Interview mit Ralf König, Apotheker und Director Pharmacy im HIH

"Pure Verhinderung bringt keine Glückseligkeit"


Dr. Hubert Ortner

Als Mitglied des Health Innovation Hub war Ralf König mitten drin im politischen Ringen um die Ausgestaltung des E-Rezepts. Am meisten verwundert hat ihn, dass die ABDA lange nicht einmal gesprächsbereit war und damit viele Chancen für die stationären Apotheken verspielt hat.

Ralf König: "Wir sollten als Apotheker zunächst die Chancen, die das E-Rezept bietet, sehen. Dass es zugleich Risiken gibt, ist unstrittig, weil mit dem E-Rezept der Weg zur Online-Apotheke leichter und kürzer wird."

Herr König, wie sehr hat es Sie überrascht, dass der Start des E-Rezepts auf unbestimmte Zeit verschoben wird?

König: Am Ende überhaupt nicht. Es hatte sich im Vorfeld deutlich abgezeichnet, dass eine Verschiebung alternativlos sein würde.

Die Einführung des E-Rezepts zum 1.1.2022 wäre nicht darstellbar gewesen, und es gab auch keine Notwendigkeit dafür: Angesichts der Corona-bedingten Herausforderungen gibt es viel Verständnis für die Verschiebung. Jetzt gilt es, die Testregion unter Aufsicht der Gematik flächendeckend auszuweiten: Es braucht möglichst viele lokale Kooperationen zwischen Ärzten und Apotheken, die das E-Rezept mit den unterschiedlichen Software-Ausstattungen testen.

Gerade mal 42 E-Rezepte wurden im Zuge des Pilotprojekts in Berlin-Brandenburg erfolgreich durchgeschleust – im Echtbetrieb sollen es einmal 2 Millionen täglich sein. Wieso hat sich die Politik so schwer getan, nicht schon deutlich früher – statt eine Minute vor zwölf – zuzugeben, dass die flächendeckende Einführung des E-Rezepts zum 1.1.2022 eine Utopie ist?

König: Der knappe Zeitplan hatte mehrere Ursachen – Corona, die zu langsame Umsetzung durch die Software-Anbieter und am Ende der Regierungswechsel. Zudem ist die ärztliche Selbstverwaltung gegenüber Veränderungen sehr zurückhaltend. Wenn etwas eine feste Größe in den letzten 18 Jahren Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen war, dann die Lernerfahrung: Fristen und Termine muss man nicht allzu ernst nehmen. Schauen wir uns beispielhaft den bundesweiten Medikationsplan an: Ab fünf Medikamenten sind Ärzte verpflichtet, einen solchen Plan auszustellen – umgesetzt hat dies kaum jemand.

Zu viel Zuckerbrot, zu wenig Peitsche also?

König: Tatsächlich gab es in der ärztlichen Selbstverwaltung über viele Jahre einen eingespielten Circus Vitiosus: Der Gesetzgeber beschließt eine Verordnung, diese wird nicht umgesetzt, und am Ende werden als Incentive zusätzliche Anreize geschaffen, diese doch noch umzusetzen. Jens Spahn hat diesen Kreislauf durchbrochen und damit einen Kulturwandel herbeigeführt: Er hat als erster Bundesgesundheitsminister konsequent auf das Prinzip Zuckerbrot und Peitsche gesetzt.

"Als Apotheker sollten wir aus der Vergangenheit gelernt haben, dass pure Verhinderung auch nicht die Glückseligkeit bringt. Gut, dass wir beginnen, die langjährige, standespolitische Tiefschlafphase hinter uns lassen und endlich vom Verhindern zum Mitgestalten übergehen."

Und sich damit mit Sicherheit nicht nur Freunde gemacht …

König: Bestimmt nicht. Diesbezüglich möchte ich wirkliche eine Lanze für Jens Spahn brechen: Er hat unheimlich viel angestoßen, um 15 Jahre digitales Nirwana im Schnellverfahren aufzuholen. Auch wenn er nicht vom Fach war, so hat er sich tief in die Materie eingearbeitet. Jens Spahn hatte eine klare Agenda und er traf ebenso klare Entscheidungen – auch unpopuläre.

