Investmentfonds

Günstige Preise an der Börse


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Investmentfonds stehen – trotz mancher Nachteile – bei deutschen Anlegern immer noch hoch im Kurs. Doch das „professionelle Management“ lassen sich die Fondsgesellschaften teuer bezahlen. Beim Kauf an der Börse können Anleger hingegen viel Geld sparen.

Der Dekafonds – aufgelegt bereits im Jahr 1956 – ist das „Flaggschiff“ unter den Investmentfonds der deutschen Sparkassen. Spezialisiert auf deutsche Standardwerte, hat er Anlegern in den vergangenen zwölf Monaten immerhin rund 23% Ertrag gebracht. Doch den Einstieg lassen sich Fondsgesellschaft und Sparkassen teuer bezahlen: 5,26% Ausgabeaufschlag kostet jeder Anteil und selbst die meisten Discountbroker – ansonsten bei Fondsanlagen meist recht freigiebig mit Gebührenrabatten – geben Anlegern nur selten einen kleinen Nachlass. Solange die Börsentendenz nach oben gerichtet ist, sind 5,26% Aufschlag sicherlich nicht viel, doch auch der Dekafonds hat schon schlechtere Zeiten erlebt: In der Baisse der Jahre 2000 bis 2003 verlor er fast 70% an Wert, aber auch 2008/09 erreichten die Verluste in der Spitze 60%. Und dann „schmerzt“ ein hoher Ausgabeaufschlag umso mehr, denn schließlich steigert er die Verluste überproportional.

Rund 5% Sparpotenzial

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich mittlerweile jedoch an den deutschen Börsen ein reger Fondshandel entwickelt: Die Preise basieren hier auf dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage – und liegen meist deutlich unter den Ausgabepreisen der Fondsgesellschaften. So mussten Anleger Mitte Mai 2010 für 100 Dekafonds-Anteile beim Erwerb über die Fondsgesellschaft rund 6.500 € bezahlen. Wer seine Order an der Börse Stuttgart platzierte, bekam lediglich 6.180 € in Rechnung gestellt, in Frankfurt wurden sogar nur 6.162 € verlangt. Zu berücksichtigen sind aber die anfallenden Bankspesen, die – je nach Institut – zwischen 0,4% und 1,2% betragen. Doch selbst beim Höchstsatz von 1,2% war der Kauf immer noch über 240 € billiger als bei der Fondsgesellschaft. Ein weiterer Pluspunkt: Die Transaktion wird sofort zum aktuellen Kurs abgeschlossen, hingegen rechnen Fondsgesellschaften regelmäßig erst nach ein bis drei Tagen ab – zu den dann geltenden Preisen.

Vorteile bietet der Börsen- kauf meist selbst dann noch, wenn ein Discountbroker die Fondsanteile mit Rabatt an­bietet. So kosteten z.B. 1.000 Anteile des hierzulande beliebten Fidelity European Growth-Fonds beim Direkt-kauf Mitte Mai 2010 9.687 €. Beim Discountbroker Cortal Consors mussten Anleger aufgrund des Rabatts von 50% auf den Ausgabeaufschlag von 5,26% ledig­lich 9.446 € bezahlen. An der Stuttgarter Börse waren die Anteile jedoch zur gleichen Zeit für 9.330 € zu bekommen. Legt man die bei Discountern üblichen Spesen von rund 0,4% zugrunde, kosteten die Anteile letztlich nur 9.367 € – rund 320 € we­niger als beim Direktkauf.

Zeitvorteil beim Verkauf

Anders ist die Lage im Fall des Verkaufs. Alle Fonds werden mit einem mehr oder weniger großen Spread an der Börse gehandelt, jedoch wird selten mehr gezahlt als zur gleichen Zeit von der Fondsgesellschaft. So lag der Ankaufspreis für den Dekafonds im Mai 2010 bei 51,52 € (Fonds- ge­sellschaft: 51,76 €) und beim Fidelity bei 9,20 € (Fondsgesellschaft: 9,33 €). Daneben sind die erneut anfallenden Bankspesen zu berücksich­tigen. Hier winken vorrangig zeitliche Vorteile: Sollten die Aktienkurse stark nachgeben, kann sich der Anleger schnell von seinen Papieren trennen. Aber auch bei offenen Immobilienfonds hat sich der Börsenhandel bereits bewährt, denn selbst wenn die Fondsgesellschaft die Rücknahme der Anteile temporär einstellt, werden an der Börse meist noch Preise genannt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(11):13-13