Helmut Lehr
Wenn Sie es Ihren Mitarbeitern ermöglichen, ein (Hybrid-)Elektrofahrzeug (E-Auto) während der Arbeit "an einer ortsfesten betrieblichen Einrichtung" aufzuladen, ist dieser Vorteil kein steuerpflichtiger Arbeitslohn. Das gilt auch für betriebliche Ladevorrichtungen, die Sie den Mitarbeitern zur privaten Nutzung überlassen. Allerdings müssen Sie diese Vorteile zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gewähren – klassische Gehaltsumwandlungen sind also schädlich (vgl. auch AWA 4/2021).
Das Bundesfinanzministerium (BMF) hat die Steuerbefreiung kürzlich präzisiert und nochmals klargestellt, dass auch Elektrofahrräder zu den begünstigten Fahrzeugen zählen, wenn sie sich verkehrsrechtlich als Kraftfahrzeug einordnen lassen (Schreiben vom 29.09.2020, Aktenzeichen IV C 5 – S 2334/19/10009 :004). Damit sind zunächst E-Bikes gemeint, deren Motor auch Geschwindigkeiten über 25 km/h unterstützt.
Hinweis: Aus Billigkeitsgründen bleibt der Ladevorgang an der Arbeitsstätte aber auch bei solchen E-Bikes lohnsteuerfrei, die verkehrsrechtlich nicht als Kraftfahrzeug einzuordnen sind (bei denen also u.a. keine Kennzeichen- und Versicherungspflicht besteht). Ebenso gilt die Steuerbefreiung für Elektrokleinstfahrzeuge wie E-Scooter.
Privat- und Firmenfahrzeuge begünstigt
Für die lohnsteuerliche Vergünstigung spielt es nach Ansicht der Finanzverwaltung grundsätzlich keine Rolle, ob
- das private E-Fahrzeug eines Mitarbeiters oder
- ein zur (privaten) Nutzung überlassener Dienstwagen
vor Ort im Betrieb geladen wird. Wird der geldwerte Vorteil aus der Privatnutzung eines Firmenwagens allerdings nach der "1%-Regelung" ermittelt, ist damit der weitere Vorteil aus der Bereitstellung des Ladestroms bereits abgegolten. Die zusätzliche Steuerbefreiung wirkt sich dann im Ergebnis nicht mehr aus.
Hinweis: Generell ist die Steuerbefreiung weder auf einen Höchstbetrag noch nach der Anzahl der begünstigten Fahrzeuge begrenzt – insbesondere wenn jemand über ein E-Auto und ein E-Bike verfügt.
Überlassung oder Übereignung?
Das BMF hat ausdrücklich betont, dass nur die zeitweise Überlassung der Ladevorrichtung begünstigt ist. Das heißt: Übereignen Sie Ihren Mitarbeitern eine komplette Ladevorrichtung, ist dies steuerpflichtig – wenngleich Sie dann die Möglichkeit haben, die Lohnsteuer mit 25% zu pauschalieren.
Zur Ladevorrichtung zählt die Finanzverwaltung die gesamte Ladeinfrastruktur einschließlich Zubehör sowie die in diesem Zusammenhang erbrachten Dienstleistungen, wie z.B.
- den Aufbau (inklusive notwendigen Vorarbeiten, wie etwa das Verlegen eines Starkstromkabels),
- die Inbetriebnahme und
- die Wartung der Vorrichtung.
Stromkosten der Mitarbeiter
Aus Ihrer Sicht als Arbeitgeber ist eigentlich jegliche betriebsfremde Nutzung der Ladevorrichtung durch den Arbeitnehmer eine begünstigte "private" Nutzung. Steuerfrei ist der Ladevorgang deshalb auch dann, wenn der Mitarbeiter das E-Fahrzeug anschließend benutzt, um z.B. zu seinem Vermietungsobjekt zu fahren.
Wenn Sie Ihren Mitarbeitern private Stromkosten erstatten, die diese für ihr eigenes E-Fahrzeug selbst verausgabt haben, führt das zu steuerpflichtigem Arbeitslohn. Handelt es sich um einen E-Firmenwagen, der vom Arbeitnehmer auch privat genutzt werden darf, gilt die Erstattung hingegen als lohnsteuerfreier Auslagenersatz (§3 Nr. 50 Einkommensteuergesetz).
Aus Vereinfachungsgründen hat die Finanzverwaltung Pauschalen für die Erstattung des steuerfreien Auslagenersatzes veröffentlicht (vgl. hierzu auch AWA 8/2020). Diese Pauschalen sind zu Jahresbeginn deutlich angehoben worden und sollen in dieser Form zunächst bis einschließlich 2030 gelten (Tabelle 1).
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Kosten abgegolten
Mit dem pauschalen (lohnsteuerfreien) Auslagenersatz sind sämtliche Kosten des Arbeitnehmers für den Ladestrom des Firmenwagens abgegolten. Wenn Sie zusätzlichen Auslagenersatz gewähren möchten, z.B. in Höhe der nachgewiesenen tatsächlichen Kosten, ist dies nach Ansicht der Finanzverwaltung nicht zulässig – soll wohl heißen: Steuerpflichtig!
Natürlich haben Sie auch die Möglichkeit, dem Mitarbeiter "nur" die tatsächlich entstandenen Kosten gegen einen Nachweis zu erstatten. Rein praktisch wird der Nachweis allerdings wohl eher selten erbracht werden, sodass der pauschale Auslagenersatz vorzugswürdig sein dürfte.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(05):16-16