Termingeschäfte

Sicherheit für Pessimisten


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die meisten Börsianer sind Optimisten, d.h., sie setzen auf steigende Kurse. Doch auch wenn die Notierungen nachgeben, lässt sich an der Börse viel Geld verdienen – oder zumindest das Depot gegen Verluste absichern. Eine gute Möglichkeit hierfür bieten Verkaufsoptionen.

Die letzten beiden Jahre waren von einer freund­lichen Börsentendenz ge­prägt: Notierte der Deutsche Aktienindex DAX im Sommer 2009 noch bei rund 4.500 Punkten, so liebäugelte er zuletzt mit der 7.500-Punkte-Mar­ke. Wie schnell sich das Blatt jedoch wenden kann, haben die vergangenen Wochen gezeigt, als der DAX um mehr als 15% abstürzte. Entsprechend wichtig ist es, gerade in „guten Zeiten“ über Gewinnsicherungen nachzudenken. Am einfachsten ist der Verkauf der vorhandenen Aktien. Nachteil jedoch: Klettern die Kurse weiter, lassen sich damit keine Profite mehr erzielen.

Gefragt sind daher Lösungen, um die erwirtschafteten Gewinne zu sichern, ohne sich weitere Chancen zu vergeben. Möglich wird dies durch den Kauf von Verkaufsoptionen. Eine Verkaufsoption gibt dem Anleger das Recht, eine Aktie oder ein anderes Finanzprodukt innerhalb der Optionsfrist (Aktienoptionen) bzw. zum Ende der Laufzeit (Indexoptionen) zu einem heute bereits festgelegten Preis zu verkaufen.Rechnet ein Anleger damit, dass die XY-Aktie (aktueller Kurs: 100€) in den kommenden Mo­naten auf 80€ nachgibt, kann er z.B. für 2€ eine Verkaufsoption mit Laufzeit bis 16. Dezember 2011 und Basispreis 95€ erwerben. Geht der Kurs der Aktie tatsächlich auf 80€ zurück, hat sich die Absicherung gelohnt: Er liefert seine Aktien zu 95€ und nach Abzug der gezahlten Optionsprämie bleiben ihm immer noch 93€. Ohne Option wären sie indes nur noch 80€ wert.

Begrenztes Risiko

Erfahrene Anleger wissen jedoch: Hohe Gewinnchancen bedeuten auch hohe Risiken. Diese treten dann ein, wenn der Aktienkurs steigt oder nahe dem aktuellen Preis stagniert. Kostet die Aktie an der Börse im Dezember 2011 z.B. 120€, lohnt die Ausübung der Option nicht. Der Anleger lässt sie verfallen, die Optionsprämie ist komplett verloren. Allerdings kann er immer noch den Kursgewinn der Aktien verbuchen. Letztlich war der Preis der Option eine Versicherungsprämie für den Fall eines Kursrückschlags. Aber auch wenn die Aktie zwischen 93€ und 95€ kostet, hat sich die Anlage kaum gerechnet: Der Investor wird sein Op­tionsrecht zwar ausüben, kann damit aber nur einen Teil seines investierten Kapitals wieder hereinholen. Kostet die Aktie z.B. 94 €, erzielt er aus dem Aktiengeschäft letztlich ein Plus von 1€. Hiervon sind – neben den Spesen – die 2€ für das Optionsrecht abzuziehen, sodass sich ein Minus von 1€ je Aktie ergibt.

Viele Anleger haben jedoch die betreffende Aktie gar nicht im Depot, sondern agieren unter spe­kulativen Gesichtspunkten: Sie rechnen mit fallenden Kursen und sichern sich mit dem Kauf der Option das Recht, die Aktie zum Basispreis liefern zu dürfen. Bricht der Kurs der Aktie z.B. auf 80€ ein, kaufen sie diese und veräußern sie zum Basispreis von 95€. Ihr Gewinn: 13€ je Aktie (15€ Kursgewinn minus 2€ Optionsprämie) bzw. stolze 550%.

Wie bei allen Optionsgeschäften kann man auch hier die Chancen erhöhen bzw. die Risiken begrenzen. So wird je Fälligkeitstermin ei­ne ganze Reihe an Optionen mit unterschiedlichen Ba­sis­prei­sen ge­handelt – zu entsprechend unterschiedlichen Preisen.

  • Wer nur mit einem leichten Rückgang des XY-Kurses rechnet, kann eine Verkaufsoption mit Basispreis 100€ erwerben. Hierfür bezahlt er mit immerhin 6€ zwar einen relativ hohen Preis, kommt aber bereits bei einem geringen Rückgang in die Gewinnzone.
  • Wer indes risikofreudiger ist und mit geringem Kapitaleinsatz auf einen kräftigen Verfall des Papiers setzen will, kommt bei einem Basispreis von 85€ schon für 1€ zum Zuge. Gibt der Aktienkurs dann tatsächlich auf z.B. 60€ nach, erzielt er über sein Optionsrecht einen Gewinn von 24€, dem ein Kapitaleinsatz von 1€ gegenübersteht.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(16):13-13