Externe Vergleichszahlen

Betriebskosten 2009 im Fokus


Ursula Hasan-Boehme

Der Apotheker muss die Kosten seiner Apotheke im Blick behalten und in ein optimales Verhältnis zu den damit erreichten Leistungen bringen. Zur Bewertung der eigenen Daten benötigt er differenzierte Vergleichszahlen nach unterschiedlichen Gegebenheiten.

Die Kosten 2009 wurden in der AWA -Ausgabe Nr. 14 vom 15. Ju­li 2010 nur zusammengefasst behandelt. Kosten und Ergebnisse unterscheiden sich sehr stark nach den Strukturge­gebenheiten. Neben Umsatzhöhe, Ortsgröße und -lage, GKV-/HV-Anteil etc. spielt für die Kostenrelation zum Umsatz ins­besondere der Status der Apo­theke, d.h. die Eigentümer­situation, eine entscheidende Rol­le. Diese wird nachfolgend näher beleuchtet. Wegen der noch bestehenden Rechtsunklarheit zum Abschlag 2009 wird bei allen Daten die Absenkung 2009 laut Schiedsspruch nicht berücksichtigt.

Kosten und Ergebnisse 2009 in Westapotheken nach Status

Die Kostenstrukturen werden sehr stark davon geprägt, ob die Apotheke in gemieteten oder eigenen Räumen betrieben wird oder ob es sich um eine Pachtapotheke handelt. Die Unterschiede liegen nicht nur in den unmittelbar statusabhängigen Kosten wie Abschreibungen sowie Raum- und Zinskosten, sondern es gibt auch weitere Abweichungen (siehe unten stehende Ta­belle). In allen Gruppen ver­schlech­ter­ten sich Wareneinsatz und Rohgewin­n gegenüber dem Vorjahr, und zwar bei Apotheken in Mieträumen und eigenen Räumen um jeweils 0,2%-Punkte, bei Pacht­apo­theken stärker um 0,4%-Punkte. Daher haben nun Apotheken in Miet­räumen mit 26,5% die beste Rohgewinnrelation zum Nettoumsatz.



Bei den Personalkosten gab es in allen drei Gruppen Erhöhungen gegenüber dem Vorjahr, am stärksten mit 0,4 bzw. 0,6%-Punkten auf 11,3% bzw. 11,2% vom Nettoumsatz bei Apotheken in gemieteten und in eigenen Räumen. Demgegenüber erhöhte sich bei Pacht­apo­theken die Relation nur um 0,3%-Punkte auf 10,9% vom Umsatz. Damit weisen Pacht­apotheken mit deutli­chem Abstand die günstigste Kostenbelastung auf.

Bei den Kosten für Miete/Pacht liegen naturgemäß Apo­theken in eigenen Räumen mit einer Belastung von nur 0,1% vom Nettoumsatz am besten, Apotheken in Miet­räumen neh­men mit 1,8% eine mittlere Po­sition ein, während Pacht­apotheken mit 3,6% am stärksten belastet sind. Hier gab es – wie auch bei Fremdkapitalzinsen, Abschreibungen und Kosten für Werbung – so gut wie keine Veränderungen zum Vor­jahr. Das heißt, die absoluten Kosten stiegen etwa im sel­ben Ausmaß wie der Umsatz.

Bei den Pachtapotheken wird die Mehr­belastung mit Pachtzins in vollem Umfang durch günstigere andere Kos­ten­re­latio­nen ausgeglichen, sodass sich die Gesamtkosten­be­las­tung mit 20,3% etwas höher als im Vorjahr darstellt und nunmehr gleichauf liegt mit Apotheken in Mieträumen. Die Gesamtkostenbelastung bei Apotheken in eigenen Räumen ist um 1%-Punkt güns­ti­ger, auch wenn sie sich gegenüber dem Vorjahr deutlich um 0,5%-Punkte verschlechterte.

