Prof. Dr. Reinhard Herzog
Sparer, die vor Jahresfrist auf die Türkische Lira gesetzt hatten, können zufrieden sein. Einerseits erzielten sie Anleihe-Renditen von durchweg mehr als 12 %, andererseits profitierten sie von der enormen Kursstärke der Bosporus-Währung, die gegenüber dem Euro immerhin 13 % zulegen konnte. Gründe für diese Stärke sind zum einen die überzeugenden wirtschaftlichen Daten, die sich u.a. in einem Rückgang des türkischen Handelsbilanzdefizits um mehr als 11 % widerspiegeln, zum anderen aber auch die politischen Entwicklungen im Umfeld der Neuwahlen und die weitere Annäherung der Türkei an die Europäische Union. Auch die in großer Zahl aufgelegten „Convergence-Fonds“ investierten viel Geld in Türkei-Papiere.
Ein solches Investment war jedoch keineswegs frei von Risiken: Gerade im Herbst 2006 bestand die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen der EU und der Türkei wieder deutlich vergrößern könnte. Auch herrschte Unsicherheit über die Bonität der ausgegebenen Papiere und nicht wenige Experten gingen davon aus, dass die Türkei eines Tages die Zahlungen stoppen könnte. Allenfalls mäßige Chancen räumte man auch der Währung ein, deren Kurs sich in den vorangegangenen fünf Jahren gegenüber dem Euro mehr als halbiert hatte.
In Euphorie wird die Baisse geboren
Doch selbst wenn die Türkei-Anleihen in den zurückliegenden zwölf Monaten mit einer Rekord-Performance geglänzt haben, sollten Sie als Anleger vorsichtig sein: Die momentane Euphorie für die Papiere aus Istanbul kann sehr schnell und aus nichtigem Anlass in das Gegenteil umschlagen und dann sind hohe Verluste möglich. Türkei-Anleihen eignen sich daher in erster Linie für sehr spekulationsfreudige Anleger, die ihr Engagement laufend beobachten können.
Eine Euphorie verzeichnen die Devisenbörsen derzeit aber auch für den Euro, der im Jahr 2007 gegenüber dem Schweizer Franken fast 4 % und gegenüber dem US-Dollar mehr als 12 % gewinnen konnte. Hier gilt – mit abgeschwächten Vorzeichen – dasselbe wie für die Türkische Lira: Analog zu früheren Jahren kann der Trend quasi über Nacht umschlagen und dann sind es insbesondere die jetzt vernachlässigten Währungen, die hohe Kursgewinne verzeichnen. Anleger, die davon profitieren wollen, sollten sich jetzt gezielt nach Papieren mit entsprechenden Währungschancen umsehen:
- Unter eher konservativen Gesichtspunkten sind hier neben dem US-Dollar der Schweizer Franken und das Britische Pfund zu nennen.
- Spekulativer sind der Südafrikanische Rand, der Australische Dollar, der Neuseeland-Dollar und nicht zuletzt der Kanadische Dollar, der sich längst von seinem „großen Bruder“ US-Dollar abgekoppelt hat.
- Für besonders risikofreudige Anleger eignen sich z. B. der Polnische Zloty, die Island-Krone und der Brasilianische Real.
Anlageländer laufend beobachten
Engagements sollten jedoch durchweg im überschaubaren Rahmen gehalten und mindestens zweimal monatlich kontrolliert werden. Zeichnet sich eine nachhaltige Abschwächung ab, ist ein schneller Verkauf meist die bessere Lösung. Vorteilhaft ist es auch, den Marktberichten über die jeweiligen Länder in der Tageszeitung Beachtung zu schenken, lassen sich daraus doch wertvolle Rückschlüsse auf die Währung ziehen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(05):14-14