Prof. Dr. Reinhard Herzog
Rund 43,4 Mrd. € (+3,1%) Bruttoumsatz, etwa 400 Mio. € davon aus dem Versandhandel, wurden 2016 quasi „unbereinigt“ auf rund 500 Mio. GKV-Rezeptblätter aufgetragen. Dies beinhaltet sämtliche Arzneimittel, Hilfsmittel und Rezepturen aus Apotheken vor allen Rabatten, Eigenanteilen und mit Mehrwertsteuer. Der Kostenaufwand für die GKV und der in der Apotheke effektiv ankommende Nettoumsatz weichen jedoch erheblich davon ab.
Segmental aufgegliedert wurden – auf Basis der Bruttowerte vor Rabatten – verordnet:
- 664 Mio. (+1,1%) Fertigarzneimittelverordnungen für 36,1 Mrd. € (+2,2%),
- 5,64 Mrd. € Nicht-Fertigarzneimittel (+9,6%), darunter stark wachsend 3,67 Mrd. € für Spezialrezepturen einschließlich Substitution (+13,5%),
- Praxisbedarf im Umfang von 1,41 Mrd. € (+0,3%).
Überraschend ist die Höhe der Rabatte und Zuzahlungen auf Krankenkassenebene brutto, in Abb. 1 als „Ersparnisse“ bezeichnet:
- 2.269 Mio. € Eigenanteile der Patienten
sowie nach endgültigen Rechnungsergebnissen der Kassen
- 1.098 Mio. € Apothekenrabatte,
- 1.708 Mio. € gesetzliche Herstellerrabatte,
- 3.888 Mio. € aus individuellen Rabattverträgen.
Das summiert sich inzwischen zu rund 9 Mrd. € oder über 20% der Apotheken-Listenpreise.
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Ganz anders sieht das Ergebnis auf Apothekenebene aus. Hier zählen die um die entsprechenden Rabatte und die Mehrwertsteuer bereinigten Nettoumsätze. Deren Verrechnung und Zuordnung ist eine Herausforderung, da sie auf verschiedenen Ebenen anfallen und in unterschiedlicher Weise in den publizierten Kontenklassen enthalten sind. So lässt sich der Gesamt-Nettoumsatz aller Apotheken mit der GKV einschließlich des (mit etwa 350 Mio. € netto noch geringen) Versands auf rund 35,6 Mrd. € taxieren bzw. auf 1,78 Mio. € je einzelne Apotheke. Rechnet man jedoch die etwa 250 spezialversorgenden Apotheken (insbesondere mit ihren Parenteralia) und den Versand heraus, verbleiben für die restlichen Apotheken noch gut 31,5 Mrd. € bzw. etwa 1,60 Mio. € (+3,5%) je „Normal-Apotheke“, entsprechend einem GKV-Umsatzanteil von etwa 72%.
Abb. 2 zeigt den spezifischen Umsatzvergleich je Apotheke der letzten Jahre unter Berücksichtigung der endgültigen Kassen-Rechnungsergebnisse sowie des Versands. Die erfreulichen Anstiege erklären sich aus dem Marktwachstum, aber auch aus wegfallenden Betrieben.
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Fertigarzneimittel machen mit 29,6 Mrd. € oder 1,48 Mio. € je Apotheke (ohne Praxisbedarf) naturgemäß den größten Anteil am GKV-Umsatz aus. Impfstoffe schlagen darin mit im Hinblick auf den Nutzen überschaubaren 1,14 Mrd. € brutto zu Buche. Dagegen setzen die Onkologika (Fertigarzneimittel und Rezepturen ambulant) mit 5,83 Mrd. € brutto ganz andere Umsatzmarken.
Die Packungswerte zeigen weiter nach oben, wenn auch diesmal mit abgeschwächter Dynamik. Die durchschnittliche GKV-Fertigarzneimittelpackung lag 2016 bei etwa 44,65 € netto auf Apothekenebene (+1,2%). Betrachtet man nur die Rx-Packungen, waren es etwa 48,00 €.
Die Top-Präparate
Basierend auf den Top 3.000 der verordnungsstärksten Präparate (decken 97,6% nach Menge und 89,7% nach Wert ab), ergeben sich aufschlussreiche Rekordhalter (Tab. 1).
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Nach Menge hat, neben den „Schmerzmittel-Klassikern“ Ibuflam® und Novaminsulfon Lichtenstein®, der Wirkstoff Ramipril Massenkonsum-Status erreicht. Allein die drei führenden Präparate mit diesem Wirkstoff umfassen unglaubliche 3,74 Milliarden Tagesdosen und 17,8 Mio. Verordnungen, was ein Millionenheer an Dauerverwendern impliziert. Mit fünf bis sechs Cent ist eine solche Tagesdosis (DDD) für die Krankenkassen aber ausgesprochen billig. Da spielen Präparate mit teils vierstelligen Tagestherapiekosten in einer ganz anderen Liga, auch wenn etliche davon (wie z.B. Actilyse®, Berinert® oder Ozurdex®) nur im Akutfall bzw. punktuell eingesetzt werden.
Nach absoluten Kosten führen immer noch die „Klassiker“ aus der Welt der Antikörper die Listen an. Präparate wie Xarelto® oder das neue Eliquis® dringen jedoch in diese Hochkostendomäne ein. Der frühere Umsatzstürmer Harvoni® hat, trotz noch Platz 4, mit minus 49% ganz erheblich auf 338 Mio. € (17,9 Tsd. Verordnungen) verloren. Die Gründe dafür: Etliche Konkurrenz- sowie Nachfolgepräparate und das „therapeutische Abarbeiten“ der dringlichen Hepatitis-C-Fälle – der erste „große Berg“ ist hier geschafft.
Literatur
Schwabe, U., Paffrath, D., et al. (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2017, Springer-Verlag: Berlin, 59,99 €, ISBN: 978-3-662-54629-1
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(22):4-4