Nur was wir schätzen, wird zum Schatz

Der tiefe menschliche Wunsch, gesehen, gehört und geliebt zu werden, macht Wertschätzung zu einer unendlich wertvollen Ressource. Und zukünftig wird ein wertschätzendes Miteinander sogar zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren! Warum? Weil es zunehmend wichtiger wird, dass Menschen ihr Bestes geben. Und das tun sie besonders dann, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen. Es hat also nicht nur mit Gut-Mensch-Sein zu tun, sondern wirkt sich auch positiv auf Ihren Betrieb in der Apotheke aus. Wertschätzung löst positive Emotionen aus. Das führt zu guter Stimmung, verbessert das Klima, stärkt die Beziehungen und erhöht letztlich das Leistungsniveau.

Obwohl viele Führungskräfte sich dessen bewusst sind, ist hier viel Luft nach oben. So herrscht in vielen Betrieben nach wie vor die Haltung "nicht gemeckert ist genug gelobt" vor. Doch was genau bedeutet Wertschätzung?

Sie ist weitaus mehr als nur Lob etwa in Form standardisierter Floskeln wie "das haben Sie gut gemacht". Wertschätzung ist vor allem eine bejahende Haltung, die den Blick auf das Gute richtet. Das bedeutet, jedem Menschen erst einmal das Beste zu unterstellen. Gehen Sie davon aus, dass Ihre Mitarbeiter einen guten Job machen wollen und sich gerne einbringen.

Konkret geht es darum, die Mitarbeiter mit ihren menschlichen Stärken und Ressourcen in den Vordergrund zu rücken. Damit setzen Sie automatisch eine positive Entwicklung in Gang: Denn das, worauf Menschen ihre Aufmerksamkeit richten, wird verstärkt. Wenn Sie Fehler suchen, werden Sie Fehler finden. Das gilt aber genauso umgekehrt! Je mehr Sie die positiven Aspekte (bei sich) und bei Ihrem Gegenüber betrachten, desto mehr wird ein "gesundmachender Prozess" ausgelöst: Das Positive wird wertvoller und stärker. Die Empfehlung lautet: Stärken stärken statt Fehler suchen!

Das Investment für ein wertschätzendes Miteinander ist oftmals klein – die Auswirkungen indes sind enorm groß. Denn wer sich wertgeschätzt fühlt, dessen Selbstwertgefühl wird gestärkt, er ist weniger anfällig für Erkrankungen, seelisch ausgeglichener, ent-stresst und besser gewappnet für den Umgang mit Belastungen.

Anerkennung lässt Menschen regelrecht aufblühen! Neurobiologische Studien belegen: Wenn ein Mensch sich anerkannt fühlt, wird Dopamin freigesetzt, was seine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit erhöht. Zudem werden Glückshormone (Endorphine) und das Vertrauens- oder Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Letzteres lässt den Blutdruck sinken und sorgt für Entspannung. Und es geht noch weiter: Wertschätzung reduziert Ängste! Die Furcht vor Fehlern lässt nach, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst. Es gibt Ihren Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit, was beruhigt und entspannt – bis auf die muskuläre Ebene.

Wie lässt sich nun der Arbeitsalltag in der Apotheke wertschätzend gestalten? Schon Kleinigkeiten wie der Blickkontakt, die Namensnennung oder ein Danke verändern nachweislich etwas am Befinden des Mitarbeiters. Das klingt banal, aber dieses kleine Einmaleins der Wertschätzung wird in der Praxis oft vernachlässigt. Die Würdigung der Leistung wird häufig damit abgetan, dass die Mitarbeiter ja schließlich für ihre Arbeit bezahlt werden. Denken Sie nicht, "das sind doch Kleinigkeiten"– genau die machen den Unterschied zwischen Wohlbefinden und Unwohlsein aus.

