Prof. Dr. Reinhard Herzog
Am 17. März 2008 war es so weit: Der Goldpreis kletterte erstmals über die Marke von 1.000 US-$ je Feinunze und markierte mit 1.011,25 US-$ einen neuen Rekordstand. Aber auch andere Bodenschätze wie Kupfer oder Rohöl sorgten mit spektakulären Preissteigerungen für Schlagzeilen in den Medien.
Das Problem für Anleger jedoch: Entsprechende Investments sind keineswegs einfach. Der direkte Kauf des Rohstoffs kommt allenfalls bei Edelmetallen in Betracht, die in Barren- und Münzenform gehandelt werden. Doch die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs ist hoch, zudem belasten die Lagerkosten und zum Teil die Mehrwertsteuer die Rendite. Wenig geeignet erscheinen aber auch Rohstofffonds, setzen diese doch meist auf einen ganzen Korb unterschiedlicher Aktien aus dem Rohstoffbereich. Nur im Einzelfall infrage kommen die Aktien von Rohstoffunternehmen, da diese in der Regel extrem volatil und damit riskant sind, zudem bewegen sich die Kurse längst nicht analog zu den Preisen ihrer Produkte.
Eine interessantere Lösung sind hingegen Zertifikate, die mittlerweile von zahlreichen Emittenten auch für Rohstoffe aufgelegt wurden. Hier wird der Anleger im festgelegten Verhältnis an der Wertentwicklung des Rohstoffs beteiligt, allerdings fallen gerade bei Rohstoffzertifikaten oft nicht unerhebliche Kosten an. Zudem gelten für Zertifikate alle Bestimmungen der Abgeltungssteuer, sodass die Erträge in der Regel steuerpflichtig sind. Nicht zu unterschätzen ist vor dem Hintergrund der Bankenkrise auch das Ausfallrisiko: Im Fall der Insolvenz des Emittenten ist ein Totalausfall nicht auszuschließen.
Rechtsanspruch auf Auslieferung
Kein derartiges Risiko beinhalten die meisten der noch recht neuen Exchange Traded Commodities (ETCs), bei denen es sich – rechtlich betrachtet – um unbefristete besicherte Schuldverschreibungen handelt und somit ein Rechtsanspruch auf Auslieferung des zugrunde liegenden Produkts besteht. An der Deutschen Börse in Frankfurt werden derzeit rund 50 verschiedene ETCs gehandelt. Die Palette reicht von „klassischen“ Anlageprodukten wie Gold, Silber oder Kupfer bis hin zu zahlreichen Warengattungen, die an den Terminbörsen gehandelt werden, z.B. Kaffee, Sojabohnen oder Zucker.
Der Preis des jeweiligen Rohstoffs wird dabei im festgelegten Verhältnis widergespiegelt, es gibt weder einen Ausgabe- noch einen Rücknahmepreis. Vielmehr werden die Papiere mit einem Spread – also einer Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis – in einer Größenordnung von kaum über 0,5% gehandelt. Um die jederzeitige Handelbarkeit sicherzustellen, wurden „Designated Sponsors“ bestimmt, die entsprechende Preise stellen. Die steuerliche Bewertung ist noch nicht abschließend geklärt, jedoch gehen Experten davon aus, dass ETCs nicht den Vorschriften über die Abgeltungssteuer unterliegen.
Als Anleger bieten Ihnen ETCs also die Möglichkeit, kostengünstig und unkompliziert in Rohstoffe zu investieren. Garantien für Gewinne – darüber müssen Sie sich allerdings im Klaren sein – gibt es aber nicht, unterliegen die Rohstoffpreise doch beträchtlichen Schwankungen. Auch die Währungsfrage gilt es zu klären: Viele Rohstoffe wer-den in US-$ gehandelt, sodass Sie mit dem ETC-Kauf auch an der Kursentwicklung des Dollar beteiligt sind.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(11):16-16