Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) wurde im Jahr 1865 mit einem Grundkapital von 1,4 Mio. Gulden von Friedrich Engelhorn in Mannheim gegründet. Basis war die 1848 entstandene Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung, die sich ebenfalls im Besitz Engelhorns befand und die – quasi als Abfallprodukt – erhebliche Mengen Steinkohlenteer erzeugte. Daraus produzierte die BASF Teerfarbstoffe und Farbstoffe auf Anilinbasis für die Textilindustrie sowie bald eine breite Palette weiterer Färbemittel. 1880 gründete das Unternehmen seine ersten Auslandsniederlassungen in Frankreich, Russland und den USA. Bei der Pariser Weltausstellung 1900 konnte sich die Badische Anilin- und Sodafabrik als größte chemische Fabrik der Welt präsentieren.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Produktionsanlagen von den Alliierten größtenteils demontiert und die Patente beschlagnahmt. Bedingt durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wegen der Inflation, schloss sich 1924 die BASF mit den Farbwerken Hoechst AG, Bayer, Agfa, Griesheim Elektron und Weiler-ter-Meer zur I.G. Farben AG zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfügten die Alliierten in den Westzonen die Entflechtung der Firma und es entstanden elf selbstständige Unternehmen. Die BASF konnte ihre Aktivitäten deutlich ausbauen und ihre Vormachtstellung auf dem Weltmarkt sichern.
Heute gliedert sich die Geschäftstätigkeit in sechs Segmente. „Chemicals“ (Umsatzanteil 2007: 16 %) umfasst anorganische Basischemikalien, petrochemische Produkte, Lösungsmittel und Ausgangsstoffe für Waschmittel, Kunststoffe, Fasern und Medikamente. Der Bereich „Plastics“ (17 %) entwickelt technische Kunststoffe, Polyamid und Produkte aus Polyurethan. In der Sparte „Performance Products“ (15 %) entwickelt die BASF Veredlungspolymere, die in zahlreichen Alltagsprodukten – von Windeln bis zu Brief-marken – stecken. Der Bereich „Functional Solutions“ (16 %) bietet Systemlösungen u.a. für die Automobilindustrie. In der Sparte „Agricultural Solutions“ (6 %) widmet sich die BASF der Schädlingsbekämpfung und mit „Oil & Gas“ (18 %) gilt die Firma als größtes deutsches Unternehmen der Öl- und Gasförderung. Rund 58 % des Umsatzes werden in Deutschland erzielt, 16 % entfallen auf das restliche Europa, 11 % auf Nordamerika und 15 % auf Asien.
Fundamentale Daten
Vor dem Hintergrund der günstigen Konjunkturentwicklung konnte die BASF Umsatz und Ertrag in den vergangenen Jahren regelmäßig in erheblichem Umfang steigern. 2007 kletterte der Konzernumsatz um 10,2 % auf 58,0 Mrd. €. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Abschreibung (EBITDA) stieg um 5,2 % auf 10,2 Mrd. €, allerdings ging die EBITDA-Marge von 18,5 % auf 17,6 % zurück. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen wurde um 4,9 % auf 7,6 Mrd. € verbessert. Der Jahresüberschuss wurde um knapp 25 % auf 4,3 Mrd. € erhöht. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 4,16 € nach 3,19 €.
Weiter fortgesetzt hat sich die positive Entwicklung in den ersten neun Monaten 2008: Der Umsatz stieg um 11 % auf 48,0 Mrd. €, das EBIT vor Sondereinflüssen lag mit 6,3 Mrd. € um 8,2 % über dem Vorjahreswert; das Ergebnis nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter ging jedoch um 1,4 % auf 3,7 Mrd. € zurück. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 3,45 € nach 3,33 €. Während der Umsatz in Europa in den ersten neun Monaten 2008 um rund 20 % zunahm, musste in Nordamerika ein währungsbedingt niedriges Plus von 1,0 % hingenommen werden. Auf Dollar-Basis steigerten die Gesellschaften jedoch den Umsatz um 10 %.
Auch für das Gesamtjahr 2008 und die weitere Entwicklung sieht sich das Unternehmen gut gerüstet: Trotz nachlassender Dynamik in der Chemieproduktion soll der Umsatz um 2,0 % steigen und das Ergebnis auf Vorjahresniveau liegen. In den kommenden fünf Jahren soll die EBITDA-Marge von 18 % erreicht werden, als Minimumwert wer‑ den 14 % genannt. Diesen Prognosen liegen allerdings ein kalkulierter Ölpreis von durchschnittlich 105 US-$ und ein Dollarkurs von 1,45 € zugrunde; beide Werte wurden mittlerweile unterschritten. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf die geplan-te Übernahme der Schweizer Ciba Holding AG. Hier hat die BASF 50 CHF je Namensaktie geboten, die Angebotsfrist endete am 28. Oktober 2008.
Charttechnische Daten
In den vergangenen Jahren erwies sich die BASF als Wachstumswert, wobei die Kursanstiege aber immer wieder durch teils massive Rückschläge unterbrochen wurden. Seit Anfang 2008 steht das Papier jedoch massiv unter Druck, wobei neben der allgemeinen Börsenlage auch die erwartete Konjunkturabschwächung eine bedeutende Rolle spielt. Charttechnisch wurden alle Widerstandslinien nach unten geschnitten, dennoch ist ein schneller Wiederanstieg – von Experten als „Schließen eines Gap“ bezeichnet – nicht auszuschließen.
Gesamtmarkttrend
Vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise kommt es derzeit zu erheblichen Kursausschlägen nach beiden Seiten, sodass von einem klaren Trend nicht gesprochen werden kann. Mittelfristig sollte sich die Lage jedoch wieder etwas beruhigen, was insbesondere fundamental abgesicherten Papieren Potenzial beschert.
Fazit
Auf dem aktuellen Kursniveau erscheint die BASF-Aktie auch vor dem Hintergrund einer erwarteten Konjunkturabschwächung fundamental gut abgesichert. Mittel- bis langfristig sollte das Papier Anlegern wieder mehr Freude machen.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(22):12-12