Die Umsatzrentabilität, d.h. das steuerliche Betriebsergebnis in Prozenten vom Nettoumsatz, verschlechterte sich in allen drei Gruppen gegenüber dem Vorjahr, was auf Kostenerhöhungen und die ver­änderte Situation beim Roh­gewinn zurück­zuführen ist. Sie sank bei Apotheken in eigenen Räumen und Pachtapotheken um 0,7 bzw. 0,6%-Punkte gegen­über dem Vorjahr und erreichte damit 6,9% bzw. 6,0% vom Nettoumsatz. Bei Apotheken in Mieträumen betrug die Verschlechterung 0,3%-Punk­te auf 6,2% vom Umsatz. Diese Verschlechterungen konnten auch durch die Umsatz­steigerungen nicht ausgeglichen werden, sodass die ab­soluten Beträge der steuerlichen Betriebsergebnis­se in allen drei Gruppen ebenfalls hinter denen des Vorjahrs zurückblieben.

Kosten und Ergebnisse 2009 in Ostapo­theken nach Status

Bei den Apotheken in den neuen Bundesländern gab es starke Veränderungen beim Rohgewinn (siehe unten stehende Tabelle). So ging bei Apotheken in Mieträumen der Rohgewinn um 0,6%-Punkte auf 24,2% vom Nettoumsatz zurück, bei Apotheken in eige­nen Räumen um 0,5%-Punkte auf 23,9%. Bei Pachtapo­the­ken stieg er um 0,3%-Punkte auf 26,1%. Die kleine Gruppe der Pachtapotheken mit nur 1% der Gesamtzahl wird jedoch stärker durch abweichende Einzelfälle geprägt; das schlägt sich auch bei den Kostenpositionen nieder.

Die Personalkostenrelatio­n zum Umsatz liegt mit 9,0% bei Pachtapotheken am günstigsten, gefolgt von Apotheken in Mieträumen mit 9,3%. Am schlechtesten ist sie bei Apotheken in eigenen Räu­men mit 9,8%. Die absoluten Beträge der Personalkosten stiegen, an­ders als im Westen, bei Apotheken in gemieteten und eige­nen Räumen etwa in der Größenordnung der Umsatzentwicklung, sodass sich die Per­sonalkostenbelastung in Be­zug auf den Umsatz gar nicht oder nur unwesentlich änderte. Größere Steigerun­gen gab es bei Pachtapotheken.

Die Außenseiterrolle der kleinen Gruppe der Pachtapo­the­ken zeigt sich deutlich bei den statusbedingten Kosten. Die Pacht einschließlich Miete sank auf 2,9% vom Umsatz. Die übrigen Kosten waren mit Ausnahme der Fremdkapitalzinsen gegenüber dem Vorjahr vergleichsweise stabil.

Bei Apotheken in gemieteten und in eigenen Räumen zeigt sich eine deutliche Abweichung bei den Mietkosten. Die übrigen Kostenbelastungen weisen nur wenig Unterschie­de in beiden Gruppen auf. Gegenüber dem Vorjahr lagen die Kostensteigerungen unterhalb des Umsatzwachstums, sodass die Gesamtkosten­quoten leicht zurückgingen.

Die steuerlichen Betriebs­ergebnisse in Prozenten vom Nettoumsatz gingen gegen­über dem Vorjahr zurück, vorrangig wegen der Rohgewinnverschlechterungen. Der Rück­gang war am geringsten bei Pachtapotheken, die mit 9,1% die höchste Umsatzrentabilität aufweisen. Am größten war er bei Apotheken in eigenen Räumen mit 0,4%-Punkten auf nunmehr 7,5% vom Umsatz. Apotheken in gemieteten Räumen verzeichneten einen Rückgang um 0,3%-Punkte auf 7,0% vom Nettoumsatz. Auch die absoluten Beträge der steuerlichen Betriebsergebnisse gingen bei Apotheken in eigenen Räumen und Pacht­apotheken gegenüber dem Vorjahr zurück, während sie bei Apotheken in Miet­räumen stagnierten.

