Dr. Hubert Ortner
Das klingt schon fast wie die Ergebnisse einer nordkoreanischen Präsidenten-"Wahl": 97% der deutschen Apothekeninhaber sind überzeugt, dass der bürokratische Aufwand in den Offizinen in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat (Quelle: Apothekenkonjunkturindex APOkix des IFH Köln in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Apotheker Verlag und der Noweda, Februar 2022).
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Das zeigt sich besonders drastisch beim Blick auf die Arbeitszeit, die in Apotheken auf bürokratische Tätigkeiten entfällt. Am stärksten betroffen sind hierbei die Apothekeninhaber: 59% von ihnen beschäftigen sich durchschnittlich mindestens drei Stunden pro Arbeitstag mit bürokratischen Aufgaben, 38% sogar über vier Stunden. Doch nicht nur Inhaber sehen sich einer hohen Belastung durch bürokratische Tätigkeiten ausgesetzt, sondern auch das gesamte Apothekenteam: Die große Mehrheit der angestellten Approbierten, PTAs und PKAs "darf" sich im Durchschnitt täglich mindestens ein bis zwei Stunden mit Bürokratiethemen beschäftigen.
Die große Mehrheit der Befragten (94%) empfindet den bürokratischen Aufwand im Apothekenalltag als unangemessen. Ebenfalls 94% der Apothekeninhaber kritisieren, dass dieser enorme Aufwand die Kundenberatung in ihrer Apotheke belaste. Und für 90% ist das Thema Bürokratie der größte Stressfaktor in der Apotheke – 86% bezeichnen dies sogar als das größte Ärgernis des Apothekerberufs! Entsprechend laut ist der Ruf nach dem Abbau von Bürokratie im Apothekenalltag.
Die Bereiche, in denen ein Bürokratieabbau dringend vonnöten ist, sind vielfältig. Im Vordergrund stehen die Hilfsmittelversorgung/Präqualifizierung, aber auch die Dokumentationspflichten, das Qualitätsmanagement und die Retaxationen sind betroffen.
Heimversorgung betriebswirtschaftlich betrachtet
Aus der Teil- und Vollkostenrechnung ergeben sich kurz- und langfristige Preisuntergrenzen für Waren und Dienstleistungen. Die Verknüpfung mit zusätzlichen Warenumsätzen macht die Heimversorgung zu einem anspruchsvollen Spezialfall. Das darf nicht dazu verleiten, die Kosten dieser Dienstleistung geringzuschätzen. Die Durchsetzung angemessener Honorare bleibt eine Herausforderung.
Dr. Thomas Müller-Bohn – Freitag, 1. April 2022, 14:35 bis 15:20 Uhr
Weitere Informationen unter www.interpharm.de
Dr. Hubert Ortner, Biochemiker, Chefredakteur AWA, E-Mail: hortner@dav-medien.de
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(06):9-9