Stufenzinsanleihen

Zinspapiere mit erhöhtem Risiko


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Spätestens seit dem Überschwappen der Immobilien-Finanzkrise aus den USA nach Europa sind deutsche Anleger besonders risikoscheu: Bevorzugt werden Tages- und Festgelder. Doch auch im Bereich der Zinsanlagen können durchaus Risiken bestehen.

Der Kampf um die Kundengelder ist voll entbrannt: Kaum eine Woche vergeht, in der keine „Super-Schnäppchen“ an­geboten werden, meist Tages- oder Festgelder mit hohen Zinsen. Schon täglich verfügbare Gelder werden manchmal immer noch mit mehr als 3,5 % verzinst, für Festgelder mit sechs bis zwölf Monaten Laufzeit steht häufig nach wie vor die vier vor dem Komma. Erstmals seit langem wird damit sogar die aktuelle Verzinsung von fünfjährigen Bundesanleihen deutlich über­boten, die aktuell im Bereich von 2,2 % angesiedelt ist.

Neuanlage ohne Bankenwechsel

Allerdings wird es mittler- weile zunehmend schwierig, Kunden zum Wechsel der Bank zu animieren. Längst hat sich herumgesprochen, dass der hohe Verwaltungsaufwand sowie lange Wartezeiten bis zur Kontoeröffnung und beim Geldtransfer manchen Zinsvorteil zunichtemachen können. Immer mehr Emittenten setzen daher jetzt auf Anlageprodukte, die an der Börse gehandelt werden und keinen Bankenwechsel mehr erfordern. Konstruiert sind die­‑ se Papiere meistens in Form von Schuldverschreibungen, Inhaberpapieren oder auch Zertifikaten, die entsprechen­de Son­derbedingungen vorsehen.

Namen suggerieren Sicherheit

So hat etwa die Deutschland-Tochter der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley bereits mehrere „Schatzbriefe“ aufgelegt, die mit ihrem Namen nicht zufällig den Vergleich mit den Bundesschatzbriefen der Finanzagentur des Bundes nahelegen. Wirklich neu ist das Konzept freilich nicht: Bei der aktuellen Emission vom 3. September 2008 (ISIN: DE000MS0JY37) handelt es sich um eine dreijährige Stufenzinsanleihe, d.h. um eine Anleihe mit steigendem Zins.

Zumindest auf den ersten Blick sind die Konditionen attraktiv: Während Staatspapiere derzeit bei dreijähri­ger Anlage Zinssätze zwischen 2,0% und 2,5% vorsehen, bringt das Morgan-Stanley-Papier immerhin 5,5% im ersten Jahr, 5,75% im zweiten Jahr und 6,0% im dritten Jahr. Zusätzlich besteht die Chance auf einen Extrazins von 0,5% zum Laufzeitende, wenn der 1-Jahres-Euro-Swapsatz – eine zwischen Banken verwendete Zinsgröße – bei Fälligkeit über 6,0% liegt, außerdem winken Kursgewinne.

Bei genauerem Hinsehen re­lativieren sich diese Vorteile jedoch etwas: So werden die Schatzbriefe von Morgan Stanley an der Börse notiert, sodass in die Renditerechnungen neben den Kaufspesen der Hausbank auch die Handelsspanne (= spread) von 1,0% einkalkuliert werden muss. Zudem orientiert sich der Kurs an der aktuellen Kapitalmarktsituation, d.h., er kann auch vor­übergehend unter den Nenn­wert fallen. Und dies kann zu beträchtlichen temporären Kursverlusten führen. Aktuell kostet das Papier rund 96 %, sodass der Ausstieg frühzeitig engagierter Anleger mit einem erheblichen Minus verbunden ist. Zeitweise lag der Kurs sogar unter 85 %. Denn schließlich gilt es, das Emittentenrisiko zu berücksichtigen: Die Bonität von Morgan Stanley gilt zwar nach der Rettungsaktion durch die japanische Mitsubishi-Bank als gut, an die Einstufung der Bun­des­republik Deutschland als Schuldner reicht sie jedoch bei Weitem nicht heran.

Unser Urteil: Produkte wie der Morgan-Stanley-Schatzbrief sind hinsichtlich der Konditionen oftmals recht interessant, allerdings soll-ten Sie auf die Nebenkosten und die Bonität des Emittenten achten.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(03):14-14