Einflussgrößen auf die Personalkosten

Die Personalkosten sind (nach dem Wareneinsatz) der größte Kostenblock in der Apotheke. Sie machen mehr als die Hälfte der gesamten Betriebskosten aus und verdienen daher besondere Aufmerksamkeit. Große Abweichungen zeigen die Betriebsvergleiche der TREUHAND HANNOVER zwischen Filialbetrieben und Hauptapotheken sowie Einzel­apo­the­ken, die weder Haupt- noch Filialbetrieb sind. Durch die Beschäftigung des Filialleiters haben Filialapotheken mit Abstand die höchste Personalkostenquote, im Durchschnitt im Westen 14,0% und im Osten 11,8% vom Umsatz. Das liegt erheblich über dem allgemeinen Durchschnitt von 11,2% bzw. 9,4%. Bei Filial­apotheken nimmt die Personalkostenquote deutlich mit zunehmender Umsatzhöhe ab, während bei Hauptapotheken und Einzel­apotheken hier nur ein abgeschwächter Zusammenhang besteht. Auch haben Hauptapotheken meist etwas höhere Personalkosten als Ein­zelbetriebe.

Interessant ist die Beziehung zwischen Personalkosten und Rohgewinn. In den alten Bundesländern betragen die Personalkosten im Durchschnitt 42,5%, im Osten knapp 39% vom Rohgewinn. Es gibt in der Regel nur geringfügige Ab­wei­chungen zu den Durchschnittswerten bei unterschiedlicher Umsatzhöhe oder zwischen den Rohgewinnklassen. In Ein­zelfällen kann es aber auch zu größeren Abweichungen der Personalkosten in Prozen­ten vom Rohgewinn sowie vom Umsatz kommen. Das gilt z.B. für sehr umsatzschwache wie auch sehr umsatzstarke Betriebe, insbesondere für Apotheken mit hohem Anteil an Spezialrezepturen.

Bildet man Klassen nach HV-Anteilen am Gesamtumsatz, so zeigt sich mit zunehmendem HV-Anteil sowohl im Westen wie im Osten eine deutliche Zunahme der Personalkostenbelastung in Prozenten vom Umsatz und etwas abgeschwächt auch in Prozenten vom Rohgewinn. Die Ursache für diesen Trend wird offenbar, wenn man die Packungsmenge einbezieht: Mit zunehmendem HV-Anteil sind mehr Packungen abzugeben, was größeren Aufwand und damit höhere Personalkosten verur­sacht. Aufschluss geben die Personalstückkosten je Packung, die 2009 im Durchschnitt im Westen 1,91 € be­trugen und im Osten etwa gleichauf lagen. Sie sind bei unterschiedlichen Apothekengrößen vergleichsweise stabil, sinken jedoch leicht, je HV-stärker die Apotheken sind.

Fazit: Vergleichsdaten notwendig

Dieser kleine Ausschnitt aus der Fülle von Vergleichsmöglichkeiten macht deutlich, dass der Apotheker zur Unternehmenssteuerung differenzierte, sinnvoll selektierte und für ihn passende Vergleichsdaten benötigt, die auch die Besonderheiten seines Betriebs berücksichtigen. Die Infor­matio­nen brauchen eine solide Basis und sollten regelmäßig und aktuell zur Verfügung stehen, wie dies bei den Betriebsvergleichen der TREUHAND HANNOVER der Fall ist.

Dipl.-Volkswirtin Ursula
Hasan-Boehme, Steuerberate-
rin, TREUHAND HANNOVER
GmbH, Steuerberatungs-
gesellschaft, 30519 Hannover,
E-Mail: ursula.hasan-boehme@treuhand-hannover.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(15):5-5