Wertpapier im Test

comdirect bank-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Die comdirect bank AG wur­‑ de im Jahr 1994 als GmbH von der börsennotierten Commerzbank AG gegründet. 1995 startete das Institut als klassische Direktbank, wobei die Spezialisierung zunächst nicht wie bei den Mitbewerbern Consors und DAB im Börsengeschäft, sondern bei Hochzins- und Tagesgeldkonten lag. Das Brokerage, also der preiswerte Online-Wertpapierhandel, wurde dagegen erst in den Folgejahren aus­gebaut.

Im Jahr 1999 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und im Jahr 2000 wurden die Aktien zum Aus­gabepreis von 31 € je Aktie an die Börse gebracht (Neuer Markt). Es folgte eine inter­nationale Expansion, insbesondere in Großbritannien, Frank­reich und Italien, wobei die comdirect hier – im Gegensatz zu Deutschland – nur wenige Erfolge verbuchen konnte.

Bereits 2002 zog sich das in Quickborn bei Hamburg beheimatete Unternehmen wieder aus dem Ausland zurück und baute stattdessen das Inlandsgeschäft weiter aus. Unter anderem wurden Teile des Kundenstamms der American Express Bank übernommen.

Heute sieht sich die comdirect bank als Marktführer unter den Onlinebrokern in Deutschland. Zum Jahresende 2010 wurden von knapp 2,3 Mio. Kunden rund 1,5 Mio. Depots geführt und ein Vermögen von 42,5 Mrd. € angelegt. Rund zwei Drittel der Kunden zäh­‑ len zum „Business-to-Cus­to­mer“(B2C)-Bereich, der An­legern ein komplettes Spektrum an Bankdienstleistungen anbietet. Mit der Tochtergesellschaft ebase GmbH wird daneben das Geschäft mit institutionellen Partnern betrieben.

Fundamentale Daten

In den vergangenen Jahren gelang es der comdirect regel­mäßig, den Kundenstamm aus­zubauen und die Ertragszahlen zu verbessern. So erzielte das Institut im Geschäftsjahr 2009 trotz Bankenkrise ein Vorsteuerergebnis von immerhin 76,0 Mio. € nach 82,8 Mio. €. Das operative Ergebnis lag bei 85 Mio. € vor Sondereffekten. Insgesamt erwirtschaftete die com­direct-Gruppe Erträge von 283,9 Mio. € nach 286,5 Mio. €. Im B2C-Bereich erhöhte sich die Kundenzahl um mehr als 100.000 auf 1,45 Mio. und das betreute Vermögen um 9% auf 22,2 Mrd. €. In der „Business-to-Business“(B2B)-Sparte ging die Zahl der Wertpapier-Depots um 4% auf knapp 700.000 zurück, vorrangig bedingt durch fällig gewordene Sparverträge über vermögenswirksame Leistungen.

Im Geschäftsjahr 2010 erhöhte sich die Zahl der Kunden insgesamt auf knapp 2,3 Mio., das betreute Kundenvermögen lag zum Jahresende bei 42,5 Mrd. €. Während im B2C-Bereich ein Kundenzuwachs um 7,5% erreicht werden konnte und das Kundenvermögen um 17,9% wuchs, stieg die Zahl der Kunden im B2B-Bereich um 5,8% und das betreute Kundenvermögen um 21,8% auf 16,2 Mrd. €. In den ersten neun Monaten 2010 wurden Erträge von 210,9 Mio. € nach 216,6 Mio. € im Vorjahreszeitraum erwirtschaftet. Bedingt durch niedrigere Marktzinsen, lag der Zinsüberschuss nach Ri­sikovorsorge mit 72,2 Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert von 83,2 Mio. €. Allerdings konnte beim Provisionsüberschuss ein Zuwachs von 14% auf 124,2 Mio. € erreicht werden. Vor Steuern wies das Institut ein Periodenergebnis von 63,0 Mio. € (–5,1%) und nach Steuern von 46,2 Mio. € (–6,7%) aus.

Große Hoffnungen setzt die comdirect bank auf das im Jahr 2009 gestartete Zukunftsprogramm „complus“. Mit Investitionen von insgesamt 300 Mio. € soll die Zahl der Kunden im B2C-Bereich auf 2,3 Mio. gesteigert werden, das Kundenvermögen auf 50 Mrd. € wachsen und ein Vorsteuer­ergebnis von 150 Mio. € bis 170 Mio. € erreicht werden. Analysten, die die Aktie als „outperform“ einstufen, taxieren den Gewinn je Aktie für 2010 auf 0,44 €. Da Gewinne von der comdirect bank regelmäßig nahezu vollständig ausgeschüttet werden, wird mit einer Dividende von 0,43 € gerechnet, sodass sich eine Dividendenrendite von immerhin rund 5,2% ergibt.

Charttechnische Daten

Gestartet zum Höhepunkt der Aktieneuphorie im Jahr 2000, stürzte der Kurs der comdirect bank in nur zwei Jahren von 36 € auf 2,20 € ab. 2003 begann jedoch eine Erholung und die Notierung kletterte zunächst vergleichsweise schnell und ab Mitte 2003 unter erhebli­chen Schwankungen bis 2007 auf immerhin 13 €. In der Folge hinterließ die Finanzkrise ihre Spuren und im Herbst 2008 wurden Tiefstkurse im Bereich von 4,50 € erreicht. Mittlerweile konnte sich das Papier jedoch wieder deutlich erholen und einen Aufwärts­trendkanal herausbilden. Nach den Regeln der Charttechnik gilt dieser Kanal als intakt, solange die bei rund 7 € ver­laufende untere Widerstands- linie nicht unterschritten wird. Positiv ist dabei die Tatsache zu bewerten, dass der Kurs ak­tuell wieder oberhalb des Gleitenden 200-Tage-Durchschnitts notiert.

Gesamtmarkttrend

Der Deutsche Aktienindex DAX hat sich im Bereich der psychologisch wichtigen Marke von 7.000 Punkten stabilisiert. Auch in den kommenden Wochen ist nicht auszuschließen, dass diese Marke nochmals getestet wird und manche Tage von erheblichen Schwankungen begleitet sein werden. Aufgrund der anhaltend boomenden Wirtschaft sollte es jedoch im weiteren Jahresverlauf zu einer wiederum freundlichen Entwicklung kommen, in deren Rahmen der DAX auch einen neuen Anlauf zu früheren Höchst­kursen starten könnte.

Fazit

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(04):12-12