So war es seine feste Überzeugung, dass ein Rx-Versandverbot nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt. Das mag uns Apothekern nicht gefallen haben – aber davon ließ er sich nicht beirren.

Jens Spahn hat enorm viel für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens geleistet. Ohne ihn hätte es in Deutschland auch in fünf Jahren noch kein E-Rezept, keine elektronische Patientenakte und andere digitale Grundlagen gegeben. Unter Spahns Führung ist Deutschland in einigen Themenfeldern tatsächlich vom digitalen Schlusslicht zum weltweiten Vorbild geworden.

Wie schätzen Sie seinen Nachfolger diesbezüglich ein: Ist Karl Lauterbach ähnlich digital-affin und durchsetzungsstark?

König: Es war zumindest sehr auffällig, dass Herr Lauterbach in seinen ersten öffentlichen Auftritten das Wort Digitalisierung noch nicht einmal in den Mund genommen hat. Natürlich ist verständlich, dass seine Prioritäten zunächst ganz klar bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie lagen. Das heißt aber nicht, dass alle anderen "Baustellen" unwichtig sind und erst einmal liegenbleiben können.

"Die gesundheitspolitischen Sprecher mehrerer Parteien haben mir gesagt: Wir reden nicht mehr mit den Herren der ABDA, weil die ohnehin zu allem nur Nein sagen. Das war natürlich ein Fiasko, weil man so überhaupt nichts erreicht. Zum Glück hat sich mit der Wahl von Gabriele Overwiening vor einem Jahr einiges verändert."

Wie bewerten Sie rückblickend Ihre gut zweijährige Mitarbeit als Vertreter der Apothekerschaft (Director Pharmacy) im Berliner Health Innovation Hub (HIH), der sich zum Jahresende planmäßig aufgelöst hat?

König: Das war eine einmalige Chance und auch Ehre, hier mitzuarbeiten. Und es war – nach 25 Jahren Selbstständigkeit – eine reizvolle Erfahrung, mal wieder Angestellter in einem Team von 14 Experten zu sein. Meines Erachtens waren zwei Gründe ausschlaggebend für die erfolgreiche Arbeit des HIH: Erstens wurden wir zwar durch das BMG bezahlt, waren aber nicht weisungsgebunden. Damit waren wir sozusagen ein freies Radikal in Berlin. Zweitens war die zeitliche Befristung wichtig: Was man in drei Jahren nicht schafft, wird auch durch noch mehr Zeit nicht gelöst. Wirklich beeindruckt hat mich die leidenschaftliche Arbeit und Offenheit des Teams von Gottfried Ludewig und Christian Klose im BMG.

Wenn Sie das E-Rezept aus der Apothekerbrille anschauen: Überwiegen aus Ihrer Sicht die Chancen oder Risiken, die mit der Digitalisierung der Muster 16-Vordrucke verbunden sind?

König: Das ist eine ganz schwierige Frage. Wir sollten als Apotheker zunächst die Chancen sehen: Die liegen in der administrativen Vereinfachung, Retaxsicherheit sowie in der soliden Basis für eine bessere Arzneisicherheit und Beratung. Dass es zugleich Risiken gibt, ist unstrittig, weil mit dem E-Rezept der Weg zur Online-Apotheke leichter und kürzer wird. Unstrittig ist: Dem E-Rezept gehört die Zukunft.

In der Tat eröffnet das E-Rezept eine gefährliche neue Abzweigung weg vom bisherigen rosafarbenen Standardweg in die Vor-Ort-Apotheke hin ins digitale "Nirwana", wo DocMorris & Co. schon Gewehr bei Fuß stehen.

König: Das ist außer Frage eine große Herausforderung. Und DocMorris ist noch nicht einmal die größte Gefahr: Da stehen noch ganz andere in den Startlöchern. Auf der anderen Seite sollten wir als Apotheker aus der Vergangenheit gelernt haben, dass pure Verhinderung auch nicht die Glückseligkeit bringt. Gut, dass wir beginnen, die langjährige, standespolitische Tiefschlafphase hinter uns zu lassen und endlich vom Verhindern zum Mitgestalten überzugehen.

