Prof. Dr. Reinhard Herzog
Kaum ein Thema treibt die Apotheken und den Einzelhandel zurzeit so um wie der Versand und allenthalben sprießende Online-Lieferdienste. Selbst der einst sicher geglaubte Lebensmittelhandel kommt in den Fokus. Pflügt der Versand nun unsere Apothekenlandschaft um? Gerade Arzneimittel lassen sich, im Vergleich zu Eiscreme, Kohlköpfen oder Bettgestellen, vergleichsweise leicht versenden und sind gern noch höherwertig dazu.
Im Non-Rx-Bereich sind die Marktanteile mit 13 % bis 14 % schon hoch, bei Wachstumsraten von 8 % bis 10 % p.a. Wo liegt die Sättigungsgrenze? 20 %? 30 %? Im Rx-Segment liegt die Ausgangsbasis bei ca. 1 %. Selbst eine Verdoppelung in ein, zwei Jahren macht daraus erst einmal „nur“ 2 %.
Das wird durch die allgemeine Marktentwicklung noch weitgehend kompensiert – der Versand kappt erst einmal „nur“ das Wachstum, siehe dazu unsere Modellrechnungen ab Seite 4. Bald stellt sich aber die Frage: Wie weit frisst sich er sich (mit Krankenkassenunterstützung!?) in den Markt? Letztlich geht es den Kostenträgern vor allem darum, hier Geld herauszuschütteln. Der Versand ist ein willkommener Hebel, der Adressat sind aber auch die Offizin-Apotheken: Kostendämpfung auf eine neue, harte Tour droht – überzeugende Konzepte über reine Verbotsforderungen hinaus sind unsererseits dringend gefragt!
Kopf hoch und beste Grüße,
Ihr
Dr. Reinhard Herzog
„Wenn der Wind der Veränderung durchs Land weht, bauen die einen Mauern und die anderen errichten Windmühlen.“ (Chines. Sprichwort)
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(14):2-2