Nicolas Klose
Die sozialen Medien gewinnen zunehmend an Bedeutung - auch bei der Personal-Rekrutierung. (© AdobeStock/Aleksei)
Apotheken stellen eine zentrale Säule des Gesundheitssystems dar. Sie versorgen die Menschen flächendeckend und rund um die Uhrzeit mit Arzneimitteln. Doch zahlreiche Apotheken stehen vor einer großen Herausforderung: Es fehlt ihnen an gutem Personal. Viele Experten sehen in dem akuten Fachkräftemangel das derzeit größte Problem – mit noch gravierenderen Folgen für die Zukunft als die hartnäckig verweigerte Honorarerhöhung. Es stellt sich deshalb die Frage: Was können Sie als Apothekeninhaber bzw. -leiter tun, um Ihre Offizin für potenzielle Fachkräfte attraktiv zu machen – und somit in Zukunft profitabel zu bleiben oder sogar die Profitabilität zu steigern?
Analysiert man die Hintergründe, warum sich manche Betriebe so schwertun, neues Personal zu finden, während anderen neue Mitarbeiter scheinbar nur so „zufliegen“, dann fällt ein Aspekt besonders ins Auge: Apotheken mit einer starken Social-Media-Präsenz tun sich deutlich leichter damit, qualifiziertes Personal zu finden! Davon können sich viele Inhaber einiges abschauen.
Ein solides digitales Fundament aufbauen
Über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte waren die meisten Apothekeninhaber in der „glücklichen“ Lage, dass sie ohne großen Aufwand neue Fachkräfte gewinnen konnten: Oft hat eine Ausschreibung in der Kammer oder eine Zeitungsannonce gereicht, um qualifizierte Bewerbungen zu erhalten. Wobei man besser nicht von „Glück“ sprechen sollte, denn aus eben diesem Grund haben sie nie gelernt, wie sie Personal aktiv und nachhaltig gewinnen können. Genau das fällt vielen Apothekern nun auf die Füße.
Deshalb gilt es nun, neue Wege zu beschreiten – nicht nur, aber vor allem in der Mitarbeitergewinnung (neudeutsch Personal Recruiting). Um in der digitalen Welt erfolgreich zu sein, reicht es nicht mehr aus, nur offline zu suchen und darauf zu hoffen, dass ein neuer guter Mitarbeiter „zufällig anklopft“. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen man als Apothekeninhaber seine Mitarbeiter hier und da das Social-Media-Profil pflegen lässt – vorausgesetzt dass man überhaupt in den sozialen Medien aktiv ist. Eine starke Online-Präsenz spielt spätestens seit der Einführung des E-Rezeptes eine Schlüsselrolle – sowohl in der Kundenansprache und -Bindung als auch in der Personalgewinnung.
Die grundlegende Basis einer soliden Online-Präsenz bilden die Website und ein gepflegtes Google-Profil, auf dem idealerweise die positiven Rezensionen überwiegen. Apotheken, die selbst diese „Basics“ nicht vorweisen können, sollten schleunigst handeln und ihren digitalen Rückstand aufholen. Sonst laufen sie Gefahr, in kürzester Zeit nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. Wer zukünftig noch gutes Personal gewinnen möchte, sollte außerdem über eine ansprechende Karriereseite verfügen. Ein emotional aufgeladener Recruiting-Film rundet das Online-Fundament ab. Damit ist die Basis gelegt, um in Zeiten von E-Rezept und fortschreitender Digitalisierung qualifizierte Kandidaten für sich zu gewinnen. Denn zunehmend suchen und vergleichen Bewerber potenzielle Arbeitgeber online untereinander.
Authentische Einblicke in den Apothekenalltag geben
Wenn das Fundament steht, geht es an den Aufbau einer ansprechenden Social-Media-Präsenz. Dazu zählen Profile auf unterschiedlichen Plattformen wie LinkedIn, Facebook, Instagram oder Tiktok. Was viele Apotheker immer noch als „Kür“ betrachten, hat sich längst zur „Pflicht“ entwickelt, um den Anschluss in der digitalen Welt nicht zu verpassen. Social Media sind insofern auch für die Apothekenbranche kein Nice-to-have mehr, sondern längst zum Must-have geworden.
Ein guter Social-Media-Auftritt zeichnet sich durch mehrere Schlüsselfaktoren aus: Zuerst sollten Apotheken über diese Kanäle authentische Einblicke in ihren Alltag sowie zum Team geben. Menschen möchten auf einer persönlichen Ebene angesprochen werden und nicht nur reine Produktpräsentationen sehen. Dabei spielt die Qualität der Inhalte eine entscheidende Rolle: Sowohl Bilder als auch Videos sollten qualitativ hochwertig sein, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen und zu halten. Vor allem Videos funktionieren in den sozialen Netzwerken sehr gut, da sie Nutzer dazu anregen, sich aktiv einzubringen, beispielsweise in Form von Kommentaren.
Wichtig ist auch, den Social-Media-Auftritt kontinuierlich zu pflegen und regelmäßige Beiträge zu posten. Auf diese Weise signalisiert man den Nutzern Zuverlässigkeit. Hierzu sollte man alle verfügbaren Funktionen der Plattform wie Stories, Reels und Bilder nutzen, um Menschen auf verschiedene Art und Weise anzusprechen. Über gezielte Werbeanzeigen lässt sich die Reichweite zusätzlich ausweiten.