Freilich ist mir bewusst, dass diese Verhinderungshaltung uns Apotheken lange vor Veränderungen und damit Konkurrenz geschützt hat. Doch hat sich spätestens mit dem Smartphone die Lebensrealität der Menschen stark in Richtung digitale Technologien gewandelt, dem können wir uns nicht auf Dauer entziehen.

"Jens Spahn hatte eine klare Agenda und er traf ebenso klare Entscheidungen – auch unpopuläre. So war es seine feste Überzeugung, dass ein Rx-Versandverbot nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt. Das mag uns Apothekern nicht gefallen – aber davon ließ er sich nicht beirren. Spahn hat enorm viel für die Digitalisierung des Gesundheitswesens geleistet. Ohne ihn hätte es in Deutschland auch in fünf Jahren noch kein E-Rezept gegeben."

Stichwort standespolitischer Tiefschlaf: Wie haben Sie die Performance der ABDA in Ihrer Zeit in Berlin erlebt?

König: Die gesundheitspolitischen Sprecher mehrerer Parteien haben mir bei meinen Antrittsbesuchen 2019 gesagt: Wir reden nicht mehr mit den Herren der ABDA, weil die ohnehin zu allem nur Nein sagen. Das war natürlich ein Fiasko, weil man so überhaupt nichts erreicht. Ich konnte hingegen völlig frei in Berlin agieren – ohne irgendwelche Fesseln von Verbandsseite. Bei der ABDA hatte ich oft den Eindruck, es gehe mehr um die Verteilung interner Positionen als tatsächlich um die Vertretung der Apotheken vor Ort.

Während die Führungsebene der meisten relevanten Player im deutschen Gesundheitswesen (BÄK, KBV, GKV SV, GKV) im Kuratorium des HIH vertreten und immer für uns erreichbar war, hatten wir zum ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt keinerlei Zugang. Da wäre gemeinsam sicher mehr möglich gewesen.

Zum Glück hat sich mit der Wahl von Gabriele Overwiening vor einem Jahr einiges verändert: Sie hat sofort Kontakt aufgenommen, und man merkt, sie will etwas verändern. Das wird einige Jahre dauern und wird sie Schweiß sowie auch ein wenig Blut kosten. Aber ich glaube, dazu ist sie bereit.

"Über viele Jahre gab es in der ärztlichen Selbstverwaltung einen eingespielten Circulus vitiosus: Der Gesetzgeber beschließt eine Verordnung, diese wird nicht umgesetzt, und am Ende werden als Incentive zusätzliche Anreize geschaffen, diese doch noch umzusetzen. Diesen Kreislauf hat Jens Spahn durchbrochen."

Das klingt – zumindest bis zur Wahl von Frau Overwiening – nach einem standespolitischen Totalausfall. Gilt das auch für die Digitalisierung?

König: Im digitalen Bereich hat eine viel zu kleine Gruppe um Sören Friedrich über Jahre kämpfen müssen, um mit geringstem Budget etwas auf die Beine zu stellen – und das zum Teil auch noch ohne Absegnung von oben. Das ist wirklich aller Ehre wert, was Friedrichs Team da geleistet hat!

Was man auf Seiten der ABDA lange verdrängt hat: Wenn die normative Kraft des Faktischen die Welt draußen verändert, dann kann ich nicht sagen, ich will aber weiterhin mit der Postkutsche und Brieftaube unterwegs sein.

Kommen wir nun zur technischen Seite des E-Rezepts. Laut TI-Atlas wollen 7 von 10 Patienten die Gematik-App fürs E-Rezept nutzen. Ist das realistisch, oder war bei dieser Befragung auch der Wunsch Vater des Gedankens?

