Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Der MAN-Konzern hat seine Wurzeln in der 1758 in Oberhausen in Betrieb genommenen Eisenhütte „St. Antony“, dem ersten schwerindustriellen Unternehmen im Ruhrgebiet. 1808 wurde der Betrieb mit anderen Unternehmen zur „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi“ fusioniert. Parallel dazu entstand in Augsburg im Jahr 1840 die „Sander’sche Maschinen-Fabrik“, die 1857 als „Maschinenfabrik Augsburg AG“ an die Börse gebracht wurde. Nach einer Reihe weiterer Fusionen erfolgte schließlich im Jahr 1908 die Umbenennung in „Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG“ (M.A.N., heute MAN).
MAN zählt mit einem Umsatz von über 13 Mrd. € und mehr als 50.000 Mitarbeitern heute zu den europaweit führenden Industriegüterunternehmen und Systemanbietern. Die Geschäftstätigkeit gliedert sich in vier Bereiche: Die Sparte MAN Nutzfahrzeuge (Umsatzanteil 2006: 67%), einer der größten Anbieter von Nutzfahrzeugen und Transportlösungen, baut Lastkraftwagen, Omnibusse sowie Motoren für Fahrzeuge, Schiffe und die Industrie. Die Sparte Dieselmotoren (14%) ist Weltmarktführer bei Zweitakt-Schiffshauptmotoren und weltweit führender Anbieter von Viertakt-Großdieselmotoren. Die Sparte Industriedienstleistungen (10%), repräsentiert durch die MAN Ferrostaal Gruppe, ist ein weltweit tätiger Anbieter von Industriedienstleistungen, u.a. in der Petrochemie. Die Sparte MAN TURBO (7%) ist ein weltweit führender Hersteller von thermischen Turbomaschinen mit Produktionsstandorten in Deutschland, der Schweiz und Italien.
In der LKW-Sparte wird an engeren Kooperationsmöglichkeiten zwischen MAN und Scania AB/S unter Einbeziehung des Volkswagen-Konzerns, der mit 22% an MAN betei- ligt ist, gearbeitet. Der Druckmaschinenhersteller MAN Roland, an dem MAN 35% hält, schrieb lange Zeit rote Zahlen und soll nun in diesem Jahr an die Börse gebracht werden.
Fundamentale Daten
MAN steuert seit einigen Jahren auf Rekordkurs und kann Umsatz und Ertrag regelmäßig auf neue Höchstmarken verbessern. Im Geschäftsjahr 2006 lag der Auftragseingang mit 16,6 Mrd. € um 16% über dem Vorjahreswert. Im Inland stiegen die Bestellungen um 23% auf 4,2 Mrd. €, im Amerika-Geschäft wurde ein Plus von 106% erreicht. Der Umsatz kletterte um 15% auf 13,0 Mrd. €, dabei verzeichnete die Bus-Sparte einen überdurchschnittlichen Anstieg um 26%.
Beim Gewinn meldete das Unternehmen ein überdurchschnittliches Wachstum, das operative Ergebnis verbesserte sich um 64% auf 1,1 Mrd. €. In der Nutzfahrzeugsparte lag das Plus bei 43% auf 670 Mio. €, die Sparte Dieselmotoren konnte das operative Ergebnis auf 229 Mio. € nahezu verdoppeln. Hohe Zuwachsraten gab es aber auch in den beiden anderen Bereichen. Das Ergebnis vor Steuern wurde von 575 Mio. € auf 1.023 Mio. € verbessert, der Jahresüberschuss lag mit 925 Mio. € nahezu doppelt so hoch wie im Jahr 2005.
Die positive Entwicklung hat sich im Jahr 2007 weiter fortgesetzt. Der Auftragseingang stieg in den ersten neun Monaten um 19% auf 14,3 Mrd. €, der Umsatz um 12% auf 10,3 Mrd. € gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie wurde mit 5,98 € nach 3,51 € dargestellt; ohne Berücksichtigung von Sondervorgängen lag das Ergebnis je Aktie bei 5,07 €. Mit dem aktuellen Kurs/Gewinn-Verhältnis erscheint die Aktie keineswegs überbewertet.
Für das Gesamtjahr 2007 rechnet MAN mit einem Anstieg des Auftragseingangs um 10%, der Umsatz soll mit über 10% im Plus liegen. Auch für 2008 gibt man sich optimistisch, nachdem bereits jetzt die Jahresproduktion in einigen Segmenten – etwa bei Lastkraftwagen für Deutschland und Polen – ausverkauft ist. Um der starken Nachfrage gerecht zu werden, baut MAN die Fertigungskapazitäten weiter aus. Hinsichtlich der angestrebten LKW-Allianz mit VW und Scania sieht das Unternehmen „absolut keinen Zeitdruck“. Die US-Finanzkrise bringt nach eigenen Angaben Vorteile im Finanzierungssektor, könne man derzeit doch mit besonders günstigen Konditionen aufwarten.
Charttechnische Daten
In den 90er-Jahren verzeich‑ nete die MAN-Aktie einen leichten Kursanstieg, wobei es mehrfach zu deutlichen Schwankungen kam. Nach einem massiven Rückgang im Zuge der Börsenkrise 2000/03 von knapp 40 € auf lediglich 11 € startete ein Aufwärtstrend, der den Kurs bis zum Sommer 2007 auf über 120 € klettern ließ.
In den vergangenen Wochen hat der Kurs den Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt nach unten gebrochen. Entscheidend ist jetzt, ob sich der Kurs bis zum Ende des ersten Quartals wieder deutlich erholen kann, was eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bedeuten würde. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie den Kauf vorerst zurückstellen.
Gesamtmarkttrend
Der Deutsche Aktienindex DAX ist erneut an der psychologisch wichtigen Marke von 8.000 Punkten gescheitert. Aktuell besteht die Gefahr, dass sich die Finanzkrise weiterhin fortsetzt und die Kurse unter Druck geraten. Daneben wird der Markt derzeit durch den hohen Ölpreis, die Subprime-Krise und den schwachen US-Dollar belastet. Positiv stimmen indes die anhaltende Gewinndynamik der Unternehmen sowie die vollen Auftragsbücher, gerade im Maschinen- und Anlagenbau.
Fazit
Die MAN-Aktie kann als interessantes Langfrist-Investment gesehen werden. Entscheidend ist allerdings, dass sich aus dem Chartbild kein Verkaufssignal ergibt.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(04):12-12