Wertpapier im Test

Lindt & Sprüngli Inhaber-Partizipationsschein


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Die Konditoren David Sprüngli-Schwarz und sein Sohn Rudolf Sprüngli-Ammann übernahmen 1836 eine kleine Zuckerbäckerei in der Züricher Altstadt und gründeten die Per­sonengesell­schaft „Sprüngli & Sohn“. 1845 begann die Firma mit der Herstellung von Qualitätsschokoladen und schon wenige Jahre später war das Interesse der Züricher „High Society“ so groß, dass der Betrieb nach Horgen am Zürichsee aussiedeln musste. In den folgenden Jahren waren weite­re Standortwechsel erforderlich, bevor man 1898 mit dem Bau einer modernen Fabrik in Kilchberg am Zürichsee eine endgültige Heimat fand. Zur Fi­nanzierung wurde die Einzelfirma in die Aktiengesellschaft „Chocolat Sprüngli AG“ umgewandelt. Ein knappes Jahr später erwarb das Unternehmen die bernische Cho­colademanufaktur sowie das Fabrikationsgeheimnis und die berühmte Marke von Rodolphe Lindt. Die Firma wurde in „Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG“ umbenannt. Bereits um 1915 konnte das Unternehmen rund drei Viertel der Produktion in mehr als 20 Länder auf der ganzen Welt exportieren. In den 20er- und 30er-Jahren führten der weltweite Protektionismus und die Wirtschaftskrisen zu einem vollständigen Verlust sämtli­cher ausländischer Märkte und auch der Zweite Weltkrieg mit seinen Einfuhrbeschränkungen für Zucker und Kakao brachte das Unternehmen in Schwierigkeiten.

Nach dem Krieg konnte die Nachfrage jedoch schnell wieder sowohl im Inland als auch im Ausland gesteigert werden. Ab 1950 war Lindt & Sprüngli auch wieder in Deutschland und ab 1954 in Frankreich durch Lizenznehmer vertre- ten. In den 60er-Jahren wurden wei­tere Firmen übernommen, etwa Chocolat Grison in Chur (1961) und die Schoko­la­den­fabrik Gubor in Langenthal (1971). Der Grundstein für den Aufbau einer internationalen Firmengruppe wurde 1977 mit der Übernahme der Aktienmehrheit beim franzö­sischen Lizenznehmer „CFC Consortium Français de Confiserie“ gelegt. Zahlreiche weitere Pro­duktionsaufnahmen und Be­teiligun­gen folgten, u.a. in den USA. 1994 wurde die Firma in die Holding-Gesellschaft „Cho­coladefa­bri­ken Lindt & Sprüngli AG“ umgewandelt.

Heute ist „Lindt & Sprüngli“ eine international bedeutende Firmengruppe mit acht Pro­duktionsstandorten in sechs Ländern und einem weltweiten Netz von eigenen Vertriebsgesellschaften auf vier Kontinenten. Wichtigster Absatzmarkt ist mit einem Umsatzanteil von knapp 70 % Europa, der Rest wird in Nord- und Südamerika (25 %) und anderen Regionen umgesetzt. Zu den bekanntesten Produkten zählen neben feinen Schokoladen insbesondere die Sorten Fioretto, Lindor sowie der Gold-Osterhase.

Fundamentale Daten

Lindt & Sprüngli zählt seit Jahren zu den wenigen global tätigen Konzernen, die Umsatz und Ertrag nahezu kontinuierlich ausbauen können. Im Geschäftsjahr 2007 verbesserte sich der Umsatz um 13,9 % auf 2,9 Mrd. CHF; in lokaler Währung ergab sich ein Anstieg um 11,8 %. Damit erreichte das Unternehmen im vierten Jahr in Folge ein organisches Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. Das EBITDA verbesserte sich um 16,6 % auf 444,3 Mio. CHF, das EBIT lag mit 350,8 Mio. CHF um 18,0 % über dem Wert des Vorjahres. Beim Reingewinn konnte Lindt & Sprüngli ein Plus von 19,7 % auf 250,5 Mio. CHF ausweisen.

Im ersten Halbjahr 2008 wurde mit einem Plus von 2,9 % auf 1,17 Mrd. CHF erneut die Umsatzmilliarde überschritten. Dank einer leicht verbesserten Bruttomarge und einer verstärkten Kostenkontrolle verbesserte sich das EBIT um 11,6 % auf 33,6 Mio. CHF. Der Nettogewinn nach Steuern stieg um 4,6 % auf 22,9 Mio. CHF.

Chancen ergeben sich insbesondere durch die inzwischen wieder rückläufigen Rohstoffpreise, aber auch den Kursanstieg des US-Dollar. Darüber hinaus weckt die Expansion nach Asien und hier insbesondere nach China – wo man Schokolade zwar liebt, aber bisher nur in geringem Umfang isst – das Interesse der Anleger.

Charttechnische Daten

Der Partizipationsschein der Lindt & Sprüngli AG präsentiert sich seit dem Jahr 1992 als Wachstumswert par excellence. Lag die Notierung anfangs noch bei rund 100 €, so wurde im November 2007 ein Rekordkurs von 2.500 € bezahlt. Ausgehend von den schwächeren Konjunkturerwartungen, kam es in der Folge jedoch zu einem massiven – und für dieses Papier ungewöhnlichen – Kurseinbruch auf nur noch 1.480 €, von dem es sich inzwischen wieder deutlich erholt hat. Dies spricht für eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung und eine Rückkehr in den Trendkanal.

Gesamtmarkttrend

Der Lindt & Sprüngli Parti­zi­pationsschein entwickelte sich in den vergangenen Jahren weitgehend unabhängig von der Schweizer Börse. Zwar hat sich in jüngster Vergangenheit die allgemeine Kursschwäche auch bei diesem Papier niedergeschlagen. Mittelfristig ist jedoch wieder mit einer Abkehr vom Börsen­trend zu rechnen, sodass sich der Schein auch in schwierigen Börsenphasen als An­lage eignet.

Fazit

Der jüngste Kursrückschlag kann durchaus als Chance für eine Rückkehr in den langfristigen Aufwärtstrend gesehen werden, wobei fundamental insbesondere die Expansion nach Asien die Anlegerherzen begeistern dürfte.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(20):12-12