Die Top-Pharmafirmen und Top-Präparate 2023

Wer spielt in der Pharmabranche in welcher Klasse, und welches sind die global umsatzstärksten Blockbuster-Präparate? Ein aktueller Blick in das internationale Pharma-Business – kann Deutschland hier noch mithalten?

© Reinhard Herzog 2024

Die Pharmabusiness-Website www.pharmexec.com erstellt jährlich die „Rennerliste“ Top 50 Pharma.  

Abbildung 1 zeigt die demnach zehn global größten sowie die umsatzstärksten deutschen Firmen, die allerdings erst ab Rang 16 aufschlagen, was noch internationales oberes Mittelfeld ist, aber nicht mehr. Berücksichtigt wurden dabei nur die Rx-Erlöse, also keine Umsätze mit OTC- oder anderen Gesundheitsprodukten. Bei Mischkonzernen wie Bayer oder Johnson & Johnson bleiben somit die Nicht-Pharmasparten gleichfalls in den Umsatzangaben unberücksichtigt.  

Auf hohem Niveau bewegen sich nach wie vor die Forschungsausgaben (F + E), welche sich regelhaft auf deutlich zweistellige Prozentwerte vom Umsatz belaufen, gern um oder etwas über 20 %. Die US-amerikanische Merck + Co. schneidet in der Tabelle (zu) hoch ab, weil Übernahmen und Joint Ventures die Beträge einmalig nach oben verzerren. Neben der Forschung an sich zählt die schlichte Kapitalkraft aus laufenden Cashflows sowie weiterhin eine hohe Börsenbewertung. Beides im Rücken, lassen sich teure Übernahmen stemmen, insbesondere, wenn die eigene Forschungspipeline trotz hoher Aufwendungen stockt. Das kommt gar nicht so selten vor, und etliche Blockbuster stammen ursprünglich gar nicht von den Firmen, unter deren Namen sie heute gelistet werden.

 


Abb. 1: Die größten Pharmafirmen der Welt in 2023

An der Spitze wurde Pfizer nach dem Corona-Boom nunmehr wieder abgelöst – durch Johnson & Johnson. Weit oben spielen, neben US-Firmen, nach wie vor die Schweizer mit Novartis und Roche mit. Unsere Leute kommen mit erheblichem Umsatzabstand erst auf den Plätzen 16 (Boehringer Ingelheim) sowie direkt danach die Bayer AG. Die Darmstädter Merck AG rangiert mit Abstand erst auf Platz 24 bei 8,7 Mrd. $ Rx-Umsatz und 2,65 Mrd. $ Forschungsausgaben. Fresenius kommt auf Platz 33 mit 4,5 Mrd. $ Rx-Umsatz. Eine Firma Stada, einst allgemein börsennotiert, seit einigen Jahren in der Hand von US- und britischen Finanzinvestoren, erklimmt mit 3,9 Mrd. $ Umsatz noch Platz 44.

Abbildung 2 zeigt weiterhin die umsatzstärksten Markenpräparate weltweit. Antikörper dominieren diese Top-Produkte, mit den Top-Indikationen Onkologie, (Auto-)Immunerkrankungen und rheumatoide Arthritis. Hier stehen in den nächsten Jahren einige Patentabläufe an bzw. sind schon erfolgt (z.B. Humira, Eliquis). Eine deutsche Pharmafirma findet sich bei diesen erfolgreichsten Blockbustern vergeblich – abgesehen vom Covid-19-Impfstoff Comirnaty, bei welchem zumindest die deutsche Biontech AG einen ganz maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte.

Deutschland ist sicher nicht komplett abgehängt, aber die einstige „Apotheke der Welt“ sind wir schon lange nicht mehr. Im Vergleich zu den Top-Firmen der Welt sind die Umsätze, Cashflows, Forschungsaufwendungen und Börsenwerte der deutschen Pharmafirmen bestenfalls noch zweitklassig. Denn gerade in dieser kapitalintensiven und von teuren Übernahmen gekennzeichneten Branche gilt: „Ohne Moos nix los …“

 

Abb. 2: Die umsatzstärksten Blockbuster der Welt in 2023

 

„Geld ist ein gutes Mittel, um es zu Geld zu bringen.“ (Investoren-Weisheit, ganz besonders in der Pharmabranche)

„Geld ist wie Dünger. Man muss es verteilen, sonst stinkt es.“ (J. Paul Getty, US-Industrieller)

 

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Prof. Dr. Reinhard Herzog

Apotheker

Apothekenexperte, Fachautor und seit 1993 Lehrbeauftragter an der FH Sigmaringen im Studiengang Pharmatechnik – und dort seit 2020 Honorarprofessor. Herausgeber und langjähriger Autor des AWA.