Thomas Hammer
Wenn Eltern oder Großeltern regelmäßig Geld für Kinder anlegen, freut sich der Nachwuchs später einmal über die finanzielle Starthilfe, mit der sich so mancher Traum verwirklichen lässt. Darüber hinaus bietet es sich an, kleinere Beträge für Kinder anzulegen, von denen sie sich schon vor der Volljährigkeit eigene Anschaffungen leisten können. Auf diese Weise lassen sich die Zusammenhänge zwischen Sparen und Kaufen ganz praktisch erlernen, etwa indem der Lohn für die Mithilfe bei der Gartenarbeit angesammelt wird, bis sich das Kind damit einen lang gehegten Wunsch erfüllen kann. Je nachdem, ob langfristig Vermögen aufgebaut oder kurz- bis mittelfristige Käufe des Nachwuchses finanziert werden sollen, kommen unterschiedliche Anlageprodukte in Frage.
Wenn die Überweisungen der Eltern oder Großeltern für die Finanzierung kurzfristiger Anschaffungen gedacht sind, sollte das Geld auf jeden Fall ohne Verlustrisiko angelegt werden. In Frage kommen dann Jugend-Girokonto, Tagesgeldkonto oder Sparbuch. Zwar zahlt die Bank dafür keine oder nur minimale Zinsen, doch dafür ist das Geld sicher angelegt – ein wichtiges Merkmal, denn schließlich soll es nicht von der aktuellen Börsenlage abhängen, ob sich der Sohn oder die Tochter zusätzlich zur Spielekonsole noch ein paar Spiele leisten kann oder nicht. Girokonten bringen den Vorteil, dass Kinder und Jugendliche je nach Alter Geld in der Bankfiliale oder am Geldautomaten abheben können, wenn sie Bares brauchen. Erhält das Kind zum Konto noch eine Bankkarte, kann es seinen Einkauf sogar bargeldlos mit Karte bezahlen. Diesen Komfort bieten Sparbuch und Tagesgeldkonto nicht: Vom Sparbuch kann nur Bargeld abgehoben werden, und für das Tagesgeldkonto ist ein Girokonto als Referenzkonto erforderlich, auf das die Bank die abgehobenen Beträge überweist.
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Langfristig performen ETFs viel besser als Versicherungen
Anders sieht es aus, wenn schon im frühen Kindesalter ein langfristiger Sparplan eingerichtet wird, dessen Kapital später einmal das Studium mitfinanzieren oder als Starthilfe bei größeren Investitionen im Erwachsenenalter dienen soll. Für diesen Zweck sind Bankprodukte zu wenig rentabel und unter Berücksichtigung der Kaufkraft unterm Strich sogar verlustbringend, weil die Zinsen derzeit weit unterhalb der Inflationsrate liegen.
Wenn die Anlagedauer zehn Jahre oder mehr beträgt, bietet das Aktiensparen die besten Renditechancen. Ideal geeignet sind dafür börsennotierte Indexfonds (ETFs), für die es insbesondere bei Direktbanken kostengünstige oder sogar gebührenfreie Sparpläne gibt. Etliche Banken bieten so genannte „Junior-Wertpapierdepots“ an, die darauf abgestimmt sind, dass die gesetzlichen Vertreter im Namen des Kindes die Transaktionen durchführen.
Wenig empfehlenswert sind hingegen so genannte Ausbildungsversicherungen, die insbesondere von Versicherungs- und Finanzvertrieben gerne verkauft werden. Hierbei handelt es sich meist um eine Kombination von Lebensversicherung und Versicherungs- oder Fondssparplan. Problematisch sind bei diesen Konstrukten zwei Schwachstellen: Zum einen enthalten sie hohe Vertriebs- und Verwaltungskosten, die vom Sparkapital abgezogen werden und die Rendite mindern, und zum anderen sind bei diesen Produkten Ratenänderungen und flexible Zuzahlungen nicht möglich.
