Wertpapier im Test

Henkel-Vorzugsaktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Gegründet durch den hessi­schen Kaufmann Fritz Henkel, kann die heute als Kommandit­gesellschaft auf Aktien (KGaA) geführte Firma auf eine mehr als 130-jährige Tradition zurückblicken. Erster Markenartikel war „Henkel‘s Bleichso­da“, 1907 gelang der Durchbruch mit dem Waschmittel „Persil“. In den Folgejahren brachte Henkel immer neue, bis heute bekannte Marken für den Haushalt auf den Markt.

Die Vorzugsaktien wurden im Jahr 1985 an der Börse eingeführt, 1996 erfolgte die erstmalige Ausgabe von Stammaktien. Die Geschäftstätigkeit gliedert sich heute in die drei Bereiche „Wasch-/Reinigungs­mittel“ (Umsatzanteil 2007: 32 %), „Kosmetik/Körperpfle­ge“ (23 %) sowie „Adhesives Technologies“ (43 %). Zu den Marken zählen u.a. Persil, Pril, Schwarzkopf, Fa, schauma, Diadermine, Vernel, Dixan, Purex, Pattex, Pritt und taft. 65 % des Umsatzes werden in der Region Europa/Afrika/Nahost erzielt, 20 % entfallen auf Nordamerika, 8 % auf Asien/ Pazifik und 5 % auf Lateinamerika. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 57.000 Mitarbeiter, vertrieben werden die Produkte in über 125 Ländern. Abgeschlossen wurde mittlerweile die Börsenplatzierung der bisherigen Henkel-Tochter Ecolab Inc., St. Paul/Minnesota. Hier konnte Henkel insgesamt rund 67,1 Millionen Ecolab-Aktien veräußern und einen Gesamterlös von rund 2,0 Mrd. US-Dollar (rund 1,6 Mrd. €) vor Steuern und Nebenkosten erzielen.

Fundamentale Daten

Ein solides, wenn auch keineswegs spektakuläres Wachs‑ tum kennzeichnet die Jahresabschlüsse von Henkel. Im Geschäftsjahr 2007 kletterte der Umsatz um 2,6 % auf 13,1 Mrd. €, bereinigt um Wechselkurseffekte lag das Plus sogar bei 5,3 %. Zum organischen Wachstum trugen dabei alle Bereiche bei, insbesondere Adhesives Technologies entwickelte sich jedoch überproportional. Das betriebliche Ergebnis (EBIT) stieg um 3,5 % auf 1,3 Mrd. €; bereinigt um Wechselkurseffekte lag der Anstieg bei 5,8 %. Die Um-satzrendite erhöhte sich auf 10,3 %. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 6,3 % auf 1,3 Mrd. € und der Jahresüberschuss wurde um 70 Mio. € auf 941 Mio. € verbessert. Nach Abzug von Anteilen anderer Gesellschafter in Höhe von 20 Mio. € lag das Ergebnis bei 921 Mio. €.

Die positive Entwicklung hat sich 2008 weitgehend fortgesetzt. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um 7,1 % auf 10,6 Mrd. €, berei­nigt um Wechselkurseffekte lag der Anstieg sogar bei 11,8 %. Allein im dritten Quartal wurde ein Umsatzwachstum von 12,0 % erreicht, wobei die Akquisition des Klebstoff- und Electronic-Materials-Geschäfts von National Starch eine bedeutende Rolle gespielt hat. Bedingt durch gestiegene Rohstoffpreise, aber auch durch die Kosten des Effizienzsteigerungsprogramms „Global Excellence“ ging die Bruttomarge auf 43,1 % zurück. Entsprechend gab auch das betriebliche Ergebnis (EBIT) um 38,9 % auf 624 Mio. € nach. Bereinigt um Restrukturierungsaufwendungen sowie Kosten in Zusammenhang mit der jüngsten Übernahme von National Starch stieg das EBIT allerdings um 3,4 % auf 1,1 Mrd. €. Der Periodenüberschuss ging um 46,4 % auf 372 Mio. € zurück, bereinigt um Sondereinflüsse lag er jedoch auf der Höhe des Vorjahrs. Dies entspricht einem Ergebnis von 0,83 €/Aktie bzw. be­‑ rei­nigt 1,62 €/Aktie.

Für das Gesamtjahr 2008 rechnet Henkel mit einem organischen Umsatzwachstum in einer Größenordnung zwischen 3 % und 5 %. Das bereinigte betriebliche Ergebnis soll um 10 % über dem Vorjahreswert liegen und das Ergebnis je Aktie soll – wiederum bereinigt – um einen „niedri­gen einstelligen Prozentsatz“ steigen. Auch für die kommenden Jahre sieht sich Henkel gut gerüstet, solide Anstiege beim Umsatz und ein überdurchschnittliches Wachstum beim Ertrag ausweisen zu können. Hierzu dürfte auch das vor Kurzem gestartete Effizienzsteigerungsprogramm beitragen, mit dem das Geschäfts­potenzial besser genutzt und die Margen überdurchschnittlich ausgebaut werden sollen. Als Zielgrößen bis 2012 werden ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von 3 % bis 5 % p.a., eine bereinigte Umsatzrendite (EBIT) von 14 % im Jahr 2012 und ein durchschnittliches Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Vorzugsaktie von mehr als 10 % genannt.

Charttechnische Daten

In der Aktienbaisse der Jahre 2000 bis 2003 konnte sich die Henkel-Aktie vergleichsweise stabil behaupten. Analog zum Gesamtmarkt begann in der Folge ein deutlicher, lediglich kurzzeitig unterbrochener Kursanstieg, der erst Mitte 2007 bei rund 44 € abgeschlossen wurde. Seit Jahresbeginn steht das Papier jedoch wieder erheblich unter Druck und im Sommer 2008 überschritt der Kursrückgang sogar zeitweilig die 50-%-Marke. Mittlerweile zeichnet sich allerdings im Bereich von 22 € eine gewisse Stabilisierung ab. Aus charttechnischer Sicht ist im ersten Halbjahr 2009 ein Kaufsignal möglich.

Gesamtmarkttrend

Die Kursentwicklung an der deutschen Börse erinnert derzeit eher an ein Spielcasino als an einen seriösen Handelsplatz für Wertpapiere. Dem konnte sich auch die im DAX geführte Henkel-Aktie nicht entziehen. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Märkte in den kommenden Monaten beruhigen und manche Kursübertreibungen korrigiert werden.

Fazit

Die Henkel-Aktie stellt insbesondere unter langfristigen Gesichtspunkten ein recht interessantes Basisinvestment dar. Das stark gedrückte Kursniveau lässt den mit soliden finanziellen Kennzahlen arbeitenden Konzern attraktiv erscheinen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(24):12-12