Wertpapier im Test

MLP-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Seinen Ursprung hat der MLP-Konzern in der 1971 in Heidelberg von Eicke Marschollek und Manfred Lautenschläger gegründeten Versicherungs­agentur „Mar­schollek, Lautenschläger & Partner“ (MLP). 1988 wurden erstmals stimmrechtslose Vorzugsaktien an die Börse gebracht. Zwei Jahre später folgten Stammaktien und 2001 entschied man sich zur Zusammenlegung beider Gattun­gen. MLP ist heute nach eigenen Angaben der führende unabhängige Finanz- und Vermögensberater für Akademiker und andere anspruchsvolle Kunden. Rund 2.400 Berater in 240 Geschäftsstellen betreuen zirka 730.000 Versicherte. Die Geschäftsstrategie basiert im Wesentlichen auf der Anwerbung neuer Kunden an Hochschulen, die – so die Idealvorstellung – von MLP in allen Lebensphasen umfassend und kompetent beraten werden.

Zunächst setzte das Unternehmen allein auf die Vermittlung von Fremdprodukten, ab 1991 wurden Tochtergesellschaften in den Bereichen Versicherun­gen, Vermögensverwaltung und Finanzdienstleistungen gegründet. Allerdings wurde das Versicherungsgeschäft nach erheblichen Problemen im Sommer 2005 veräußert. Eine wichtige Expansion erfolgte im Jahr 2006 mit der Übernahme einer zunächst 56,6%igen Beteiligung an der Feri Finance AG, einem bedeutenden unabhängigen Ver­mögensverwalter. Weniger er­folgreich waren indes Engagements im Ausland, für die Niederlassungen in Österreich und den Niederlanden wird nach Lösungen gesucht.

Für Schlagzeilen sorgte 2008 die Mitteilung der Schweizer Lebensversicherung SwissLife über den Kauf eines Aktien­pakets von knapp 27%. MLP konnte seine Unabhängigkeit jedoch erfolgreich verteidigen. Ende März 2009 wurde bekannt, dass der deutsche Versicherer Talanx (früher HDI) bei SwissLife einsteigt und dem Züricher Konzern gleichzeitig ein MLP-Paket von 8,4% abkauft. Talanx dürfte den Anteil am MLP-Konzern strategisch sehen und allein nicht weiter erhöhen, da die Unabhängigkeit von MLP die wichtigste Basis des Geschäfts darstellt.

Fundamentale Daten

Der MLP-Konzern verzeichnete in den vergangenen Jahren eine sehr wechselvolle Geschichte. So profitierte das Unternehmen in den 1990er-Jahren von der starken Nachfrage nach innovativen Konzepten, zwischen 2001 und 2003 war die Aktie sogar im Deutschen Aktienindex DAX gelistet. Einen schweren Rückschlag erlebten die Heidelberger 2002, als das Finanzmagazin Börse Online dem Unternehmen Bilanzmanipulationen vorwarf; die staatsanwaltschaftlichen Er­mittlungsverfahren wurden im Jahr 2007 gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt.

Konnten die Gesamterlöse im Geschäftsjahr 2007 noch um 7% auf 629,8 Mio. € und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 21% auf 110,1 Mio. € gesteigert werden, sorgte die Finanzkrise 2008 zuletzt für schwächere Zahlen. Die Gesamterlöse verringerten sich auf 597,7 Mio. €, die Umsatzerlöse sanken von 588,2 Mio. € auf 554,8 Mio. €. Die Ertragslage wurde u.a. durch Wertminderungen eines fremdvermieteten Büro- und Verwaltungsgebäudes sowie Um­stellungen auf das neue Versicherungsvertragsgesetz belastet. Im Konzern wurde ein Ergebnis von 24,8 Mio. € nach 62,1 Mio. € erzielt.

Noch deutlich ausgeprägter wirkte sich die Finanzkrise im ersten Quartal 2009 auf die Geschäftsentwicklung aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die Gesamterlöse der MLP um 19% auf 125,5 Mio. € zurück. Das be­reinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 6,8 Mio. € nach 25,1 Mio. €. Aufgrund der Ausschüttung an die Minderheitsaktionäre der Feri Finance AG reduzierte sich das Finanzergebnis um 2,4 Mio. €. Damit lag der Überschuss in den fortzuführenden Geschäftsbereichen bei 0,3 Mio. € nach 8,7 Mio. €. Große Fortschritte machte die Vermittlung der privaten Krankenversicherung mit einem Anstieg des Volumens um 20% auf 13,7 Mio. €.

Analysten zeigen sich opti­mistisch, dass MLP die Finanzkrise mit geringen Einbußen meistern kann. Hierzu sol- len die eingeleiteten Kos­ten­sen­kungsmaßnah­men mit 12 Mio. €, aber auch der Rückzug aus dem Ausland beitragen. Zudem entfallen Einmalaus­gaben von ebenfalls 12 Mio. €.

Charttechnische Daten

In den ersten zehn Jahren nach dem Börsengang war die MLP-Aktie eines der erfolgreichsten Papiere auf dem deutschen Kurszettel. Bereinigt um die mehrfach durchgeführten Kapitalmaßnahmen legte der Kurs von 2 € auf rund 170 € zu. Mit der Börsenschwäche der Jahre 2000/03, vor allem aber nach den Diskussionen um mögliche Bilanzmanipulatio­nen, brach die Notierung jedoch massiv ein und Ende 2002 lag der Kurs nur noch bei rund 6 €. In den folgenden Jahren pendelte die Notierung im Bereich zwischen 10 € und 20 €, auch von der jüngsten Schwäche hat sich das Papier wieder erholt.

Gesamtmarkttrend

Die deutsche Börse konnte sich in den vergangenen Monaten nachhaltig stabili­sieren und dabei den oberen Bereich des charttechnischen Abwärts­trendkanals erreichen. Entwarnung kann allerdings erst dann gegeben werden, wenn die Börse auch in den kommenden Wochen weiter stabil bleibt und sich der DAX oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 5.000 Punkten halten kann.

Fazit

Die MLP-Aktie leidet zwar auch unter der Konjunkturkrise, sollte daraus mittelfristig jedoch gestärkt hervorgehen können. Entscheidend für den Erfolg der Aktie ist, dass das Unternehmen weiterhin ein positives Image bewahren kann und damit entsprechende Absatzerfolge erzielt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(12):13-13