Was wird das neue Jahr bringen?
Eine satirische Jahresvorschau

Dr. Hubert Ortner

Es sind keine einfachen Zeiten für Apotheker und viele Inhaber blicken mit Sorgen in die Zukunft. Unsere satirische Jahresvorschau 2025 wirft einen humorvollen Blick darauf, was der Branche in den nächsten 12 Monaten blühen könnte – auf dass sich so manche Sorgenfalten zumindest für zehn Minuten lockern und einem entspannten Schmunzeln weichen. Der Ernst des (Apotheker-)Lebens ist ohnehin schneller zurück, als einem lieb sein kann…

Was wird das neue Jahr bringen - eine nicht ganz ernst gemeinte Jahresvorschau auf 2025.
(© AdobeStock/JU_STOCKER) 

 

Januar

Lange ersehnter Befreiungsschlag

Die entgegen allen Erwartungen tatsächlich nochmals wiedergewählte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening spricht vor der UNO-Vollversammlung in New York und fordert, dass deutsche Apotheken zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt werden. Besucher sollen als Eintrittsgebühr das Dreifache des heutigen Rx-Fixums bezahlen. Der Wert soll dynamisch an die Entwicklung der Gehälter von UNO-Beamten gekoppelt werden.

Kann endlich eine Rede vor ganz großem Publikum halten: Gabriele Overwiening (© ABDA)

 

Februar

Alles halb so schlimm

Noch-Parteichef Christian Lindner verteidigt die mageren 4 % der FDP bei der Bundestagswahl mit den Worten: „Ich persönlich habe nur mit 2 % gerechnet. Außerdem ist es besser, nicht im Bundestag vertreten zu sein als mit den falschen Abgeordneten.“

Christian Lindner: „Es ist besser, nicht im Bundestag vertreten zu sein als mit den falschen Abgeordneten.“ (© FDP)

 

März

Happy Birthday!

AWA-Herausgeber Reinhard Herzog feiert seinen mittlerweile 62. Geburtstag und gleichzeitig 40-jähriges Pharmazie-Jubiläum – er begann sein Studium 1982 in Freiburg: „Schon in Freiburg lasen wir in der damaligen Fachpresse, dass 40 % der Apotheken kalkulatorisch rote Zahlen schreiben, der Apotheker im Grunde ein Beruf ohne Zukunft sei, jedenfalls aber der Beruf der verpassten Chancen. Damals machte die Branche rund 10 Milliarden Euro Umsatz, mittlerweile sind es 70 Milliarden. 40 % der Apothekenbetriebe schreiben auch heute rote Zahlen, es ist insofern immer noch der Beruf der verpassten Chancen – und in weiteren 40 Jahren werden wir wieder Ähnliches lesen können…"

Reinhard Herzog: „Schon vor 40 Jahren haben 40 % der Apotheken kalkulatorisch rote Zahlen geschrieben, heute ist es genauso und auch in 40 Jahren wird sich daran nichts geändert haben."(© Moritz Hahn)

 

April

Erste lebensrettende Sofortmaßnahme der neuen Regierung

Um die Überregulierung im deutschen Gesundheitswesen endlich wirksam einzudämmen, beschließt die neue Bundesregierung am 1. April ein weitreichendes Sofortprogramm: Eine neue Behörde mit 5.000 Mitarbeitern soll bis Ende 2033 alle aktuell gültigen Gesetze und Vorschriften, die Ärzte, Apotheker und alle anderen Heilberufe betreffen, überprüfen. Nur Gesetze, denen die Behörde eine sog. „bürokratische Unbedenklichkeitsbescheinigung“ ausstellt, behalten ihre Gültigkeit. Alle anderen müssen 2034 erneut das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, weshalb diese Legislatur um ein Jahr verlängert wird. Niemandem fällt auf, dass es sich dabei um einen Aprilscherz handelt.

