Bittere Wahrheit

Liebe Leserinnen und Leser,

so gerne wir diese bittere Wahrheit auch verdrängen möchten: Fakt ist, dass die Belange der Apotheker im politischen Berlin unter Prio F bis G rangieren. Ein kurzer Blick auf die beiden Hauptakteure genügt: Da ist zum einen unser Bundeswirtschaftsminister, der sich voll und ganz dem Ziel verschrieben hat, mit tumber grüner Planwirtschaft das Weltklima zu retten. Zum anderen hat sich unser Bundesgesundheitsminister mit seiner erratischen Permanent-Flickschusterei am Gesundheitssystem so viele Feinde gemacht, dass es auf die Apotheker mit Sicherheit auch nicht mehr ankommt. Zumal er seine Geringschätzung gegenüber unserem Berufsstand unverhohlen kundtut.

Erschwerend hinzu kommt, dass erfolgreiche Unternehmer in unserer auf Umverteilung gepolten Gesellschaft per se schon als nimmersatte Kapitalisten abgekanzelt werden. In einem solchen Klima ist die Forderung eines Berufsstands mit einem Durchschnittsverdienst von150.000 € p. a. nach mehr Geld alles andere als leicht vermittelbar. Das umso mehr, als sich in den Medien das (freilich falsche) Bild des raffgierigen Apothekers hartnäckig hält. Die enorme Belastung der Inhaber und Apothekenleiter insbesondere während der Pandemie, die massiv steigenden Betriebskosten, der eklatante Personalmangel, der erdrückende bürokratische Ballast und eine Grundvergütung, die seit knapp 20 Jahren de facto gleichgeblieben ist – wen interessiert‘s?

Um in der politischen Prioritätenskala aufzusteigen, braucht es harte Überzeugungsarbeit auf allen politischen Ebenen – insbesondere bei den Publikumsmedien. Ziel sollte es sein, das falsche Bild in den Köpfen zu revidieren und Vor-Ort-Apotheken als unverzichtbare Gesundheitsdienstleister, deren Kompetenz weit über das „Pillenschubsen“ hinausgeht, zu verankern. Das ist freilich ein dickes Brett, das nur die ABDA bohren kann und muss.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner