hat. Lassen Sie sich von all dem nicht ausbremsen: Krempeln Sie die Ärmel hoch, so wie es demnächst auch die Impfwilligen in ihrer Apotheke tun werden – und überlassen Sie das Bremsen getrost den professionellen Bedenkenträgern!
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr
Dr. Hubert Ortner
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(02):2-2