Begeisterter Mitarbeiter der neuen Bundesbehörde zur Ausstellung bürokratischer Unbedenklichkeitsbescheinigungen (© AdobeStock/ProstoSvet)

 

Mai

BWL-Rechenkünste für Fortgeschrittene

Auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Potsdam rechnet ABDA-Chefökonomin Claudia Korf vor, dass sowohl das Rx-Geschäft als auch das OTC-Segment und erst recht das freiverkäufliche Apothekensortiment stark defizitär sind, aber immer noch 140.000 € Gewinn je Betriebsstätte im Schnitt übrigbleiben. Korf gelingt erstmals die Verifikation des betriebswirtschaftlichen Bonmots: „An der einzelnen Packung machen wir Verlust, die Masse bringt aber den Gewinn!“ Eine Publikation in führenden Magazinen der Wirtschaftsforschung ist ihr sicher.

Beherrscht  allerlei betriebswirtschaftliche Rechenkünste: Claudia Korf (© ABDA)

 

Juni

Ende der Durststrecke in Sicht

Der neue Bundesgesundheitsminister Tino Sorge bringt ein „Apotheken sollen doppelt so viel verdienen, ohne dass der Staat oder die Beitragszahler einen Cent mehr bezahlen“-Gesetz (ASDSVODDSODBECMB) in den Bundestag ein, um – wie von der CDU im Wahlkampf propagiert – die Vor-Ort-Apotheken nachhaltig zu stärken. Man durchkämmt gerade die Patentämter, in denen es nur so von Patenten auf Maschinen wimmelt, die auf dem Prinzip des Perpetuum Mobile beruhen, um deren Funktionsprinzip auf die Ökonomie zu übertragen: Geld aus dem Nichts! Dem Vernehmen nach sollen amerikanische Finanzjongleure auf diesem Gebiet schon sehr große Fortschritte gemacht haben.

Gibt es für die ausgetrockneten Apotheker bald einen kräftigen Schluck aus der Pulle...? (© AdobeStock/M. Dörr & M. Frommherz)

 

Juli

Aus ePA wird aPA – die analoge Patientenakte

Nach Anlaufschwierigkeiten mit der elektronischen Patientenakte zieht das Bundesgesundheitsministerium die Reißleine und stellt übergangsweise bis zum 31.12.2045 auf die sog. „aPA“ (analoge Patientenakte) um: In den nächsten Wochen erhalten alle gesetzlich Krankenversicherten einen Leitz-Hängeordner mit 200 Blatt A4-Papier, zwei Bleistiften einem Spezial-Radiergummi und Spitzer. Ärzte und Apotheker müssen ab sofort sämtliche Befunde, Medikationspläne etc. von Hand in die aPA eintragen. Über die Honorare und eine Bleistift-Pauschale wird noch gerungen. Eine Arbeitsgruppe soll zudem einen dokumentenechten Bleistift entwickeln, dessen Schriftzüge nur mit dem Spezial-Radiergummi entfernt werden können – alles natürlich 100 % Datenschutz-konform.

Wird Deutschland mit der neuen aPA (analoge Patientenakte) weltweit neue Standards beim Schutz sensibler Gesundheitsdaten setzen? (© AdobeStock)

 

August

Kampfansage an den Kapitalismus

Nach anfänglichem Frust hat sich die SPD mit ihrer Rolle in der Opposition abgefunden. Parteichefin Saskia Esken kritisiert Kanzler Merz auf einem Parteitag in Bremen scharf dafür, dass er an dem überkommenen kapitalistischen Leistungsprinzip festhält. Stattdessen fordert sie ein bedingungsloses Grundeinkommen i.H.v. 7.000 €, das über eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 98 % sowie ein „Work-Life-Balance- Sondervermögen“ i.H.v. 700 Mrd. € finanziert werden soll. Außerdem soll die 5 % Hürde bei Wahlen abgesenkt werden, damit – so Esken wörtlich – „auch kleinere Splitterparteien mit sonderbaren Ideen weiterhin die Chance bekämen, ihre politischen Vorstellungen einzubringen“.

