Helmut Lehr
Der Splittingtarif für Eheleute führt teils zu erheblichen steuerlichen Entlastungen, weil dadurch eine deutliche Progressionsmilderung erzielt werden kann. Gerechnet wird dabei wie folgt: Das gemeinsame bzw. gesamte zu versteuernde Einkommen der Eheleute wird durch zwei geteilt. Anschließend wird die Steuer für den halbierten Betrag aus der Grundtabelle (Einzelveranlagung) abgelesen und wieder verdoppelt. Ein Teil der Steuerprogression (ansteigender Tarif) wird dadurch förmlich abgeschnitten. Vereinfachtes Beispiel: Die Eheleute erzielen ein zu versteuerndes Einkommen von 94.000€, das aus dem Betrieb der Apotheke des Ehemanns resultiert. Die unten stehende Tabelle zeigt, dass die Steuerberechnung nach dem Splittingtarif zu einem Vorteil von über 8.000€ gegenüber dem Grundtarif (zwei gedachte Einzelveranlagungen) führt.
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Hinweis: Erzielen beide Ehepartner ein gleich hohes Einkommen, ergibt sich durch den Splittingtarif kein Steuervorteil. Begünstigt werden daher insbesondere „Alleinverdiener-Ehen“. Nicht zuletzt deshalb entbrennt immer wieder eine Diskussion über die Abschaffung bzw. Umgestaltung des Steuervorteils.
Anwendungsbereich des Splittingtarifs
Unabhängig davon wird schon seit Längerem gefordert, dass der Splittingtarif nicht nur Ehegatten, sondern auch den Partnern einer eingetragenen Lebenspartnerschaft zustehen müsste. Aufgrund des eindeutigen Gesetzeswortlauts kommt der Splittingtarif bislang aber nur verheirateten Partnern zugute.
Hinweis: Nach bisheriger Ansicht des Bundesfinanzhofs können auch Alleinerziehende mit Kindern nicht von Verfassungs wegen die Anwendung des Splittingtarifs verlangen1). Danach sind die das Splittingverfahren rechtfertigenden Gründe nicht auf Alleinerziehende, wozu auch getrennt lebende sowie geschiedene Eheleute gehören, übertragbar. Zwischen Alleinerziehenden und ihren Kindern bestehe weder wirtschaftlich noch familienrechtlich eine Gemeinschaft des Erwerbs, die zu einer anteiligen Teilhabe am Familieneinkommen führe, sondern ein bloßes Unterhaltsverhältnis.
Klage vor dem Finanzgericht
Zwischenzeitlich ist wieder Bewegung in die Sache gekommen. So hat eine alleinerziehende Steuerberaterin Klage beim Finanzgericht Münster erhoben2) und fordert den Splittingtarif auch für Alleinerziehende. Im Ergebnis soll ihr zu versteuerndes Einkommen halbiert und die sich dann aus der Grundtabelle ergebende Steuer verdoppelt werden.Es ist durchaus möglich, dass die Klage zumindest in erster Instanz erfolgreich ist, weil auch schon vereinzelt von Finanzrichtern geäußert wurde, dass Alleinerziehende zumindest so lange begünstigt sein müssten, wie für die klassische Alleinverdiener-Ehe das Splittingverfahren noch zur Anwendung kommt.
Hinweis: Um von einem steuerzahlerfreundlichen Ausgang des Verfahrens zu profitieren, müssen Alleinerziehende Einspruch einlegen und möglichst ein Ruhen des eigenen Einspruchsverfahrens beantragen.
1) Vgl. Urteil vom 17. August 2004, Aktenzeichen III B 121/03.
2) Aktenzeichen 7 K 114/10.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(16):17-17