Prof. Dr. Reinhard Herzog
Welches sind die größten Pharmaunternehmen der Welt? Und welche bieten sich für ein Investment an?
Die Tabelle zeigt die größten Pharmaunternehmen, wobei der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Präparaten über das Ranking entscheidet. Einige Unternehmen verzeichnen teils erhebliche Umsätze in anderen (Healthcare-)Segmenten, ob Diagnostika bei Roche, Generika und andere Gesundheitsprodukte bei Novartis oder Medizintechnik und Pflegeprodukte bei Johnson&Johnson. Das ist beim Börsenwert zu berücksichtigen.
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Die meisten Schwergewichte bringen bei der Marktkapitalisierung deutlich dreistellige Milliardenbeträge (in US-$) auf die Waage. Gemessen an einer Cash-Maschine wie Apple (650 Mrd. $) oder Google (400 Mrd. $) sind sie auf den ersten Blick sogar recht billig, gemessen an einer BASF, der weltgrößten Chemiefirma (70 Mrd. $), oder einem Daimler (gut 85 Mrd. $) eher teuer.
Das Wohl und Wehe hängt bei Big Pharma meist an wenigen Blockbustern (mit über 1 Mrd. $ Umsatz p.a.). Die umsatzstärksten Präparate in 2014 weltweit waren Humira (12,5 Mrd. $, Fa. AbbVie, vormals Abbott) und Sovaldi (10,3 Mrd. $, Fa. Gilead Sciences). Weitere acht Präparate spielen in der Klasse über 5 Mrd .$, allein drei davon nennt Roche sein Eigen.
Big Pharma in der Defensive?
Etliche Big Pharma-Vertreter verzeichnen jedoch allenfalls stagnierende oder gar spürbar rückläufige Umsätze, darunter so propere Firmen wie Novartis, Pfizer (mit recht kräftigen Rückgängen!), Merck&Co. (USA, nicht Deutschland), GlaxoSmithKline oder AstraZeneca. Demzufolge sehen etliche Kurscharts alles andere als rosig aus. Vielfach entschädigt (noch?) eine hohe Dividende, die etliche Pharmapapiere heute als veritable Anleihe-Alternative erscheinen lässt. Eine Dividendenrendite von 5 % nützt jedoch wenig, wenn der Kurs langfristig abbaut.
Somit liegt die Hoffnung auf der „Pipeline“ oder ersatzweise Zukäufen, die aufgrund gut gefüllter Taschen für diese Firmen stets möglich sind. Nachhaltig wachsen Johnson&Johnson und Gilead Sciences, letztere aufgrund von Sovaldi® und Harvoni®, die allerdings für eine hohe „Schlagseite“ der Erträge sorgen.
Für konservative Anleger ist GlaxoSmithKline einen Blick wert. 6 % Vorsteuer-Dividende, die erst einmal gesichert ist, eine nicht schlecht aussehende Pipeline und eine starke Stellung im Impfstoffmarkt sorgen für eine wenn auch eher verhaltene Kursfantasie, zumindest aber eine weitere Absicherung der Dividende.
Der stark diversifizierte Healthcare-Konzern Johnson&Johnson dürfte um oder unter 80 € ebenfalls wieder interessant sein. Die Dividendenrendite beträgt hier „nur“ gut 3 %, die Dividendenhistorie dieser Firma ist allerdings erstklassig. Bei Auslandsaktien sind stets die Währungseinflüsse zu beachten, die auch die Dividenden betreffen – zusätzlich zum häufigen Abzug von Quellensteuern.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(19):16-16