Saskia Esken: „Im Namen der SPD fordere ich Kanzler Merz auf, ein bedingungsloses Grundeinkommen i.H.v. 7.000 € einzuführen!" (© SPD)

 

September

Heiße Luft aus 100 % nachhaltiger Produktion

Der Küchengerätehersteller Miele stellt auf der IFA in Berlin sein neues Heißluft-Fritteuse-Modell „Robert“ vor. Diese produziert doppelt so viel heiße Luft wie vergleichbare Modelle und das bei nur viermal so hohem Stromverbrauch! Das Gerät kann ausschließlich mit Strom aus eigener Solar-, Windkraft- oder Biogas-Produktion betrieben werden. Für den Winterbetrieb bei Dunkelflaute bietet Miele einen Dynamo zur Koppelung mit dem Heimtrainer-Modell „Annalena“. An einer Nutzung von Trampolin-Energie für den Betrieb der Heißluft-Fritteuse arbeiten die Miele-Ingenieure mit Hochdruck.

Garantiert nachhaltig: die neue Heißluft-Fritteuse „Robert" von Miele (© AdobeStock/muhamad)

 

Oktober

Basisdemokratie in Reinkultur

Auf dem Deutschen Apothekertag wird eine Satzungsänderung beschlossen, um der ABDA endlich zu mehr Durchschlagskraft im politischen Berlin zu verhelfen. Demnach werden in Zukunft alle Anträge, die auf dem DAT beschlossen werden, in einem extrabreiten Aktenordner gesammelt. In einem zweiten Aktenordner werden alle Beschlüsse der Vollversammlung gebündelt. Jeweils zum 15. Oktober eines Jahres trifft sich der neunköpfige ABDA-Vorstand im Hinterzimmer eines Berliner Hotels, verbrennt dort alle Blätter aus den beiden Aktenordnern und beschließt irgendetwas.

Von so viel Basisdemokratie, wie bei der ABDA praktiziert, könnte selbst die Schweiz noch etwas lernen ... 
(© AdobeStock/Arturoo)


November

Appetit auf mehr

Nach dem Einstieg in den OTC-Versandhandel sorgt dm-Chef Christoph Werner für den nächsten Paukenschlag: So soll ein Großteil der europaweit gut 4.000 Drogeriemarkt-Filialen zeitnah mit Frischfleisch-Theken bestückt werden. Werner sieht hier ein enormes Cross-Selling-Potenzial – u.a. für Zahnstocher, Hygienetücher sowie zahlreiche Gesundheitsmittelchen insbesondere für Magen-Darm-Beschwerden aus dem dm-eigenen OTC-Sortiment. Allerdings droht bereits Ungemach: Mächtige Tierschutzorganisationen kündigen umfangreiche Boykott-Aktionen an. Eine weitere Luftnummer des dm-Chefs?

dm setzt voll und ganz auf den Ausbau seines Sortiments: Nach OTC-Medikamenten werden demnächst Frischfleisch-Theken die Drogeriemärkte bereichern. (© AdobeStock/contrastwerkstatt)

 

Dezember

Mehrbesitz à la Merz

Bundeskanzler Friedrich Merz wirbt im Bundestag für einen fairen Zugang ausländischer Investoren zum deutschen Gesundheitsmarkt. Unter anderem möchte er das Mehrbesitzverbot insoweit lockern, dass es einem Unternehmen (als Beispiel nennt er Amazon) in Zukunft gestattet sein soll, bis zu 17.000 Zweigapotheken zu betreiben. Damit soll die flächendeckende Arzneimittelversorgung langfristig gesichert werden. Die Aktienkurse von Blackrock und Amazon ziehen nach Bekanntwerden des Vorschlags deutlich an.

Macht sich ernsthafte Sorgen um die sichere Arzneimittelversorgung in Deutschland: Bundeskanzler Friedrich Merz 
(© CDU) 

 

Dr. Hubert Ortner, Biochemiker, Chefredakteur AWA - APOTHEKE & WIRTSCHAFT, 70191 Stuttgart, E-Mail: hortner@dav-medien.de