Zeit für Wertschätzung

„Danke, dass Sie bei uns arbeiten!“


Ute Jürgens

Viele Chefs denken vielleicht nur – wenn überhaupt – zu besonderen Gelegenheiten daran: Dabei ist es das ganze Jahr über an der Zeit, sich bei den Mitarbeitern zu bedanken – für ihren unermüdlichen Einsatz, dafür, dass sie bleiben statt zu wechseln, und für vieles mehr.

Täglich arbeiten wir mit unserem Team zusammen. Es ganz normal, dass immer alle da sind und sich nach Kräften einsetzen. Aber so selbstverständlich ist das nicht, gibt es doch jede Menge Arbeitsplätze, wo „Schlendrian“ und Desinteresse herrschen.

Sind Sie nicht froh, dass Ihre Mitarbeiter immer noch bei Ihnen sind, jeden Tag gute Laune haben oder sich zumindest darum bemühen? Sind Sie nicht froh, dass sie sich gut miteinander abstimmen, freundlich zu den Kunden sind, Ihnen nicht (allzu) viele Widerworte geben, gute Ideen ausbrüten und hinter den Kulissen vermutlich weit mehr bewegen als Sie wahrnehmen? Und dass sie Ihnen gegenüber Langmut und Verständnis zeigen? Dass sie sich schließlich auch mal kritisch äußern oder meckern? Denn hat Sie das nicht dazu veranlasst, so einiges am Arbeitsplatz zu verbessern?

Die Psychologin Anne Katrin Matyssek bringt die Bedeutung der Angestellten für den Chef und sein Unternehmen treffend auf den Punkt: „Eine Führungskraft ist nichts ohne die Mitarbeiter, ein Betrieb ist nur so gut wie seine Beschäftigten“ [1]. Deswegen ist es eigentlich immer an der Zeit, dass wir unseren Angestellten danken!

Bewusst „Danke“ sagen

Zeigt sich ein anderer dankbar, kann uns das glücklich machen [2]. An trüben Tagen gelangen wir so wieder in eine bessere Stimmung. Meist verbinden wir das Wort „Danke“ mit einem Lächeln.

Aufgefallen ist mir allerdings, dass ein „Danke“ oft nur mechanisch als Floskel geäußert wird, z.B. wenn uns jemand die Tür aufhält, den Vortritt lässt oder auch, wenn ein Mitarbeiter in der Apotheke etwas aufhebt, was uns heruntergefallen ist. Machen wir uns bewusst, dass ein anderer Mensch etwas für uns tut – oft ohne uns zu kennen und somit einfach aus Höflichkeit oder Freundlichkeit. Dann können wir auch ganz bewusst mit einem „Danke“ reagieren.

Wie geht man vor?

Und was wollen Sie sagen? Wofür bedanken Sie sich bei wem? Und sagen Sie jedem das Gleiche, damit niemand beleidigt ist? Natürlich nicht, hier sollten Sie schon differenzieren: Jeder hat seine bestimmte Art und seine eigenen Vorzüge. Denken Sie dabei auch an die Stillen, Leisen, Introvertierten – die schaffen so manches, was keiner mitbekommt.

Fragen Sie sich: Was ist das Besondere an der jeweiligen Arbeitsweise und Art eines bestimmten Mitarbeiters? Um das herauszufinden, vergleichen Sie die Mitarbeiter untereinander. Dabei werden Sie bemerken: „Frau Eloquent ist viel ... als Frau Kreativ.“ Oder fragen Sie eine Person aus Ihrem privaten Umkreis, der Sie öfters etwas aus Ihrem Arbeitsalltag erzählen: Wie würde sie Ihre Mitarbeiter ausgehend von Ihren Erzählungen beschreiben? Oder beziehen Sie Ihre anderen Mitarbeiter mit ein und fragen sie z.B.: „Warum ist es schön, mit Frau Sympathisch zusammenzuarbeiten?“

Unterschiede sind ein Gewinn, sie bereichern das Miteinander. Und überdies findet jeder Stammkunde einen gut zu ihm passenden Ansprechpartner. Sie sollten es demzufolge auch in Ihren Dankesworten erwähnen, wenn jemand besonders gut mit schwierigen Kunden klarkommt: „Frau Tolerant, bei Ihnen freue ich mich jedes Mal, wenn ich Sie im Gespräch mit Herrn Krittelig beobachte! Ich finde, er ist nicht gerade leicht zufrieden zu stellen. Aber Sie schaffen es immer!“

Es reicht nicht, wenn Sie Ihren Mitarbeitern zwischendurch und schweigend eine Flasche Wein als Geschenk in die Hand drücken. Erst recht reicht es nicht, wenn Sie die Flasche nur auf den Tisch stellen und dann mit einer Kopfbewegung nach hinten sagen: „Vergessen Sie Ihre Flasche nicht!“ Nein, schauen Sie Ihre Mitarbeiter stattdessen an und lächeln Sie! Geben Sie ein großzügiges und positives Feedback!

