Anlageberatung

Schlechter Rat für gutes Geld


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die Geldanlage wird immer komplexer: Ob Sparplan oder Versicherung, Fonds oder Aktie – selbst Profis verlieren zunehmend den Überblick. Fatal wird dies, wenn man eine große Summe investiert und in teure, aber wenig rentable Produkte gedrängt wird. Doch es gibt Alternativen.

Beliebte Rentenversicherung

Besonders hoch im Kurs stehen derzeit alle Formen von Altersvorsorge-Produkten, insbesondere die private Rentenversicherung: Hier wird zunächst ein vorgesehenes Sparkapital über monatliche Einzahlungen oder – noch häufiger – eine Einmal­zahlung aufgebracht. Ab einem bestimmten Termin erfolgt eine in der Regel lebenslange Rentenzahlung. Doch die meisten Produkte sind wenig empfehlenswert: Zum einen dauert es vom Beginn der Rentenzahlung oft mehrere Jahrzehnte, bis der Anleger allein sein eingezahltes Kapital zurückerhält, zum anderen verfällt das Guthaben in den meisten Fällen beim Tod des Versicherten.

Zwar gibt es mittlerweile auch Konzepte, die z.B. eine Renten­garantie für einen festgelegten Zeitraum oder sogar den Kapital­erhalt sicherstellen, jedoch zehrt dies wiederum an den Leistungen. Die meisten Versicherten erreichen erst im Alter von 90 oder mehr Jahren überhaupt eine angemessene Verzinsung – und bis dahin hat sich die Kaufkraft der Auszahlungen durch die Inflationsrate drastisch verringert. Ein weiteres Problem: Eine vorzeitige Kündigung ist zwar möglich, „kostet“ jedoch häufig mehr als 10% bis 20% des eingezahlten bzw. angesparten Guthabens.

Umworbene Fondsprodukte

Etwas leichter ist der Ausstieg bei den ebenfalls gerne angebotenen Fondsprodukten, die meist auf einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung basieren. Hier wird das Geld nach einem festgelegten Schlüssel auf unterschiedliche Investmentfonds aufgeteilt, wobei die Palette von extrem konservativen Anlagen bis zu sehr spekulativen Fonds reicht. Zwar bieten derartige Anlagen eine hohe Flexibilität, jedoch sind mit den Fonds auch erheb­liche Kosten verbunden. Insbesondere konservativ ausgerichtete Strategien, die überwiegend auf festverzinslichen Wertpapieren basieren, lassen derzeit an­gesichts der niedrigen Kapitalmarktzinsen nach Abzug aller Kosten kaum einen positiven Ertrag erwarten. Aber auch bei aktienbasierten Fondsstrategien mangelt es manchen Fondsgesellschaften an einem geschickten Timing mit der Folge überdurchschnittlicher Risiken.

Im Übrigen zeigt die Erfahrung, dass sich der Bankberater häufig schon nach ein bis zwei Jahren wieder melden wird, um – oft aus vermeintlich plausiblen Gründen – Umschichtungen vorzunehmen. Geht ein Anleger darauf ein, wird er meist erneut mit Einstiegsspesen zur Kasse gebeten mit der Folge, dass seine Erträge langfristig weitgehend von den Kosten aufgezehrt werden.

Stark unter Druck stehen die Berater derzeit auch beim Verkauf offener Immobilienfonds. Diese Branche leidet immer noch unter der massiven Krise, die bei vielen Fonds zur endgültigen Schließung führte. Die heute noch angebotenen Fonds werden jetzt mit besonderem Eifer an potenzielle Kunden gebracht, wobei die durchaus soliden Rendite­zahlen der Vergangenheit als „Verkaufsvehikel“ dienen und zugleich mit dem Begriff „Betongold“ geworben wird. Nur beiläufig erfährt der Anleger, dass ihm beim Einstieg meist 5,0% Ausgabeaufschlag in Rechnung gestellt werden, sodass es bei einer derzeit realistischen Rendite von 1,5% bis 2,5% mehrere Jahre dauert, bis das Ausgangskapital wieder erreicht ist. Und spätestens dann wird sich der Berater erneut melden und zur Umschichtung in andere Produkte raten...

