Prof. Dr. Reinhard Herzog
Börsianer und Autofahrer haben eine bedeutende Gemeinsamkeit: In beiden Gruppen glauben 90%, besser zu sein als der Durchschnitt. Doch die Realität sieht anders aus: Ein Blick auf unsere Straßen zeigt, dass der eine oder andere Verkehrsteilnehmer trotz bestandener Führerscheinprüfung alles andere als sicher fährt. Ebenso ist es bei Anlegern: Die Wertentwicklung vieler Depots lässt selbst in guten Börsenzeiten oftmals zu wünschen übrig, in manchen Jahren werden auch mit breit diversifizierten Depots kaum die Renditen einer Festgeldanlage erzielt. Geht es indes abwärts, liegen die Verluste oft weit über den Entwicklungen der jeweiligen Märkte.
Drei Kategorien
Anleger, die sich diese Tatsache eingestehen, sind von einem erfolgreichen Handeln nicht mehr weit entfernt. Es müssen nicht die heiß spekulierten Technologiewerte oder die chinesischen Newcomer sein, um die Renditehoffnungen zu nähren. Vielmehr genügt allein ein indexorientiertes Investment, um eine annähernd ähnliche Performance zu erzielen wie der Gesamtmarkt. Gerade in den vergangenen Jahren ist die Zahl geeigneter Produkte deutlich gestiegen, sodass der Anleger nunmehr die „Qual der Wahl“ hat.
Grundsätzlich sind dabei drei Produktkategorien zu unterscheiden:
- Indexfonds enthalten die Aktien eines Index in annähernd gleicher Zusammenstellung, eine aktive Titelauswahl erfolgt nicht. Daher sind sie in der Regel kostengünstiger als klassische Investmentfonds, bei denen das Fondsmanagement durch eine gezielte Titelauswahl nach Zusatzerträgen strebt. Eine Zwitterstellung nehmen die indexorientierten Investmentfonds ein, die zwar überwiegend in den Papieren eines Index investieren, aber durch eine gezielte Gewichtung einen Mehrwert für den Anleger erzielen wollen.
- Indexaktien, auch bekannt als „Exchange Traded Funds“ (ETF) sind börsennotierte Anteile passiv gemanagter Fonds, die einen Index nachbilden. Ihr Kursverlauf entspricht in der Regel exakt der Indexentwicklung.
- Bei Indexzertifikaten handelt es sich um Schuldverschreibungen, deren Rückzahlungspreis – und damit auch der aktuelle Kurs – ebenfalls an den Index gekoppelt ist. Sie sind meist nochmals preiswerter als etwa Indexaktien, jedoch bergen sie das Risiko, dass der Emittent insolvent wird.
Unabhängig von der Art der Indexanlage stellt sich die Frage nach der optimalen Depotzusammensetzung. Konnten Anleger bis vor wenigen Jahren allein auf die Indizes der großen Weltbörsen setzen, gibt es heute entsprechende Anlagemöglichkeiten für nahezu jede noch so kleine Börse, aber auch für andere Produkte wie etwa Edelmetalle oder Rohstoffe. Entscheidend für den Erfolg ist mithin die entsprechende Streuung des Kapitals.
Langfristig bewährt hat sich – gerade in Krisenzeiten – folgende Zusammensetzung: Konservative Anleger sollten derzeit zwischen 20% und 40% ihres für Aktien vorgesehenen Kapitals im Bereich deutscher Papiere investieren, daneben sollten die Eurozone (15% bis 30%), die USA (15% bis 30%) sowie Asien mit Schwerpunkt Japan (15% bis 30%) in die Zusammenstellung einfließen. Risikofreudigere Anleger werden hingegen stärker international investieren und dabei auch die Schwellenländer in ihre Überlegungen einbeziehen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(12):15-15