Discountzertifikate

Rentable Alternativen zum Festgeld


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die niedrigen Zinsen machen Sparern das Leben schwer. So rentieren Tages- und Festgelder oft mit weniger als 0,3 %. Es gibt jedoch Alternativen: Mit Discountzertifikaten können Anleger rentabel investieren, ohne dabei überdurchschnittliche Risiken eingehen zu müssen.

Die kurzfristige Geldanlage ist zum Problem geworden: Wer Kapital für wenige Monate oder ein bis zwei Jahre fest anlegen will, wird mit Niedrigzinsen abgespeist. Alternativen bieten sich zwar z.B. in Form von Mittelstandsanleihen, jedoch sind hier derzeit nicht unerhebliche Risiken zu beachten.

Eine Lösung sind Discountzertifikate. Die Konstruktion ist einfach: Ein Discountzertifikat beteiligt Anleger bis zu einer festgelegten Höchstgrenze (=Cap) an der Kursentwicklung einer Aktie oder eines Index. Als Ausgleich für die begrenzten Chancen werden die Papiere mit einem Abschlag, dem Discount, ausgegeben und gehandelt. Erst am Ende der Laufzeit nähert sich der Kurs dem realen Wert, also dem Kurs des Basistitels, an. Bei Fälligkeit erhält der Anleger entweder die entsprechende Anzahl des Basiswerts, z.B. der Aktie, oder einen Barausgleich. Gegenüber der Direktanlage bietet ein Discountzertifikat mehrere Vorteile:

  • Steigt der Kurs des Basiswerts, klettert auch der Wert des Discountzertifikats. Da zusätzlich der Discount aufgeholt wird, bietet das Zertifikat eine höhere Rendite als die Direktanlage in den jeweiligen Basiswert.
  • Bei konstanter Börse profitiert der Anleger – im Gegensatz zum Besitzer des Basiswerts – vom Discount, der bis zum Ende der Laufzeit des Zertifikates aufgeholt wird.
  • Bei schwacher Börse gibt zwar auch der Preis des Zertifikats nach, allerdings stellt der Discount einen gewissen „Risikopuffer“ dar.

Nachteile gegenüber der Direktanlage ergeben sich insbesondere dann, wenn der Kurs des Basiswerts sehr stark steigt und am Fälligkeitstag über der festgelegten Höchstgrenze liegt. Hier bekommt der Anleger nur den Cap-Gegenwert ausgezahlt, er hat also eine niedrigere Rendite erzielt als mit dem Direktkauf. Aber auch an Verlusten, die größer sind als der Discount, ist der Anleger zwangsläufig beteiligt.

Niedriger Cap – hohe Sicherheit

Dennoch stellen diese Papiere eine Chance für eher konservativ orientierte Geldanleger dar. Während die meisten Investoren auf Zertifikate mit hohem Cap setzen und somit von steigenden Kursen profitieren, wählen sie ein Zertifikat mit sehr niedriger Höchstgrenze. Im Ergebnis gehen sie damit nur ein geringes Risiko ein, sichern sich dafür jedoch einen recht zuverlässigen Ertrag. Wer derzeit z.B. ein Discountzertifikat auf den DAX mit einem Basispreis von 10.300 Punkten, einem Bezugsverhältnis von 1:100 und einer Laufzeit bis zum Juni 2015 wählt, muss dafür 95,00€ bezahlen. Das Papier wird – sofern der DAX bei Fälligkeit oberhalb der 10.300-Punkte-Marke notiert – zu 103,00€ zurückgezahlt, sodass sich ein Ertrag von 8,00 € bzw. 8,6 % errechnet. Gemessen an der Laufzeit von fünf Monaten liegt diese Rendite deutlich über den aktuellen Festgeldkonditionen. Allerdings profitiert der Anleger nicht von einem höheren Indexstand: Klettert der DAX z.B. auf 10.500 Punkte, bekommt er ebenfalls nur 103,00 € ausgezahlt.

Das größte Risiko liegt darin, dass der DAX deutlich unter die 10.300-Punkte-Marke fällt, denn dann sinkt der Zertifikatepreis. Dank des Discounts kommt es aber erst im Falle eines Rückgangs unter 9.500 Punkte zu einem „echten“ Verlust. Einer solchen Entwicklung muss der Anleger jedoch nicht tatenlos zusehen: Die meisten Zertifikate können jederzeit wieder verkauft werden, sodass der Ausstieg bei negativer Börsentendenz problemlos möglich ist.

Obwohl sich alle börsennotierten Discountzertifikate für eine solche Strategie eignen, sollten Anleger sich sowohl aus Transparenz- als auch aus Kostengründen auf bekannte Produkte wie den DAX konzentrieren, dessen Verlauf ohne großen Aufwand ständig beobachtet werden kann.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(02):14-14