König: Bei denen, die das E-Rezept bereits kennen, ist das durchaus realistisch. Die Gematik-App bietet ein derart einfaches Rezepterlebnis und deckt alle Facetten ab – vom Einspielen des E-Rezepts über die Auswahl der Apotheke bis hin zum Lieferdienst, falls gewünscht. Und – das ist ganz entscheidend – die Gematik-App ist der Aufschlagspunkt in die digitale Reise. Sie wurde bewusst als separate App entwickelt und nicht in Krankenkassenanwendungen integriert, um steuernde Einflüsse zu vermeiden.

Ich kann allen meinen Apotheker-Kollegen nur dringend raten, sich selbst die Gematik-App herunterzuladen und im Demo-Modus auszuprobieren. Dann sieht man sofort: Wird meine Apotheke gefunden? Und habe ich das Flag "E-Rezept ready" gesetzt?

Übrigens hätten es die Apotheker selbst in der Hand gehabt, die Kunden in einer Art "Postident"-Verfahren in ihrer Offizin für die App freizuschalten. Das war ein ausdrücklicher Wunsch der Gematik gewesen. Wir hätten die Möglichkeit bekommen, in der Apotheke die Smartphones der Kunden einzurichten – wie wir es bei den digitalen Impfzertifikaten auch tun –, ihnen die Gematik-App zu erklären und eventuell sogar unsere Offizin als Stammapotheke einzurichten.

Wieso hat man diese einmalige Chance nicht genutzt? Das wäre ja quasi der "digitale E-Rezept-Jackpot" gewesen …

König: Dem wurde vonseiten der Standesvertretung nicht zugestimmt, weil es sich dabei nicht um eine pharmazeutische Dienstleistung handelt. Das war eine Riesenchance, die uns als Apotheken um Längen nach vorne gebracht hätte.

Aber sind wir doch einmal ehrlich: Was wäre gewesen, wenn wir diese Aufgabe für einen geringen Obolus bekommen hätten? Die Mehrheit der Kollegen hätte aufgeschrien: "Was sollen wir denn noch alles machen?", "Unterbezahlt!" Man hätte die Chance wahrscheinlich nicht verstanden.

"Als DocMorris seine Kampagne zum E-Rezept gestartet hat, waren die stationären Apotheken noch überhaupt nicht soweit: Damals war es noch ihr Anliegen, das E-Rezept zu verhindern. Indem wir Digitalisierung verhindern wollten, haben wir den Versendern den Weg erst geebnet. Über viele Jahre haben wir uns als Apotheker zur Digitalisierung im Gesundheitswesen gar nicht als Gesprächspartner angeboten."

Welchen Anteil vom E-Rezept-Kuchen werden sich Online-Marktplätze im Allgemeinen und die (noch nicht fertige) Branchenlösung des DAV im Speziellen sichern können?

König: Wir haben erst einmal Geld für die Gedisa eingesammelt – viel zu spät, aber immerhin haben wir es getan. Als Apotheker muss ich mich fragen: In welchen Plattform-Anbieter habe ich mehr Vertrauen zum Erfolg– in meinen Verband oder in einen gewerblichen Anbieter?

Viel wichtiger aber ist: Am Ende wird der Anwender entscheiden, und es wird sich die Plattform durchsetzen, die ein Qualitätsversprechen abgibt und dieses konsequent einlöst. Die Kunden haben einen Qualitätsanspruch an einen Marktplatz – egal wie viele hundert oder gar tausend Anbieter dort gebündelt sind.

DocMorris hat frühzeitig viel Geld in die Hand genommen, um die Botschaft „Wir sind E-Rezept“ in den Köpfen der Verbraucher zu platzieren. Wieso ist es nicht möglich, dass die knapp 19.000 Apotheken ähnlich lautstark die Werbetrommeln in ihrem Sinne rühren?

König: Vor drei Jahren, als DocMorris seine Kampagne zum E-Rezept gestartet hat, waren die stationären Apotheken noch überhaupt nicht soweit: Damals war es noch ihr Anliegen, das E-Rezept zu verhindern. Damit haben wir den Versendern den Weg erst geebnet. Über viele Jahre haben wir uns als Apotheker zur Digitalisierung im Gesundheitswesen gar nicht als Gesprächspartner angeboten.

Erst die digitalen Impfzertifikate haben gezeigt, was wir als Apotheker diesbezüglich zu leisten imstande sind. Das ist auch im BMG überaus positiv angekommen.

