Wertpapier im Test

Metro Group-Stammaktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Im Jahr 1963 gründeten die Le­bensmittelgroßhändler Ernst Schmidt und Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck in Essen den ersten SB-Großmarkt unter dem Namen Metro. Ein Jahr später plante die Firma Stöcker& Reinshagen in Mülheim/Ruhr ebenfalls einen Cash- und Car­ry-Markt, jedoch entschloss man sich zur Zusammenlegung der C & C-Aktivitäten mit Metro. Alleinverantwortlicher Geschäftsführer wurde Otto Beis­heim. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Niederlas­sun­gen gegründet. Die Metro AG entstand 1996 als Verschmelzung der Metro Cash & Carry mit der Kaufhof Holding AG, der Deutschen SB-Kauf AG und der Asko Deutsche Kaufhaus AG. 1998 wurden u.a. 94 Allkauf-SB-Wa­ren­häuser übernommen, die Com­puter-Handelsunternehmen VOBIS und Maxdata, die Modemarke Adler, der Discounter TIP und die Reno-Schuhgeschäfte. Gleichzeitig begann die internationa­le Expansion (u.a. Tschechi­sche Republik und Polen). Seit 2002 firmiert das Unternehmen als Metro Group AG.

Die Vertriebsmarken des Konzerns gliedern sich in Me­tro Cash & Carry (668 Standorte in 31 Län­dern), real (433 Standorte in 6 Ländern), Media Markt (589 Standorte in 14 Län­dern), Saturn (251 Standorte in 13 Ländern) und Galeria Kaufhof (138 Standorte in 2 Ländern). Das Unternehmen, dessen Stammaktien im DAX geführt werden, befindet sich zu knapp 40% im Streubesitz, die verbleibenden Anteile liegen beim Gesellschafterstamm Beisheim sowie den Familien Haniel/Schmidt-Ruthenbeck.

Fundamentale Daten

In den vergangenen Jahren konnte der Metro-Konzern durchweg solide Umsatz- und Ertragszahlen ausweisen. Im Geschäftsjahr 2009 lag der Umsatz – trotz Wirtschaftskrise – mit 65,5 Mrd. € lediglich 3,7% unter dem Wert des Vorjahrs. Während Media Markt sowie Saturn Steigerungsraten von 3,7% ausweisen konnten, entwickelte sich insbesondere Metro Cash & Carry mit einem Minus von 7,6% negativ. Das EBITDA stellte sich auf 3,1 Mrd. € (-7,8%), das EBIT ging um 15,3% auf 1,7 Mrd. € zurück. Das Vorsteuerergebnis wurde mit 1,1 Mrd. € nach 1,4 Mrd. € ausgewiesen, was ei­nem Minus von 25,6% entspricht. Unter Berücksichtigung von Son­derfaktoren verdiente der Konzern 1,17 € je Aktie nach 2,54 €, allerdings wurde die Dividendenzahlung von 1,18 € je Aktie beibehalten. Die Eigenkapitalquote lag mit 17,8% nahezu auf Vorjahresniveau.

Im ersten Halbjahr 2010 hat sich die Lage bereits wieder deutlich stabilisiert. Beim Umsatz wurde ein Plus von 2,4% auf 31,2 Mrd. € erreicht. Hier entwickelte sich insbesondere das Ausland – speziell Asien/Afrika – überdurchschnittlich, während in Deutschland noch ein Minus von 1,4% auf 12,2 Mrd. € hingenommen werden musste. Das EBITDA wurde um 9,7% auf 1,0 Mrd. € verbessert und das EBIT lag sogar mit 369 Mio. € um 22,0% über dem Vorjahreswert. Unter Berücksichtigung von Sonderfakto-ren lag das Ergebnis je Aktie bei 0,08 € nach -0,14 €. Angesichts günstiger Zukunftser-war­tungen erhöhte die Metro Group das Investitionsvolumen um 0,2 Mrd. € auf 2,1 Mrd. €. Zu diesem günstigen Ergebnis trug insbesondere das Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm Shape 2012 bei.

Aktuell geht der Metro-Konzern davon aus, dass diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortdauert. Gro­ße Hoffnungen setzt das Unternehmen auf Eigenmarken in den Segmenten Metro Cash & Carry sowie real. Auch die internationale Expansion (Auslandsanteil bisher: rund 60%) wird weiter fortgeführt: Allein 2010 wurden bzw. werden 95 neue Standorte eröffnet, vorrangig in Osteuropa und Asien. Im vierten Quartal ist zudem der Markteintritt in zwei neuen Ländern vorge­sehen: Saturn eröffnet seinen ersten Markt in Russland, nachdem Media Markt dort bereits seit vier Jahren vertreten ist. Media Markt wiederum startet in Shanghai und will in den kommenden fünf Jahren mehr als 100 weitere Märkte in China eröffnen. Der Umsatz soll in den nächsten Jahren um rund 6% p.a. gesteigert werden. Beim Ergebnis wird ein überdurchschnittliches Wachs­tum angestrebt.

Charttechnische Daten

Die Metro-Aktie ist relativ starken Kursschwankungen unterworfen. So gab die Notierung zwischen 1999 und 2002 von 77 € auf 15 € nach, um sich in den folgenden fünf Jahren wie­der auf über 65 € zu er­holen. 2008 erfolgte ein neuer­li­cher Rückschlag, im Okto-ber wurde ein Tiefstkurs von 17,50 € er­reicht. Mittlerweile konnte sich das Papier bereits wieder mehr als verdoppeln, wobei in den vergangenen Monaten eine leichte Kursschwäche zu be­obachten war. Aus charttechnischer Sicht ist der Auf­wärts­trend noch intakt. Voraussetzung ist jedoch, dass sich die Notierung in den kommenden Wochen weiterhin über dem bei rund 42 € ver­laufenden Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt halten kann – nur unter die­sem Gesichtspunkt erscheint die Aktie kaufenswert.

Gesamtmarkttrend

Die deutsche Börse pendelt seit mehreren Monaten im Bereich der 6.000-Punkte-Marke. Positive Meldungen aus deutschen Unternehmen wurden zuletzt zunehmend ignoriert, stattdessen sorgten Diskussionen über die konjunkturelle Entwicklung in den USA für Belastungen. Für das vierte Quartal 2010 sehen Analysten allerdings durch-aus Potenzial, die 6.000-Punk­te-Marke endgültig überwinden zu können, falls sich die Wirtschaft nicht unerwartet stark eintrübt oder neue Krisen die Stimmung beein­trächtigen.

Fazit

Die Metro-Aktie sollte als Einzelhandelswert von einem soliden deutschen Konjunkturwachstum profitieren können. Voraussetzung ist allerdings, dass sich der charttechnische Aufwärtstrend weiter fortsetzt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(20):12-12