Dr. Hubert Ortner
Liebe Leserinnen und Leser,
der neue ABDA-Chef Thomas Preis wünscht sich von der neuen Bundesregierung unter anderem „eine finanziell deutlich spürbare Soforthilfe für Apotheken“. Das ist legitim und nachvollziehbar. Dumm ist nur, dass Lobbyisten aus hunderten anderen Branchen genau dasselbe für Ihre Klientel fordern – vom mächtigen BDI bis hin zum Bund deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer. Und selbst innerhalb der Gesundheitsbranche gab es in den letzten Wochen einen regelrechen Überbietungswettbewerb nach der Devise „Wer fordert mehr …?“ Doch woher nehmen – vor dem Hintergrund historisch hoher Sozialbeiträge und einer Gesetzlichen Krankenversicherung, die 2024 voraussichtlich mit einem Defizit von 5,5 Mrd. € abschließen wird? Erst wenige Tage vor der Wahl hat AOK-Bundesverbandschefin Carola Reimann in der Ärztezeitung – Überraschung – ein „Sofortprogramm zur Stabilisierung der GKV-Finanzen“ gefordert. Das sagt alles über den (nicht vorhandenen) finanziellen Spielraum des künftigen Bundesgesundheitsministers.
Bezeichnend ist, dass nahezu zeitgleich mit Bekanntwerden des GKV-Defizits noch auf den letzten Drücker der alten Legislatur das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) vom Bundesrat gebilligt wurde: Damit ist die Entbudgetierung für Hausärzte endgültig in trockenen Tüchern. Es sei ihnen von Herzen gegönnt, wirft aber umso mehr die altbekannte Frage auf: Wieso schaffen es die Ärzteverbände regelhaft, ihre Forderungen im politischen Berlin durchzusetzen, während die Apotheken-Standesvertretung am Ende genauso regelmäßig mit leeren Händen dasteht? Ein wesentlicher Knackpunkt liegt mit Sicherheit in der komplizierten, aufgeblähten Struktur: Je 17 Landesapotheker-Verbände und -Kammern, darüber der DAV und die BAK und ganz obendrauf noch die ABDA – effizient geht anders. Aber offensichtlich fehlt es an der Bereitschaft, die Strukturen substanziell zu verschlanken. Oder aber der (Leidens-)druck für Veränderung ist noch nicht groß genug.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr
Dr. Hubert Ortner
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