Diese Beispiele stehen exemplarisch für die Offerten, die Bankberater derzeit ihren Kunden gerne unterbreiten. Besonders fatal ist dabei die Werbung mit veraltetem Zahlenmaterial: In den vergangenen Jahren haben sich z.B. Rentenfonds aufgrund des rückläufigen Zinsniveaus überdurchschnittlich gut entwickelt. Erträge von bis zu 10% im Jahr werden sich jedoch künftig nicht mehr erzielen lassen, denn schließlich dürften die Zinsen auf mittlere Sicht wieder steigen. Vergleichbares kann auch für Aktienanlagen gelten, sollte sich die Konjunktur weiter eintrüben.

Hohes Renditepotenzial

Damit stellt sich die Frage nach den Alternativen. Durchaus sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang, sich selbst etwas mit der Materie zu befassen. Schon Börsen-Altmeister André Kostolany hat seinen Anhängern immer wieder gepredigt: „Es ist besser, eine Stunde über Geld nachzudenken, als die gleiche Zeit für Geld zu arbeiten.“ Und in der Tat: Wer z.B. ein Kapital von 50.000€ nicht als Tagesgeld mit 0,5% Zinsen anlegt, sondern nach sorg­fältiger Recherche in einem festverzinslichen Wertpapier mit 3,0% Rendite, erzielt einen jähr­lichen Mehrertrag von immerhin 1.250€. Die Überlegungen haben sich also gelohnt. Mehr noch: Mit jedem selbst ausgewählten Investment wachsen die Erfahrungen und das Selbstvertrauen. Dabei darf freilich nicht verschwiegen werden, dass zu ei­‑ner erfolgreichen Anlagestrategie auch der eine oder andere Rückschlag gehört. Wichtig ist allein, dass das Ergebnis am Ende deutlich positiv ausfällt.

Erfahrungen sammeln kann man insbesondere durch die laufende Beobachtung der Kapitalmärkte, etwa mittels Fernsehberichten und neutraler Publikationen im Internet. Aber auch mit Fachliteratur lassen sich vielfach Grundkenntnisse aneignen, um z.B. eine Aktie von einem Optionsschein zu unterscheiden. Grundregel dabei: Nur das kaufen, was man selbst versteht.

Mit einer Aktie ist man am Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens beteiligt, aber auch am allgemeinen Börsengeschehen. Eine Anleihe ist nichts anderes als ein Darlehen, das verzinst und zu einem bestimmten Termin zurückgezahlt wird. Je höher dabei die Rendite, umso größer die Risiken. Und ein Fonds bzw. ein Exchange Traded Fund (ETF) investiert in eine festgelegte Anlagepalette, wobei hierfür unterschiedlich hohe Spesen anfallen. Optionsscheine hingegen eignen sich zur Spekuklation auf steigende oder fallende Kurse – und sind daher eher etwas für Profis.

In jedem Fall gilt es, die persön­lichen Ziele und die individuelle Risikobereitschaft in Produkte umzumünzen, die solide Erträge ohne teure Bindungen oder hohe Kosten erwarten lassen. Basis können festverzinsliche Wertpapiere unterschiedlicher Emittenten sein, gekoppelt mit ETFs auf bedeutende Aktienmärkte wie etwa Deutschland, Europa, USA und Asien. Abgerundet wird das Spektrum mit Fremdwährungs- und Sachwertinvestments, etwa in Edelmetalle. Wer sich eine solche breite Palette aufbaut und seine einmal eingeschlagene Strategie beibehält, wird mit seinem Kapital auch in schwachen Börsenphasen viel Freude haben.

Professionelle Vermögens­verwaltung als Alternative

Wem jedoch die Zeit fehlt oder wer sich mit Finanzthemen generell nicht weiter auseinandersetzen will, sollte sich einmal nach einer professionellen Vermögens­verwaltung in Form der Honorarberatung umsehen. Hier bieten einige Banken – z.B. Cortal Consors oder Quirin – inzwischen recht attraktive Modelle zu vergleichsweise günstigen Kosten an.

Der Anleger zahlt je nach Vermögen und Strategie zwischen 0,7% und 1,5% p.a. des Kapitals an den Verwalter, im Gegenzug fallen jedoch meist keinerlei Transaktionskosten an, zudem werden vom Verwalter erzielte Provisionszahlungen vollständig an den Kunden weitergeleitet. Damit spielt es für den Anbieter letztlich keine Rolle, ob er seinem Kunden einen provisionsträchtigen Fonds ins Depot legt oder aber eine chancenreiche Aktie – sein Honorar ist gesichert, allein der Kundenerfolg zählt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2013; 38(17):12-12