Ein wertschätzender Führungsstil zeichnet sich vor allem durch die Fokussierung auf das Positive aus. Wie genau könnte das in der Praxis gelebt werden? Zum Beispiel, indem Sie Ihre Mitarbeiter einladen, Ihnen zu berichten, was ihnen bei der Arbeit Freude bereitet. Oder sich die Kollegen gegenseitig ein Feedback geben, was der andere am besten kann und welchen Beitrag er für Ihre Apotheke leistet.

"Ich bin da – und keiner merkt‘s" – oft wird in der Praxis nur mit Mitarbeitern geredet, die Ärger machen, zum Beispiel durch häufige Fehltage. In manchen Betrieben, so scheint es, muss man erst krank werden, damit man eine persönliche Ansprache erhält. Führungskräfte sollten auch mit den regelmäßig Anwesenden ins Gespräch gehen. Und diese nach ihren Erfolgsrezepten fragen, aber auch nach Vorschlägen für betriebliche Verbesserungen – das tut gut!

Vermitteln Sie Ihren Beschäftigten Interesse, zum Beispiel in Form eines Willkommensgesprächs nach jeder Abwesenheit (Krankheit, Urlaub, Fortbildung). Das kann ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel sein, in etwa so: "Schön, dass Sie wieder da sind! Das und das ist in der Zwischenzeit passiert." Ein ebenfalls wichtiger Aspekt von Wertschätzung ist die Würdigung des Einsatzes. Oftmals läuft es in der Praxis so ab, dass nur Erfolge zählen und weniger der tägliche Einsatz. Daher der Tipp für Sie: Würdigen Sie nicht nur Erfolge, sondern auch den täglichen Einsatz Ihrer Mitarbeiter!

Es gibt aber auch ganz "handfeste" Ausdrucksformen von Wertschätzung – sei es in Form von gutem Arbeitsmaterial, ergonomisch ausgestatteten Arbeitsplätzen, einem Wasserspender, dem gemeinsamen Teamfrühstück bis hin zum Bestellen eines Masseurs.

Fragen Sie Ihre Beschäftigten nach deren Einschätzung und Meinung. Mitarbeiter als interne Berater zu betrachten, wirkt motivierender als jede Prämie. Ihre Leute merken, dass Sie sich für sie und ihre Einschätzung interessieren. Damit signalisieren Sie: "Ich sehe dich, du bist hier wichtig!" Das sorgt für ein Gefühl von Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit. Auch kleine Geschenke wie der Schokoladennikolaus am 6. Dezember, ein Eis im Sommer, ein Zettel mit einem "Kompliment to go", ein Kaffee sind Zeichen der Anerkennung und tragen zu einem gesunden Betriebsklima bei.

Zu guter Letzt: Nur wer sich selbst wertschätzt, kann auch anderen mit Wertschätzung begegnen. Wenn wir uns emotional satt und selbstwertmäßig stark fühlen, wächst dadurch auch unser Verständnis für andere Menschen. Unser Tipp: Sorgen Sie im ersten Schritt gut für sich und Ihren eigenen Selbstwert!

• Ich freue mich, dass Sie da sind!
• Ihre Leistungen kommen beim Kunden gut an, weil …
• Mit Ihrer guten Stimmung heben Sie die Stimmung im gesamten Team!
• Alle Achtung für Ihr großes Durchhaltevermögen!
• Vielen Dank für Ihr Engagement. Ich weiß das sehr zu schätzen!
• Da merkt man den Profi …
• Danke, dass Sie das so schnell erledigt haben!
• Du hast dich ganz schön da reingehängt, alle Achtung!
• Sie sind ja schon lange in der Apotheke tätig: Was ist Ihre Meinung dazu …?
• Es ist schön, Sie im Team zu haben! Ich finde, Sie können besonders gut …

Esther Stollenwerk, Wirtschaftspsychologin (M.Sc.), Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement, 50670 Köln, E-Mail: esther_stollenwerk@web.de