Prof. Dr. Reinhard Herzog
Beschränken wir uns hier auf den „Gewinn“. Das kann das Ergebnis laut BWA sein, letztlich für den operativen Betriebserfolg aussagefähiger ist jedoch das EBITDA (Earnings Before Interests, Depreciation and Taxes, letztlich Rohertrag minus alle in Geld anfallenden Kosten, ohne Zinsen). Ersatzweise tut auch der „gewöhnliche“ Cashflow (um außerordentliche Erträge oder Abflüsse wie größere Investitionen bereinigt) gute Dienste, dazu werden die betrieblichen Zinsen vom EBITDA abgezogen.
Die Mitarbeiterzahl ist auf Vollzeitstellen umzurechnen. Dazu addieren Sie alle Wochenstundenzahlen und teilen Sie durch die wöchentliche Arbeitszeit je Vollzeitstelle (i. a. 40 Stunden). Übertarifliche Leitungsfunktionen in Vollzeit werden, auch wenn mehr als die 40 Stunden geleistet werden, mit dem Stellenfaktor 1 bewertet. Geringfügige Kräfte („450-€-Jobs“) werden mit den vereinbarten, ggf. bei ungleichmäßigem Einsatz über die Wochen gemittelten Stunden bewertet, ähnlich Springer und Vertretungen. Grundsätzlich sollten Sie alle Mitarbeiter berücksichtigen, die in der Apotheke tätig sind und zum Betriebserfolg beitragen (also auch Reinigungskräfte, Boten, Buchhaltungskräfte etc.). Angestellte Familienangehörige sollten nach ihrer tatsächlichen Beschäftigung (nicht) berücksichtigt werden.
Mit sorgfältig geführten Stundenkonten (z. B. mit dem Programm MEP24, www.mep24software.de) „erschlagen“ Sie auch das Thema von aus- und eintretenden Mitarbeitern im Jahresverlauf. Alternativ hilft das bekannte Excel.
Aussagewert
Die durchschnittliche Apotheke beschäftigt etwa 5 bis 6 Vollzeitkräfte. Damit wird ein EBITDA im Bereich von etwas über 30.000 € bis 35.000 € pro Kopf und Jahr erzielt. Schlank aufgestellte Betriebe erreichen über 40.000 €, bisweilen gar über 50.000 €. Das ist dann oft dem hohen Inhabereinsatz geschuldet, der hier hineinspielt. Man kann diesen Inhabereinsatz ebenfalls mit einem Stellenfaktor x berücksichtigen, dies aber ehrlich und objektivierbar, sonst ist der Verfälschungseffekt größer als der Nutzen. Manche Filiale erwirtschaftet dagegen gerade einmal vier- bis sehr niedrig fünfstellige Werte pro Kopf.
Der Unterschied zum etwas niedrigeren Cashflow pro Kopf bewegt sich bei wenigen Tausend Euro im Jahr. Nur bei stark verschuldeten Betrieben mit hoher Zinslast treten die Unterschiede stärker zutage.
Der Zeitvergleich über die Jahre zeigt dann, wie sich die Pro-Kopf-Effektivität im Hinblick auf den Gewinn (zum Guten?) verändert.
Der „Gewinn pro Kopf“ illustriert auch recht gut mögliche Spielräume für Prämien und Lohnerhöhungen. Wer nur 12.000 € pro Kopf in seiner Filiale erwirtschaftet, tut sich mit Prämien- und Incentive-Paketen im vierstelligen Wert pro Mitarbeiter schwer. Das rechnet sich nur bei einem damit ausgelösten Wachstumsschub. Umgekehrt spornen ein paar Hundert Euro zusätzlich pro Jahr kaum jemanden zu Höchstleistungen an. Hier ist dann Fantasie abseits des schnöden Mammons gefragt (Betriebsklima?).
Seitenblicke
Schauen wir einmal in andere Branchen. Drogeriemärkte erwirtschaften um 15.000 € Cashflow pro Mitarbeiter, liegen also bei rund der Hälfte einer Apotheke. Lebensmittler wie EDEKA liegen mit 10.000 € bis 15.000 € ähnlich, Discounter oft höher.
Bei einem „Daimler“ fallen etwa 30.000 € Bilanzgewinn (hier die bessere Vergleichsgröße) pro Mitarbeiter p.a. an, bei BASF noch etwas mehr. Die „Pharmariesen“ wie Pfizer, Roche, Novartis und Co. erzielen Werte von 70.000 € bis teils über 100.000 €. Eine Firma Google (neu Alphabet) schafft sogar über 200.000 € ...
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(11):10-10