Prof. Dr. Reinhard Herzog
Auf den ersten Blick erscheint die Anlageempfehlung plausibel: Der Sparer solle sich von seinen zuletzt deutlich gestiegenen Rentenfondsanteilen trennen und stattdessen in „absolut sichere“ Immobilienfonds investieren. Und als „nette Geste“ erhalte er – ganz nebenbei – für ein einjähriges Festgeld stolze 2,5% Zinsen. Untermauert wird dies mit bunten Grafiken, in denen unter anderem die hohen Wertsteigerungen des beworbenen Immobilienfonds seit den 1960er-Jahren eindrucksvoll dargestellt werden.
Doch genaueres Hinsehen zeigt: Die Offerte ist alles andere als kundenfreundlich – und dies bei allen angesprochenen Produkten. Tatsache ist zwar, dass der Kurs der Rentenfondsanteile in den vergangenen drei Jahren oftmals gestiegen ist. Hierfür war zum einen der Zinsrückgang an den Kapitalmärkten verantwortlich, zum anderen aber auch die Kursentwicklung von Unternehmensanleihen, die während der Wirtschaftskrise häufig zu „Ausverkaufspreisen“ zu haben waren. Angesichts dieser Kursgewinne wäre es durchaus überlegenswert, die Fondsanteile zu veräußern – insbesondere, wenn man weiter steigende Kapitalmarktzinsen erwartet, die auf die Kurse drücken könnten. Ein Blick in das Portefeuille des Fonds zeigt jedoch, dass die meisten Papiere bereits in den kommenden vier Jahren fällig werden. Da die Rückzahlung der Anleihen stets zum Nennwert erfolgt und sich der Börsenkurs gegen Ende der Laufzeit an diesen Nennwert annähert, ist das Kursrisiko bei den Fondsanteilen vergleichsweise überschaubar, der Ertrag jedoch gesichert. Gerade bei einer langfristig ausgerichteten Strategie ist es daher sinnvoll, das bestehende Engagement beizubehalten.
Neuer Ausgabeaufschlag
Denn der angebotene Immobilienfonds ist keine sinnvolle Alternative. Zuletzt lag seine Rendite bei knapp 1,9% pro Jahr, allerdings kostet der Einstieg den Anleger erst einmal 5,0% Ausgabeaufschlag. Schreibt man die bisherige Rendite fort, muss der Anleger also mehr als zwei Jahre investiert bleiben, nur um sein eingesetztes Kapital zu erhalten. Im Übrigen kann niemand sagen, wie sich die Immobilienfondsanteile in den kommenden Jahren entwickeln werden. In den – zur Werbung herangezogenen – 1970er- und 1980er-Jahren brachte er zwar im Zuge des Immobilienbooms hohe Gewinne, allerdings steckt die Fondsbranche nach wie vor in einer schweren Krise. Sollte das Fondsmanagement – wie bereits bei zahlreichen anderen Fonds geschehen – einen Wertberichtigungsbedarf erkennen, kann der Anteilspreis auch deutlich einbrechen.
Kein Trost ist schließlich das angebotene Festgeld. Denn hier wird in einer Fußnote angegeben, dass der Zinssatz maximal für 5.000 € gilt – bei einem Gesamtvolumen des Engagements von über 50.000 €. Der Mehrzins ist mithin nichts anderes als ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, der die Offerte schmackhaft machen soll.
Dieses Beispiel zeigt, dass auch heute noch Bankofferten eher kritisch zu sehen sind. Nur wenn tatsächlich Chancen bestehen, durch einen Wechsel aus einem „schlechten“ in einen „guten“ Fonds höhere Erträge zu erzielen, sollten die hohen Umtauschkosten in Kauf genommen werden. Dabei darf man sich nicht von bunten Grafiken blenden lassen, sondern sollte auch unabhängige Quellen zurate ziehen, etwa die unter www.onvista.de oder www.cortalconsors.de angebotenen Fondsvergleiche.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(08):14-14