Drei Tipps für die Praxis
Der Aufbau einer professionellen Online-Präsenz ist ein erster wichtiger Schritt, um sich zukunftsfähig aufzustellen, den digitalen Anschluss nicht zu verpassen und auch neue Talente zu überzeugen. Darüber hinaus sollten Sie als Apothekeninhaber Ihre internen Arbeitsstrukturen zeitgemäß anpassen, durch eine transparente Kommunikation das Vertrauen stärken und die Marketingaktivitäten kritisch hinterfragen. Damit schaffen Sie eine solide Basis für eine wirtschaftlich positive Entwicklung Ihres Betriebs.
Tipp 1: Mitarbeiter richtig einarbeiten und führen
Die Mitarbeiterführung ist ein wesentlicher Aspekt für den Erfolg eines jeden Unternehmens. Dabei schaffen einheitliche Prozesse und Strukturen Klarheit im Arbeitsalltag. Hilfreich kann auch eine digitale Schulungsplattform sein, die nicht nur die Einarbeitung neuer Mitarbeiter erleichtert, sondern auch als ständiges Nachschlagewerk für das bestehende Team dient.
Tipp 2: Das Vertrauen im Team stärken
Eine transparente Kommunikation mit dem Team ist entscheidend, um das gegenseitige Vertrauen zu stärken und den Mitarbeitern das Gefühl von Sicherheit zu geben. Indem man als Inhaber demonstriert, dass man das Ruder fest in der Hand hält, vermittelt man den Mitarbeitern das nötige Vertrauen in die Zukunft.
Dies stärkt nicht nur den Zusammenhalt innerhalb des Teams, sondern bestärkt die Mitarbeiter auch in dem Glauben, dass sie mit einem guten Chef zusammenarbeiten.
Tipp 3: Sinnlose Marketingaktivitäten beenden
Definitiv lohnenswert ist eine selbstkritische Analyse der eigenen Marketingaktivitäten. Nicht selten offenbart eine solche, dass erhebliche Summen für Aktivitäten ausgegeben werden, die wenig bis keinen messbaren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Traditionelle Maßnahmen wie die Produktion von Jahreskalendern oder das Versenden von Grußkarten an Kunden, die einst als unerlässlich galten, erweisen sich heute oft als Kostenfresser. Ähnlich verhält es sich mit Newslettern.
Zwei Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Wie positiv sich ein professioneller Social-Media-Auftritt tatsächlich auswirken kann, zeigt ein Blick in die Praxis. Die Veränderungen erlebte unter anderem Marco Abel, Inhaber der Kirchrain-Apotheke im nordhessischen Großalmerode. Zwar hat er in seinem regionalen Umfeld keine direkte Konkurrenz, denn weit und breit gab es keine andere Apotheke. Doch dieser Umstand machte es für Abel auch besonders schwer, an Personal zu kommen. In den letzten zwei Jahren suchte er zunehmend verzweifelt nach Fachkräften. „Die Wende brachte schließlich der strategische Aufbau einer Social-Media-Präsenz und ein gezieltes Arbeitgebermarketing“, so der Inhaber. „Damit gelang es uns, schrittweise Vertrauen aufzubauen.“ Über den Aufbau einer professionellen Online-Präsenz, der bereits ein Jahr andauert, konnte nicht nur eine neue Apothekerin rekrutiert, sondern auch endlich aus einer qualifizierten Auswahl von drei Kandidaten eine PTA eingestellt werden. In weiterer Folge konnte Marco Abel auch noch zahlreiche Kandidaten für PKA-Azubis sowie Praktikanten für seine Apotheke gewinnen.
Auch Viola Mangelmann, die Betreiberin zweier Apotheken in ländlicher Umgebung nahe Frankfurt, hatte Schwierigkeiten, neues Personal für ihre eher abgelegenen Standorte zu gewinnen. Trotz zahlreicher Versuche, Mitarbeiter zu rekrutieren, blieben ihre Bemühungen lange Zeit erfolglos – bis sie ihre Strategie änderte. Innerhalb eines Jahres baute sie gezielt ihre Arbeitgebermarke auf. Das Ergebnis waren sieben qualifizierte Bewerbungen und drei eingestellte Fachkräfte. „Die innovative Art der Personalsuche durch professionell erstellte Social-Media-Auftritte hat mich überzeugt“, so die Inhaberin. „Das Konzept ist sehr gut durchdacht und umfasst neben professionellen Bild- und Videoaufnahmen auch die Erstellung von Image- und Werbeanzeigen samt Auswertung.“ Ein unerwarteter positiver Nebeneffekt sei der große Zuspruch, den man dank einer professionellen Social-Media-Präsenz von den Kunden erhalte.
Sowohl Marco Abel als auch Viola Mangelmann vertrauten bei ihrer Umstellung auf ein modernes Personal Recruiting über neue digitale Kanäle auf die Expertise der Klose Consulting GmbH.
Nicolas Klose, Geschäftsführer, Klose Consulting GmbH, E-Mail: kontakt@kloseconsulting.de
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2024; 49(10):12-12