Prof. Dr. Reinhard Herzog
Wer in den vergangenen zehn Jahren monatlich 100 € auf einem Investment-Anlagekonto mit UniFonds-Anteilen angespart hat, kann zufrieden sein: Aus den eingezahlten 12.000 € wurden mittlerweile 16.254 €, was einer jährlichen Rendite von 5,91 % entspricht. Doch es kann auch anders laufen: Bei vergleichbaren Aktienfonds-Sparplänen, die 2003 oder 2008 ausliefen, lag die Rückzahlungssumme oft weit unter den angelegten 12.000 €. Denn hier war das Geld durch die Aktienbaisse in erheblichem Maß angegriffen worden – ein typisches Risiko jedes aktienorientierten Investments.
Um Anlegern die regelmäßige Fondsanlage dennoch schmackhaft zu machen, wird in nahezu jedem Fondsprospekt mit dem Cost-Average-Effekt geworben. Dieser basiert auf der regelmäßigen Anlage eines festgelegten Betrags. Der Sparer erhält für seine gleichbleibende Monatsrate in einer Baisse besonders viele Anteile gutgeschrieben, in einer Hausse jedoch eher weniger Anteile. Letztlich ermäßigt sich hierdurch der durchschnittliche Einstandspreis aller Anteile, die Anlage kommt bei steigendem Anteilspreis schneller in die Gewinnzone. Auch muss sich der Anleger nicht mehr um eventuelle Marktveränderungen kümmern oder versuchen, einen möglichst günstigen Einstandszeitpunkt zu finden.
Falsch ist freilich das Argument, dank des Cost-Average-Effekts sei eine höhere Rendite zu erzielen als bei der Einzelanlage. Denn die Rendite errechnet sich bei jeder Einzahlung stets aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Rückgabepreis zuzüglich eventueller Ertragsausschüttungen. Keine Rolle spielt, ob der Anleger zum jeweiligen Preis wenige oder viele Anteile erworben hat.
Darüber hinaus funktioniert der Cost-Average-Effekt nur, wenn die Notierungen zunächst schwanken, um sich zum Ende der Sparplandauer nachhaltig zu erholen: In diesem Fall kauft der Anleger im Durchschnitt günstig ein und erzielt dann einen attraktiven Verkaufserlös. Fällt der Fondspreis jedoch dauerhaft, verzeichnet der Anleger möglicherweise überproportionale Verluste, denn schließlich werden seine einst teuer erworbenen (wenigen) Papiere immer weniger wert. Aber selbst wenn der Fondspreis kontinuierlich steigt, ist der Sparplan-Anleger schlechter gestellt als der Einmal-Investor: Er muss von Monat zu Monat teurer einkaufen, die letzten Zahlungen vor Fälligkeit bringen kaum noch Ertrag.
Negativer Cost-Average-Effekt
Gänzlich negativ wirkt sich der Cost-Average-Effekt schließlich bei einem Investment-Rückzahlungsplan mit festgelegten Beträgen aus: Hier verkauft die Fondsgesellschaft monatlich oder vierteljährlich so viele Fondsanteile, dass der Anleger die von ihm gewünschte Rückzahlungsrate erhält. Das Problem: Ist der Fondspreis niedrig, werden relativ viele Anteile veräußert, bei hohem Fondspreis wenige Papiere. Damit erhöhen sich die durchschnittlichen Einstandskosten der verbleibenden Anteile überproportional. Sinnvoll ist daher, stets dieselbe Stückzahl zu verkaufen – bei dann allerdings schwankenden Raten.
Gerade bei Aktienfonds sollten Anleger eher antizyklisch handeln. Sind die Aktienkurse und damit der Fondspreis vergleichsweise hoch, wird eher wenig Kapital in diese Fondskategorie investiert. Eventuelle Monatsraten sollten während der Hausse reduziert und das verfügbare Geld anderweitig zwischengeparkt werden. Bei niedrigen Börsenkursen und Fondspreisen ist es hingegen empfehlenswert, mehr Kapital zu investieren bzw. die Raten sogar zu erhöhen. Auf diese Weise lassen sich letztlich deutlich bessere Erträge erzielen als mit einem starren Sparplan. Mit umgekehrten Vorzeichen gilt dies für Entnahmepläne: Bei hohen Fondspreisen sollte auch viel entnommen, bei niedrigen Preisen indes eher weniger beansprucht werden – mit dem Ergebnis eines längeren Kapitalerhalts.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(01):16-16