Welche Rolle wird neben der Übertragung des Zugangscodes per Smartphone oder auf Papier der dritte Weg beim E-Rezept – die elektronische Gesundheitskarte – spielen?

König: Das wird ein total wichtiger – weil rein digitaler und zudem niedrigschwelliger – Weg für das E-Rezept sein. Dieser Ansatz blendet die Versender bis zur Einführung digitaler Identitäten als Alternative komplett aus, was rechtlich sicherlich fragwürdig ist. Ich habe übrigens nie verstanden, warum dieser dritte Weg – der schon lange im Gesetz vorgesehen war – von der Standesvertretung weitgehend ignoriert wurde.

Kommen wir zum Schluss, Herr König: Wird das E-Rezept die Konsolidierung im deutschen Apothekenmarkt beschleunigen?

König: Definitiv ja, schon allein deshalb, weil nicht alle Apotheken aktiv mitmachen werden. Wir sollten jetzt die Ärmel hochkrempeln und alles dafür tun, dass die stationären Apotheken auch nach Einführung des E-Rezepts weiter auf der Gewinnerseite stehen.

In der ganzen Diskussion oft zu kurz gekommen ist die große Chance, die sich durch das E-Rezept ergibt: Erstmals werden die Dispensierinformationen verpflichtend zentral gesammelt und dem Patienten in Zukunft auf Wunsch in seiner ePA zu Verfügung gestellt. Wir haben dann eine echte Möglichkeit, auf Basis der kompletten Medikation zu beraten. Deswegen: Mehr Mut zur Veränderung, weniger Angst!

Der Weg des digitalen Rezepts – die Gematik-App als Gatekeeper

Sobald das E-Rezept flächendeckend eingeführt ist und die technische Infrastruktur steht, hat ein Arzt bei einer Verordnung zwei Möglichkeiten:

  1. Er kann ein rein digitales E-Rezept ausstellen.
  2. Er kann den Token (Zugangsschlüssel) für das E-Rezept als QR-Code ausdrucken und diesen Ausdruck den Patienten mitgeben.

Das Original-E-Rezept verbleibt jeweils auf den hochsicheren TI-Servern, der Token ermöglicht Apotheken den Zugriff darauf.

  • ad 1: Voraussetzung für den rein digitalen Weg ist, dass der Patient die Gematik-App auf seinem Smartphone installiert hat. In diesem Fall wird das E-Rezept vom Arzt automatisch in die Gematik-App eingespielt – diese ist somit der Gatekeeper des digitalen Verschreibungsprozesses.

  • ad 2: Um die App eines Online-Versenders oder einer Web-Plattform zu nutzen, muss der Anwender das E-Rezept erst aus der Gematik-App aktiv ausspielen und in die jeweilige App (z. B. DocMorris oder gesund.de) übertragen. Weil dieser Weg umständlich ist, setzen DocMorris & Co. auf den Ausdruck des E-Rezept-Tokens beim Arzt: Diesen sollen die Anwender fotografieren und dann an den Versender schicken.

Was nach wie vor fehlt, ist eine Rechtsverordnung, die klar regelt, welche Daten in welcher Form aus der Gematik-App in Drittanbieter-Apps übertragen werden dürfen. Darauf warten insbesondere die Plattform-Anbieter ganz dringend, weil diese Verordnung ihnen überhaupt erst einen sicheren rechtlichen Rahmen gibt. Ursprünglich war in der Gematik-App ein Wahlschalter vorgesehen, bei dem sich die Anwender zwischen stationärer und Versandapotheke entscheiden sollten; der hat es jedoch nicht in die Endfassung geschafft. Jetzt können die Anwender zwischen einer Umkreissuche oder der Eingabe des Apothekennamens (mindestens drei Buchstaben) wählen, um festzulegen, wo sie das E-Rezept einlösen wollen.

Das Interview führte Dr. Hubert Ortner

Dr. Hubert Ortner, Biochemiker, Chefredakteur AWA, E-Mail: hortner@dav-medien.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(02):6-6