Sind wir die einzigen im Universum? So viel Aufhebens, wie wir machen, scheint es fast so. Aber vielleicht gibt es ja eine ganz andere Perspektive. Die etwas andere Weihnachtsgeschichte …
© Reinhard Herzog, erstellt mit AI Image Generator
Real oder Fiktion? Völlig unbemerkt schaut uns eine fremde Zivilisation bei unserem irdischen Treiben zu, mit Organismen, die uns viele Jahre in der Entwicklung voraus sind. Mögen sie wie auch immer aussehen, womöglich sogar gendern – so sie überhaupt geschlechtlich unterwegs sind – und über Rheuma klagen. Vielleicht stellt sich dieses Leben aber auch ganz anders in für uns unsichtbarer Form dar, und hat gleichwohl eine hohe Wirkmacht. Oder verbergen sich unsere Schöpfer (oder „der“ Schöpfer) dahinter? Nun, lassen wir diese Wesen alle paar Jahre einmal an der Erde vorbeischweben. Klüger wie wir, vermeiden sie den Konflikt, und halten gebührenden Abstand. Krankheiten und biologische Inkompatibilitäten von Lebensformen lassen grüßen. So nehmen sie die Erde aus einer Fernglas-Perspektive wahr, mit uns als kleinen Pünktchen, einige davon in schnell flitzenden bunten Blechschächtelchen oder gar in durch die Lüfte schwebenden, zigarrenähnlichen Gebilden mit Flügeln. Ihr Blick mag ähnlich sein wie unserer auf eine Zimmerpflanze, die voll von allerlei krabbelndem Kleingetier ist.
Bei jedem erneuten Besuch stellen sie erschrocken fest: Wieder haben die vielen Pünktchen und Schächtelchen auf Rädern zugenommen. Wieder ist viel Grün neuen Betonwüsten gewichen, sowie gewaltige Flächen für ulkige Vierbeiner, die offenkundig von den Zweibeinern verspeist werden. Eine völlig absurde Vorstellung für die Außerirdischen, deren Energiekreisläufe ganz anders organisiert sind. Aber sie kennen uns eben nicht näher und wissen nichts mit uns, unserem Denken und Empfinden anzufangen. Und so bleibt der kühle Befund: Übermäßiger Befall mit Zweibeinern von der feder- und fellfreien Sorte! Unter den vielen abgehörten, für sie völlig unverständlichen Sprachfetzen fand sich eines Tages die Bezeichnung „Homo sapiens“. Diese fand der Expeditionsleiter so lustig, dass es fortan heißt: Der Planet Erde hat Homo sapiens!
Laufende Messungen physikalischer Größen attestieren dem Planeten seit Jahren zudem eine sich kräftig beschleunigende Fieberkurve. „Oh, oh“ meint da nur der Chef-Physiker an Bord. Das eine oder andere Grad rauf oder runter ist ja bei atmosphärenbehafteten Himmelskörpern nicht ungewöhnlich – aber in vielen Jahrtausenden und nicht in einigen Jahrzehnten mit nur einer Richtung. Es scheint an den vielen kleinen Flitzern und sonstigen Rauchquellen zu liegen. Und nicht nur diesen. Abgesehen von immer häufiger in Flammen stehenden Wäldern, scheinen die Zweibeiner eine ausgeprägte Tendenz zu haben, sich selbst kräftig einzuheizen, indem sie sich mit allerlei hässlicher „Hardware“ beschießen. Über so viel Primitivität staunt man nur in der Raumkapsel.
Andernorts auf der Erde balgen sie sich massenhaft, leicht bekleidet, um einfachste Dinge des Lebens. Und in offenbar wohlhabenderen Regionen scheint es mit der Zufriedenheit auch nicht so weit her zu sein. Es gibt immer mehr Protestierende. Nicht wenige davon ziehen sich, nachdem sie ihrem Unmut gern unter Hochhalten urzeitlicher Schrifttafeln Luft gemacht haben, anschließend in recht schmucken Blechschächtelchen in bisweilen noch schmuckere Betonkästen – bei uns Wohnhäuser und Villen genannt – zurück. Es gärt kräftig auf dem Planeten. Gerät er völlig aus den Fugen?
Die Außerirdischen sind ratlos. Abwarten, entspannt zusehen, oder gar eingreifen? Doch warum? Was gäbe es zu gewinnen? Sie sind zu lange im Geschäft und viel zu viel herumgekommen, um zu wissen: Das gibt sich wieder mit dem Homo sapiens. Das bunte Treiben und Leben auf der Erde wird weitergehen, gegebenenfalls eben in anderer Besetzung.
Derweil erreichen immer mehr Signale die Raumkapsel, dass sich ein fundamentaler Wandel auf der Erde anbahnen könnte. Der Begriff „künstliche Intelligenz“ macht die Runde. Das erinnert an die Urzeiten der Außerirdischen. An diesem Punkt waren sie schon vor langer Zeit. Heute regieren dort nicht mehr einzelne Steinzeit-Gehirne, sondern geballte vernetzte Intelligenz. Liegt also das Beste auf der Erde vor uns?
Bis zur vernetzt-künstlichen Intelligenz ist es noch ein gutes Stück. Einstweilen müssen wir mit der natürlichen Intelligenz und Klugheit vorlieb nehmen. In diesem Sinne alles erdenklich Gute, viel Erfolg und Zufriedenheit im neuen Jahr!
„Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind.“ (Charles Bukowski)
Prof. Dr. Reinhard Herzog
Apotheker
Apothekenexperte, Fachautor und seit 1993 Lehrbeauftragter an der FH Sigmaringen im Studiengang Pharmatechnik – und dort seit 2020 Honorarprofessor. Herausgeber und langjähriger Autor des AWA.