Besonderes Augenmerk gehört der Nachsicht, die Ihre Mitarbeiter Ihnen als Chef gegenüber üben: Als Betriebsleiter gewinnen Sie viel, wenn Sie zu Ihren eigenen Schwächen stehen und sich dafür bedanken, dass Ihre Mitarbeiter auch mancherlei Unannehmlichkeiten mit Ihnen aushalten.

Und wie sollen Sie sich bedanken: Mündlich oder schriftlich? Ihre Dankesworte dürfen ruhig schriftlich sein [1]. Dann aber sollten Sie sich Ihre Notizen aufbewahren. Sie sind eine gute Grundlage für Zeugnisse. Natürlich können Sie die Gelegenheit auch nutzen, für langjährige Mitarbeiter Zwischenzeugnisse zu erstellen und diese zu überreichen. Vielleicht sind Sie gar nicht mehr tätig, wenn diese Angestellten eines Tages den Betrieb verlassen. Dann ist es wunderbar, wenn jemand auch noch ein Zeugnis vom alten Chef hat.

Auch ermunternde Kritik ist Anerkennung

Selbst wenn Sie beim „Danke“-Sagen noch Wünsche z.B. zur Leistungssteigerung äußern, kann das eine angenehme und wertschätzende Zuwendung sein: „Ich glaube, dass es noch besser wirkt, wenn Sie beim nächsten Mal … !“ Aber Vorsicht: Häufig neigen Angestellte dazu, solche Wünsche überzubewerten und die vorher geäußerte Anerkennung und Dankbarkeit sofort wieder zu vergessen. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie abschließend noch einmal ganz deutlich Ihre Zufriedenheit betonen und die Kritik relativieren.

Unerwartete Reaktionen

Mitarbeiter, die kein „Danke“ gewöhnt sind, nehmen die Anerkennung „von oben“ eventuell gar nicht wahr oder nicht ernst. Sie fragen sich vielleicht: „Was soll denn das? Hat er wieder den AWA gelesen? War er in einem Personalführungsseminar? Oder hat seine Frau etwas gesagt?“ Vielleicht erwarten Ihre Angestellten auch, dass anschließend Kritik folgt oder neue unangenehme Informationen verkündet werden. Vielleicht empfinden sie Ihren Dank als „Bonbons“, die sie erhalten, um das „Danach“ besser zu verdauen. Da hilft nur eines: Lassen Sie das „Danke“ zu einer Gewohnheit werden. Und vergessen Sie es übrigens nicht im alljährlichen Mitarbeitergespräch.

Bedanken Sie sich auch im Alltag – z.B. wenn jemand etwas für Sie holt oder nachschaut. Blicken Sie die Person dabei an. Wenn jemand besonders gut mitdenkt und Ihnen schon etwas vorbereitet hat, ohne dass Sie es ausdrücklich gewünscht haben, kommen Sie darauf zurück: „Frau Fit, vielen Dank, dass Sie das schon für mich bereitgelegt haben!”

Auch wenn wir uns manchmal erst dazu überwinden müssen, „Danke“ zu sagen: Überraschenderweise geht es uns danach selbst ganz hervorragend. Wenn Sie die Dankbarkeit wirklich empfinden, konzentrieren Sie sich automatisch auf das Angenehme und Gelingende in Ihrem Leben [3]. Das macht zufrieden, froh und glücklich. Und das wiederum ist übrigens hochgradig ansteckend: Sowohl Ihre Mitarbeiter als auch Ihre Kunden profitieren und fühlen sich wohl bei Ihnen. Sie kommen gerne und bleiben gerne.

Das Wort „Danke“ ist ein Geschenk. Es kostet nichts, macht munter, motiviert und erfreut die Beschenkten. Wenn Ihre Mitarbeiter sich also durch Ihr „Danke“ wertgeschätzt fühlen, führt dies letztlich dazu, dass sie auch in schwierigen Zeiten gute Leistungen erbringen [1].

Ute Jürgens, Kommunikationstrainerin und Einzelcoach, KomMed, 28865 Lilienthal, E-Mail: KomMed@freenet.de

Literatur

[1] Matyssek, A.K.: Danke! Mensch, sind wir froh, dass Sie bei uns arbeiten! Books on Demand GmbH: Norderstedt 2010

[2] Daimler, R.: Das Buch der Erlaubnis. Aus Liebe zu mir. Kösel-Verlag: München 2017

[3] Heinrich, J.: 101 ultimative Erfolgstipps. Ein Tipp pro Tag für Ihren persönlichen Erfolg. Books on Demand GmbH: Norderstedt 2017

Zu beziehen auch über den Deutschen Apotheker Verlag (Telefon 0711/2582 341, Telefax 0711/2582 290, E‑Mail: service@deutscher- apotheker-verlag.de).

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(21):12-12