Prof. Dr. Reinhard Herzog
Liebe Leserinnen und Leser,
auf rund 314 Milliarden Euro taxierte jüngst der GKV-Schätzerkreis die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für 2024, ein Plus von 5,8 %. Je Versicherten, die um 0,2 % auf 74,8 Millionen zunehmen sollen, werden die Ausgaben um 5,6 % auf fast 4.200 € steigen. 13,3 Mrd. € (+4,1 %) entfallen auf die Verwaltung. Jeder weiß, dass die tatsächlichen Verwaltungs- und Bürokratiekosten an der Basis ein Vielfaches betragen. Immerhin soll die Bemessungsbasis (Löhne und Renten) um 5,4 % auf 1.794 Mrd. € wachsen, ein Plus von absolut 93 Mrd. €, davon allein 17 Mrd. € mehr Renten. Fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung dient als Beitragsgrundlage. Der Fehlbetrag der Kassen soll sich um gut 7 Mrd. € erhöhen, bzw. wird durch höhere Zusatzbeiträge aufgefangen. Scherz am Rande: In der Prognose ist das geforderte12-Euro-Packungshonorar (Mehrkosten rund 3,3 Mrd. €) natürlich nicht enthalten, sonst stiegen die Ausgaben um gut einen Prozentpunkt mehr.
Ungeachtet aller Krisen und Verwerfungen läuft der (Sozial-)Apparat also noch auf Hochtouren. Höheres Bürgergeld, Hilfspakete hier und da, Subventionen, als gäbe es kein morgen. Als Krankheitsbild wäre die „Subventionitis“ wohl ein hoffnungsloser Fall.
Da ist es nur wohlfeil, selbst etwas abzubekommen, bevor die Ausgabenparty vorbei ist. Und deren Ende zeichnet sich ab. An der Bar heißt es langsam „letzte Runde“, und der DJ beginnt, die Auskehrer-Songs aufzulegen. Die wirtschaftlichen Einbrüche kommen näher, an der Börse brauen sich erste Gewitter zusammen. Die Zeit wird knapp, will man noch beim letzten Ausschank dabei sein. Mal wieder droht der Berufsstand an schlechtem Timing und zu zögerlicher Strategie zu scheitern.
So bleibt es beim „survival of the fittest“ – wer den Kopf deutlich über der Durchschnittslinie hält, profitiert von den noch größeren Problemen der anderen. Wie weit das gehen könnte, zeigt eine Analyse der erforderlichen Apothekenzahlen einige Seiten weiter.
Bleiben Sie trotz November-Grau frohgemut,
herzlichst,
Ihr
Prof. Dr. Reinhard Herzog
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