Liebe Leserinnen und Leser,
was haben Superlative und Drogen gemeinsam? Beide nutzen sich schnell ab, sodass die Dosis erhöht werden muss. Insoweit hat die ABDA-Kommunikation in der festgefahrenen Honorardebatte längst „Heroin-Status“ erreicht. Kleine „Kostprobe“ gefällig – jeweils O-Töne der kämpferischen ABDA-Präsidentin: „Herr Lauterbach, Sie wollen das bewährte Apothekensystem gänzlich zerstören“. Klingt nach Flächenbombardement mit Streumunition. Aber wir haben zurückgeschossen und durch unsere Geschlossenheit beim Protest am 14. Juni „die Politik völlig aus dem Tritt gebracht“. Da taumeln sie im politischen Berlin vor sich hin, schwer traumatisiert von den Apothekenstreiks, unfähig, noch einen geraden Satz über ihre Lippen zu bringen ...
Gerade das zweite Zitat ist Ausdruck einer maßlosen Selbstüberschätzung: Fakt ist, dass der Bundesgesundheitsminister unsere Standesvertretung eiskalt abblitzen lässt, weil er die Honorarforderungen in ihrer Höhe für maßlos überzogen hält. Eine präzise Psycho-Diagnose dieses fortgeschrittenen Realitätsverlusts hat Prof. Dr. Reinhard Herzog im letzten AWA geliefert: „Anflüge von kognitiver Dissonanz, kenntlich an der Differenz von Fremd- und Eigenwahrnehmung“. Wobei „Anflüge“ eine starke Untertreibung ist.
Ganz im Gegenteil verzichtet eine professionelle Lobbyarbeit auf schrille, aggressive Töne. In ihrem Artikel „Der Ton macht die Musik“ beschreibt Daniela Hühold, die selbst aus der politischen Interessenvertretung kommt, worauf es tatsächlich ankommt, um seine Anliegen erfolgreich durchzusetzen. Ihre Kernaussage: „Unabhängig von politischen Differenzen und schwierigen Gesprächspartnern ist eine sachliche, respektvolle Kommunikation wichtig, die die Beziehung zum Gegenüber nicht zerstört, Brücken abreißt und damit den eigenen Interessen nachhaltig schadet.“ Das klingt wie ein diametraler Gegenentwurf dessen, was wir gerade Tag für Tag an verbalen Superlativen von der Apotheker-Protestfront serviert bekommen.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr
Dr. Hubert Ortner
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