Prof. Dr. Reinhard Herzog
Praktisch spielt das jedoch kaum eine Rolle, da die allermeisten Mitarbeiter gehaltsmäßig selbst unter der Bemessungsgrenze für die Kranken- und Pflegekasse liegen (4.237,50 € monatlich), erst recht unter derjenigen der Renten- und Arbeitslosenversicherung, die mit 6.200 € (neue Bundesländer: 5.400 €) deutlich darüber liegt. Hier sind allenfalls Filialleiter(innen), Chefvertretungen oder Mitarbeiter in Spezialfunktionen angesiedelt. Maximal drohen für den Arbeitgeber (in Klammern: ggf. für die neuen Bundesländer) an Mehrbelastung infolge der neuen Eckwerte pro Jahr je Mitarbeiter:
- 98,55 € für die Kranken-,
- 15,86 € für die Pflege-,
- 168,30 € (224,40 €) für die Renten-,
- 27,00 € (36,00 €) für die Arbeitslosenversicherung.
Schlimmstenfalls sind es rund 310 € (neue BL: 375 €) jährlich vor Steuern, die für einen besonders hoch bezahlten Mitarbeiter als zusätzliche Lohnnebenkosten in Form des zusätzlichen Arbeitgeberanteils anfallen.
Größer sind die Konsequenzen für die eigene Vorsorge. Hier zahlen Sie bekanntlich den vollen Beitrag. Wer gesetzlich krankenversichert ist und sich nicht einkommensabhängig einstufen lässt (möglich, falls das beitragspflichtige Einkommen – das ist nicht gleich dem steuerlichen Gewinn! – unter 50.850 € p.a. liegt), zahlt bei 0,9 % Zusatzbeitrag und Krankengeldanspruch (Normalbeitrag) in Ost wie West 209,25 € mehr pro Jahr, allerdings steuerlich weitestgehend (zu 96 %) abzugsfähig und damit netto erheblich günstiger. Manche Privatkasse hat das für 2016 schon beinahe pro einzelnem Monat aufgeschlagen.
In der gesetzlichen Pflegeversicherung machen die höheren Bemessungsgrenzen i.d.R. maximal 31,73 € mehr aus, nur bei Kinderlosen schlägt der um 0,25 % höhere Beitrag zu Buche – hier macht das dann allenfalls 35,10 € mehr pro Jahr.
Die Höchstbeiträge zum Versorgungswerk steigen um 336,60 € bzw. 448,80 € (neue BL) jährlich. In 2016 sind diese dann bereits zu 82 % steuerlich abzugsfähig. Der Mehraufwand für einen Selbstständigen in 2016 beträgt somit allenfalls rund 581 € (neue BL: 690 €) für die Renten- sowie ggf. die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung vor Steuern. Netto sind das dann mindestens etwa 340 € (neue BL: 400 €) bei maximalem Steuersatz.
Historische Entwicklung
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Ganz aufschlussreich: Der Blick zurück. Wie sahen die Eckwerte noch vor 20 Jahren aus? Die Beitragsbemessungsgrenzen haben sich, den Lohnsteigerungen folgend, um im Schnitt etwa 2 % pro Jahr kontinuierlich erhöht, etwas unterschiedlich in den neuen und alten Bundesländern sowie in den einzelnen Zweigen der Sozialversicherung. In jüngster Zeit sind die Anstiege hier wieder deutlicher.
Je nach Beitragssätzen sieht es bei den Höchstbeiträgen nochmals etwas anders aus. Hier hat die Pflegeversicherung – damals erst eingeführt – besonders stark zugelegt, während dafür die viel bessere Beschäftigungslage die Arbeitslosenversicherung deutlich verbilligt hat. Um rund 50 % gestiegen sind die Höchstbeiträge zur Rentenversicherung, denen jedoch demografiebedingt leider nur unterproportionale Rentensteigerungen gegenüberstehen.
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Gesetzliche Sozialversicherung 2016:
Neue Grenzwerte und Rechengrößen
Zum 1. Januar 2016 treten wieder zahlreiche Änderungen in der gesetzlichen Sozialversicherung in Kraft. Soweit diese auch öffentliche Apotheken und Sie als Arbeitgeber betreffen, haben wir die wichtigsten Neuerungen zusammengestellt.
Den ausführlichen Beitrag zum Thema "Sozialversicherung 2016: Neue Grenzwerte und Rechengrößen" finden Sie hier.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(01):11-11