Editorial

Was macht die Kunst?


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"mit einem Blick ein Weltbild erfassen, ist Kunst. Wie viel doch in ein Auge hineingeht", so der österreichische Schriftsteller Karl Kraus. Ob allerdings das Viele, das ins Auge hineingeht, immer Kunst ist, scheint fraglich: Werfen Sie doch mal einen Blick in verschiedene Schaufenster Ihrer Konkurrenz! Manche sehen zwar vermutlich tipptopp aus. Andere sind aber eventuell so chaotisch vollgestopft, dass es Ihnen – so sehr Sie auch Künstler sein mögen – einfach nicht gelingt, das "große Ganze" dahinter zu erkennen.

Dabei bieten gerade Schaufenster eine prima Möglichkeit, um potenzielle Kunden anzuziehen. So etwa sagte Marc Schumacher von der Agentur Liga Nova unlängst in der Stuttgarter Zeitung, dass "Schaufenster in ihrer Relevanz und Bedeutung vielleicht niemals größer waren." Vor allem, wenn darin gute Ideen ästhetisch umgesetzt würden, sei das ein großes Plus gegenüber dem E-Commerce.

Im selben Bericht stößt eine Sprecherin der Nobelmarke Hermès ins gleiche Horn: Schaufenster würden mehr zur Straße als zum Geschäft gehören und seien daher "Botschafter" nach außen – 24/7! Sie sollten "die Passanten überraschen, ihre Fantasie anregen und Emotionen auslösen" – was Hermès z.B. in den Schaufenstern der kürzlich eröffneten Stuttgarter Boutique auch mit Kunst versucht: Hier dienen Papierskulpturen des Mailänder Designers Luca Sacchi als Blickfang.

Und wie sieht Ihr eigenes Schaufenster bei objektiver Betrachtung aus? Gibt es Optimierungspotenzial? Dann könnten Sie ja vielleicht auch Kunst als ein Gestaltungselement einsetzen – am besten aber wohl so, dass sich selbst für Nicht-Künstler-Blicke ein konsistentes Bild Ihrer Apothekenwelt ergibt.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(23):2-2