Tipp: Wenn Sie Ihre Kinder finanziell für den Fall Ihres Ablebens absichern wollen, sollten Sie lieber eine separate Risikolebensversicherung abschließen. Auf diese Weise trennen Sie Risikoabsicherung und Kapitalanlage und können auf Änderungen in Ihrer Finanz- oder Lebenssituation flexibel reagieren.
Offene Immobilienfonds: Lösung für Risikoscheue?
Wer die Wertschwankungen am Aktienmarkt scheut, kann auch mit offenen Immobilienfonds langfristig Kapital aufbauen. Diese Fonds investieren schwerpunktmäßig in vermietete Gewerbeimmobilien oder große Wohnanlagen und gelten als risikoarme Kapitalanlage, wenn auch mit begrenztem Ertragspotenzial. Immerhin liegt die durchschnittliche Rendite mit rund zwei Prozent im Jahr 2021 deutlich über der Verzinsung von Banksparplänen, mit guten Fonds lässt sich auch etwas mehr Gewinn erzielen.
Geschmälert wird der Gewinn jedoch durch den Ausgabeaufschlag beim Kauf, der häufig bei fünf Prozent liegt. Je länger der Anleger die Fondsanteile behält, umso geringer wird jedoch die jährliche Einbuße. Auch hier lohnt sich die Recherche bei Onlinebrokern und Direktbanken, die zuweilen auf einzelne Fonds Sparpläne mit rabattiertem Ausgabeaufschlag anbieten.
Darüber hinaus sollten Fondssparer beachten, dass der Gesetzgeber die Flexibilität bei offenen Immobilienfonds eingeschränkt hat, damit die Anbieter nicht wegen hoher kurzfristiger Mittelabflüsse Notverkäufe einleiten müssen. Daher gilt bei offenen Immobilienfonds eine Mindesthaltefrist von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten. Entsprechend frühzeitig sollte klar sein, zu welchem Zeitpunkt das Guthaben benötigt wird.
Soll das Kind im Rahmen seines angesparten Taschengeldes oder kleinerer Zuwendungen selbst über Ausgaben entscheiden, ist es sinnvoll, das Giro- oder Sparkonto gleich auf den Namen des Kindes einzurichten. Auf diese Weise erhält das Kind auch einen eigenen Sparerpauschbetrag, sodass der für das Junior-Konto geltende Freibetrag den steuerlichen Spielraum bei Kapitalerträgen für die Eltern nicht schmälert. Für die Einrichtung des Freistellungsauftrags bei der Bank für das Kind ist dessen Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) erforderlich, die das Finanzamt den Eltern gleich nach der Geburt des Nachwuchses zuschickt. Bis zu 801 € an Kapitalerträgen (1.000 € ab 2023 geplant) bleiben dann jährlich steuerfrei.
Die steuerlichen Vorteile sprechen auch dafür, beim langfristigen Fondssparen das Depot gleich auf den Namen des Kindes einzurichten. Eltern sollten dabei beachten, dass das darauf befindliche Guthaben dem Kind unwiderruflich gehört. Wer davon Geld an sich selbst zurück überweist, kann von seinem Kind bei Erreichen der Volljährigkeit auf Rückzahlung verklagt werden. Mit Erreichen der Volljährigkeit können die Kinder dann frei entscheiden, was sie mit ihrem Vermögen machen.
Wer vermeiden will, dass seine Kinder als junge Erwachsene ihr Vermögen für teure Ausgaben verschwenden, kann vor Erreichen der Volljährigkeit den Zugang zum Anlagekapital mit Umschichtungen bremsen. Wenn Eltern beispielsweise das ETF-Guthaben in Banksparbriefe oder Festgeldkonten mit unterschiedlichen Laufzeiten umschichten, bleibt das Kapital im Besitz des Kindes, kann jedoch aufgrund der festen Laufzeiten erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgegeben werden.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(14):10-10