Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Die Ära der zivilen deutschen Luftfahrt in Frankfurt begann im Jahr 1912, als sich der ehemalige Gutshof Rebstock auf den Flugbetrieb umstellte. 1924 wurde die „Südwestdeutsche Luftverkehrs AG“ gegründet und schon nach wenigen Jahren geriet der von ihr betriebene Flughafen an seine Kapazitätsgrenzen. 1936 erfolgte die Gründung des „Flug- und Luftschiffhafens Rhein-Main“, dessen Einrichtungen allerdings im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurden. 1947 wurde kurz nach der Errichtung der US Air Base die Verkehrsaktiengesellschaft „Rhein-Main“ gegründet und ein paralleles Start- und Landebahnsystem fertiggestellt. 1954 erfolgte die Umfirmierung in die „Flughafen Frankfurt/Main AG“ (FAG). Die starke Zunahme des Luftverkehrs machte eine umfassende Expansion erforderlich. 1972 wurde ein neues Terminalgebäude und der Flughafenbahnhof eröffnet, 1984 folgte die lange Zeit umstrittene Startbahn West. Im Jahr 1994 wurden das Terminal II sowie die Hochbahn Sky Line in Betrieb genommen.
Das inzwischen als Fraport AG firmierende Unternehmen ging 2001 an die Börse. 2004 wurde der Planfeststellungsbeschluss für eine A380 Werft im Süden des Flughafengeländes erteilt. Anfang Mai 2009 erfolgte der Spatenstich für den Bau der Landebahn Nordwest. Im Gegenzug trennte sich Fraport von der Beteiligung am Flughafen Hahn, der insbesondere von Billig-Carriern genutzt wird.
Eine große Rolle spielt hingegen das internationale Geschäft: Außer in Frankfurt ist Fraport u.a. in Antalya, Kairo, Riad, Lima, Jeddah, St. Petersburg sowie in China aktiv. Dabei bietet das Unternehmen einerseits Dienstleistungen an, andererseits aber auch den kompletten Betrieb eines ganzen Flughafens bzw. Terminals. Jährlich werden rund 75 Millionen Fluggäste sowie über 2 Millionen Tonnen Fracht von Fraport-Gesellschaften betreut.
Fundamentale Daten
Die Wirtschaftskrise hat sich auch in den Umsatz- und Ertragszahlen der Fraport AG deutlich niedergeschlagen, selbst wenn mittlerweile eine nachhaltige Besserung erkennbar ist. Im Geschäftsjahr 2009 ging der Umsatz um 6,1% auf 1,97 Mrd. € und damit auf das Niveau von 2004 zurück. Das EBITDA verringerte sich um 8,0% auf 552,9 Mio. € und das Betriebsergebnis wurde mit 290,4 Mio. € um 19,2% niedriger ausgewiesen als im Vorjahr. Bedingt durch eine Verschlechterung des Finanzergebnisses lag der Konzernüberschuss mit 157,3 Mio. € um 20,1% unter dem Vorjahreswert. Entsprechend ging das Ergebnis je Aktie von 2,07 € auf 1,64 € zurück.
Im ersten Halbjahr 2010 konnte die Fraport AG – trotz erheblicher Beeinträchtigungen durch den Vulkanausbruch auf Island, den harten Win- ter und den Pilotenstreik – wieder bessere Zahlen ausweisen: Der Konzernumsatz lag mit 1.015,4 Mio. € um 5,5% über dem Vorjahreswert. Das EBITDA stieg um 15,8% auf 304,6 Mio. €.
Weniger erfreulich ist hingegen das Finanzergebnis: Aufgrund hoher Investitionen (unter anderem Übernahme des zweiten internationalen Terminals in Antalya) und unrealisierter Finanzgeschäfte verschlechterte es sich von – 40,0 Mio. € auf – 92,6 Mio. €. Entsprechend lag das Konzernergebnis mit 52,0 Mio. € um 14,6 Mio. € unter dem Vorjahreswert. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie ging von 0,72 € auf 0,55 € zurück.
Besonders positiv entwickelten sich allerdings vor allem die Auslandsbeteiligungen, etwa in Lima und Antalya, die Zuwachsraten von 12,4% bzw. 24,7% bei der Zahl der Passagiere erzielten.
Die Umsatzzahlen vom ersten Halbjahr 2010 signalisieren deutlich, dass die Wirtschaftskrise auch im Luftverkehr ihr Ende gefunden hat. Daher sollte die Fraport AG für das Gesamtjahr 2010 entsprechende Wachstumsraten ausweisen können. Auch das Unternehmen selbst setzte seine Wachstumsprognose um 35 Mio. € bis 45 Mio. € auf 670 Mio. € bis 680 Mio. € (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) herauf. Die derzeit starken Ertragsbelastungen durch die Expansion dürften spätestens 2012 wieder rückläufig sein. Auch Einmaleffekte wie die im ersten Halbjahr 2010 angefallenen Kosten für unrealisierte Sicherungsgeschäfte in Höhe von über 25 Mio. € sollten vorerst nicht mehr anfallen.
Charttechnische Daten
Zwischen 2003 und 2006 konnte sich der Kurs der im MDAX geführten Fraport-Aktie mehr als vervierfachen. Jedoch begann 2006 – früher als am Gesamtmarkt – ein Rückgang, der 2008 in einen kräftigen Rückschlag um mehr als 50% mündete. Insbesondere seit Frühjahr 2009 hat aber eine Stabilisierung begonnen und der Kurs hat sich mittlerweile wieder verdoppelt. Charttechnisch ist der Aufwärtstrend weiterhin intakt, sofern nicht die zwischen 36 € und 38 € verlaufenden Widerstandslinien nach unten geschnitten werden.
Gesamtmarkttrend
Dank günstiger Unternehmensergebnisse im ersten Halbjahr konnte sich die Deutsche Börse in den vergangenen Monaten recht positiv behaupten und dabei auch die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten mehrfach überwinden. Sofern sich die konjunkturelle Entwicklung im bisherigen Umfang fortsetzt, wird auch für die kommenden Monate mit einer eher freundlichen Börsentendenz gerechnet.
Fazit
Die Fraport-Aktie hat weiteres Potenzial, wobei Käufe jedoch erst nach einer temporären Kursabschwächung erfolgen sollten.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(18):12-12