Prof. Dr. Reinhard Herzog
Geht es um den Nachwuchs, sind Finanzdienstleister nicht mehr fern. Bereits nach der Geburt erhalten Eltern Spargutscheine und Angebote für einen ersten Versicherungsschutz, mit jedem folgenden Lebensschritt, etwa der Einschulung, werden weitere Offerten präsentiert. So werben Banken und Sparkassen gerne für Kombinationsverträge, bei denen mehrere Anlageprodukte miteinander verbunden werden, z.B. Sparbuch, Bank-Sparplan und Investment-Ansparkonto. Zum Teil werden auch Versicherungen hinzugenommen, etwa eine Kinder-Unfallversicherung. Die monatliche Sparrate wird auf die verschiedenen Bausteine aufgeteilt. Ziel ist es nach Angaben der Anbieter, dass das Kind einerseits ein gewisses Kapital zur ständigen Verfügung hat (Sparkonto), andererseits aber auch sicher (Bank-Sparplan) sowie renditestark (Investmentkonto) Geld anspart.
Ungern spricht man indes darüber, dass die Koppelung nicht unbedingt günstig und effektiv ist. Denn selbst wenn das gesamte Kindergeld von zurzeit mindestens 184€ eingezahlt wird, bleibt für die einzelnen Komponenten wenig übrig, sodass auch keine hohen Endsummen zu erwarten sind. Einzig bei den Zinsen können die Anbieter punkten. Während ein Erwachsener auf sein Sparkonto meist allenfalls 0,2% bekommt, werden Kinderkonten mit 0,5% bis 1,25% – und mehr – abgerechnet. In der Regel ist dies allerdings an Höchstsummen gebunden, damit Eltern das Kinderkonto nicht zur eigenen Anlage missbrauchen.
Teure Versicherungen
Die Versicherungsbranche wirbt in erster Linie mit ihrer Aussteuer- bzw. Ausbildungsversicherung. Dabei handelt es sich um eine Kapitallebensversicherung auf den Namen des Versorgers, die dann fällig wird, wenn das Kind heiratet oder eine Berufsausbildung bzw. ein Studium beginnt, spätestens jedoch bei Vollendung des 25. Lebensjahres. Stirbt der Versorger, wird die Police beitragsfrei gestellt, d.h., das Versicherungsziel wird in jedem Fall erreicht.
Die Erträge einer solchen Police fallen jedoch vor dem Hintergrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen und hohen Abschlusskosten meist ausgesprochen mäßig aus. Mehr als 0,5% bis 1,0% p.a. sind derzeit nicht zu erwarten. Dafür gehen die Eltern jedoch eine sehr enge Bindung ein, denn schließlich werden im Falle einer vorzeitigen Kündigung hohe Verwaltungskosten abgezogen, sodass meist nicht einmal das angesparte Kapital zur Auszahlung kommt.
Überlegenswerter ist stattdessen ein Bausparvertrag, bieten viele Kassen doch Sondertarife für Kinder und Jugendliche an. Die enge Bindung besteht zwar auch hier, jedoch fallen geringere Kosten an und nicht zuletzt ist die Rendite zuverlässig kalkulierbar. Keine überzogene Bindung ist hingegen bei einem Investment-Ansparkonto gegeben. Hier können die Sparraten jederzeit verändert oder ausgesetzt werden, auch Verfügungen sind praktisch jederzeit möglich. Die Rendite richtet sich nach der Basis des jeweiligen Fonds: Mit Rentenfonds lassen sich derzeit zwar kaum mehr als 2,0% erzielen, Aktienfonds bringen langfristig wesentlich höhere Sätze. Angesichts der Langfristigkeit der Anlage erscheint es jedoch vertretbar, das mit Aktien verbundene höhere Risiko in Kauf zu nehmen.
Schließlich tummeln sich im Bereich der Kindergeldanlage auch schwarze Schafe, die – oft aus dem Ausland – für „Kinderkonten“ werben und aus monatlich z.B. 100€ hohe sechsstellige Summen machen wollen. Angelegt wird das Geld dann – wenn überhaupt – in hochspekulativen Termingeschäften, die mit der Frage nach Sicherheit und Vorsorge nichts mehr zu tun haben. Vielfach handelt es sich auch direkt um Betrug, d.h., die Gelder fließen unmittelbar in die Taschen des Anbieters, der sich nach einer gewissen Zeit ins Ausland absetzt.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(11):16-16