Prof. Dr. Reinhard Herzog
Wenn für gut 12 % der GKV-Versicherten einige Prozent des Verordnungsumsatzes in sage und schreibe 676 Regionallosen im „Open-House-Verfahren“ ausgeschrieben werden, wie unlängst für die Zytostatikaversorgung vom Dienstleister SpektrumK (der hier 53 zumeist kleinere Krankenkassen bündelt), dann zeigt das exemplarisch, wie unsere Vertragslandschaft zersplittert. Über 21.000 Rabattverträge, zig Ausschreibungen (Impfstoffe!) und komplexeste Hilfsmittelverträge sprechen eine deutliche Sprache. Teils werden Produkte mit bundesweit nur sechs- bis niedrig siebenstelligem Jahresumsatz ausgeschrieben.
Umsetzbar ist dies nur, weil die ausgefeilten Möglichkeiten der EDV ein Nachhalten erlauben. Trotzdem steigen Komplexität und Fehlermöglichkeiten. Der Trend, alles zu verrechtlichen und in immer detailliertere Vereinbarungen zu packen, beginnt langsam seine Kinder zu fressen. Doch nicht nur dort: Wenn Sie heute einen Mietvertrag mit einem professionellen Großvermieter schließen, kommt der Vertragsumfang bisweilen einer Doktorarbeit recht nahe. Null Risiko, alles regeln, überall noch ein Scheibchen abschneiden, „Detailoptimierung“ – für Spaß an der Arbeit bleibt da immer weniger Raum.
Es sei denn, Sie sorgen dort, wo Sie noch selbst gestalten können, für gute Stimmung. Tun Sie es! Der Alltag ist grau genug ...
Beste Sommergrüße,
Ihr
Dr. Reinhard Herzog
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(16):2-2